Handwerk Archiv
Foto: handwerk.com

Tausende Euro mehr im Jahr

So viel kostet Sie die Rentenreform

Teures Rentengeschenk: 1000 Euro pro Jahr und Mitarbeiter könnte die Rentenreform jeden Handwerksbetrieb kosten, warnen zwei Verbände. Wird es wirklich so schlimm?

Mütterrente und Rente mit 63 sind beschlossen, voraussichtlich am 1. Juli tritt das Reformpaket in Kraft. Wie hoch die finanzielle Mehrbelastung werden könnte, haben jetzt der Baugewerbe-Verband Niedersachsen und der Verband des Tischlerhandwerks Niedersachsen/Bremen ausgerechnet.

1.000 Euro mehr pro Mitarbeiter?!

Demnach beläuft sich die Zusatzbelastung auf 1.000 Euro pro Mitarbeiter und Jahr. Ein Unternehmen mit zehn Mitarbeitern zahlt folglich 10.000 Euro im Jahr drauf.

Die beiden Handwerks-Verbände stützen ihre Berechnungen auf Zahlen des Forschungszentrums Generationenverträge der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Und so sieht die Rechnung aus: Aktuell liegt der Rentenbeitragssatz bei 18,9 Prozent. Allein wegen des demografischen Wandels soll der Beitragssatz bis 2030 auf 23 Prozent steigen.

Die Mehrbelastung durch Mütterrente und Rente mit 63 führe zu einem zusätzlichen Beitragsanstieg um 2,1 Prozentpunkte auf 25,1 Prozent. Daraus resultiert laut den Verbänden die jährliche Mehrbelastung von 1032 Euro für einen Gesellen und 1170 Euro für Spezialfacharbeiter im Baugewerbe.

Nächste Seite: Selbst wenn es günstiger wird – warum die Frühverrentung ein Problem bleibt.

Allerdings teilen nicht alle Experten die Meinung des Forschungszentrums Generationenverträge zur Beitragsentwicklung bis 2030.

Wirtschaftsanalyst Prognos beispielsweise hat zusammen mit Handelsblatt Research am 15. April eine Studie über die Zukunft der Altersvorsorge veröffentlicht. Laut ihren Prognosen steigt der Beitragssatz trotz des Rentenpakets nur auf 22,7 Prozent und nicht auf 25,1 Prozent, wie vom Forschungszentrum Generationenverträge berechnet.

Doch selbst dann bleibt die Reform ein Problem für die Betriebe. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) warnt schon lange vor den Folgen des Rentenpakets. Die Frühverrentung führe dazu, dass Unternehmen wichtige Mitarbeiter zwei Jahre früher verlieren, befürchtet ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer. Immerhin brauche man die erfahrenen Arbeitnehmer dringend. Für Wollseifer sind Mütterrente und Rente mit 63 ein „klarer Fall von politischer Realitätsverweigerung“.

Was denken Sie?
Sollte die Erziehungsarbeit in der Rente berücksichtigt werden? Und sollte ein Mitarbeiter, wenn er volle 45 Jahre gearbeitet hat, ohne Nachteile fürchten zu müssen, mit 63 in Rente gehen dürfen? Kommentieren Sie hier. (deg)

Zwei Hintergründe zum Rentenpaket

Hintergrund Mütterrente: Aktuell erhalten Mütter, die nach 1992 ein Kind zur Welt gebracht haben einen Rentenzuschuss von maximal 84,42 Euro monatlich. Wurde das Kind vor 1992 geboren gibt es nur ein Drittel des Geldes. Die neue Mütterrente verringert das Ungleichgewicht zwischen den Jahrgängen vor und nach 1992: Wer vor 1992 ein Kind zur Welt gebracht hat, soll nun immerhin zwei Drittel des Rentenzuschusses bekommen, also maximal 56,28 Euro.

Hintergrund Frühverrentung: Die abschlagsfreie Rente mit 63 gilt nur für Menschen, die 45 Jahre lang Beiträge in die Rentenkasse eingezahlt haben und vor 1953 geboren sind. Sie haben damit beispielsweise vom 18. bis zum 63. Geburtstag gearbeitet. Abschlagsfrei bedeutet, dass sie keine Verringerung ihrer Rente trotz früheren Renteneintritts fürchten müssen.

Das könnte Ihnen auch gefallen: