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Mikrobeteiligungen

Starthilfe für den Kredit

Sie wollen investieren, doch Ihre Bank zögert bei der Finanzierung? Dann könnte eine Mikrobeteiligung für den nötigen Anschub sorgen. Und die bekommt man leichter, als man denkt.

2014 hatte Andreas Grinke ein echtes Problem. Gerade einmal drei Jahre war seine Firma da am Markt, die „Grinke Zerspanungstechnik“ im niedersächsischen Wietmarschen. An der Auftragslage lag es nicht, sondern an der Technik: Eine CNC-Maschine hatte den Geist aufgegeben, mit der anderen konnte seine Firma, die Grinke Zerspanungstechnik im niedersächsischen Wietmarschen, die Arbeit nicht bewältigen. Doch für eine neue Maschine fehlte ihm das Kapital und einen Kredit lehnte seine Hausbank ab. „Ohne Eigenkapital wollte sich die Bank darauf nicht einlassen“, erinnert sich der Unternehmer. Doch Grinke hatte Glück: Gerade erst hatte die Bundesregierung ein neues Förderinstrument geschaffen – genau für solche Fälle.

 „Mikromezzaninefonds Deutschland“ nennt sich das Förderprogramm, das Grinke half: Mezzanine und Mezzanine-Kapital sind Sammelbegriffe für alle Finanzierungsformen, bei denen es sich eigentlich um Fremdkapital handelt, die aber wie Eigenkapital des Unternehmens wirken. Genussscheine zählen dazu und stille Beteiligungen. Der Investor stellt Kapital zur Verfügung, Mitspracherechte erhält er nicht.

Das Problem beim Mezzanine-Kapital: Je kleiner das Unternehmen und der Kapitalbedarf, desto schwerer lassen sich solche Investoren finden.

Beteiligungen bis 50.000 Euro
Da setzt Mikromezzaninefonds an: Es bietet Beteiligungen zwischen 10.000 und 50.000 Euro für Investitionen und Betriebsmittel. Zielgruppe sind Klein- und Kleinstbetriebe, sowohl bestehende Unternehmen wie auch Gründer. Über die Investitionen entscheiden nicht renditeorientierte Privatinvestoren, sondern die Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften (MBG) der Bundesländer.

Eine neue Chance auf Kredite
Diese Mikrobeteiligungen stärken das Eigenkapital und die Bonität der Unternehmen. Solche Beteiligungen freuen Banken, Lieferanten und Leasinggeber – und erleichtern Verhandlungen erheblich.

So lief es auch für Andreas Grinke: Für eine komplette CNC-Maschine hätte die Mikrobeteiligung der Niedersächsischen MBG nicht ausgereicht. Doch mit der Zusage der MBG konnte er auch seine Hausbank von der Investition überzeugen. „Etwas mehr als die Hälfte haben wir mit der Beteiligung finanziert, die andere Hälfte hat die Hausbank finanziert.“

Kein Einzelfall, wie Beteiligungsmanager Marc Löffler von der niedersächsischen MBG berichtet. „Wir achten bei den begleiteten Vorhaben möglichst immer darauf, dass auch eine Bankentranche dabei ist – wenigstens eine kleine.“

Bei durchschnittlich 45.000 Euro liege das Beteiligungsvolumen pro Betrieb, sagt Löffler. Das sollte Unternehmen mit kleinerem Investitionsbedarf jedoch nicht abschrecken. Und es muss auch nicht immer eine CNC-Maschine sein. Einem Friseur, der einen Salon eröffnen will, fehlen noch 15.000 Euro für die Einrichtung? „Ja, das wäre möglich“, bestätigt Löffler. Ein Bäcker benötigt neue digitale Kassen für seine vier Filialen? „Auch das wäre vorstellbar“, sagt Löffler. Entscheidend seien jeweils das Konzept und die Finanzplanung, nicht die Branche.

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Ohne Sicherheiten – und mit begrenzter Haftung

Eine weitere Besonderheit des Mikromezzaninefonds: Die Betriebe müssen keine dinglichen Sicherheiten hinterlegen. Das steht so ausdrücklich in den Förderbedingungen. Und wie sieht es mit der persönlichen Haftung des Unternehmers aus? Die MBG Niedersachsen legt Wert auf die persönliche Haftung des Unternehmers, um „Mitnahmeeffekte“ zu vermeiden, sagt der Beteiligungsmanager. „Über den Umfang der Haftung entscheiden wir aber von Fall zu Fall.“

Die Kosten? "Nicht wenig"
Das Kapital steht den Betrieben maximal zehn Jahre zur Verfügung, danach müssen sie es zurückzahlen. Die Kosten pro Jahr: 8 Prozent Zinsen fest plus erfolgsabhängige 1,5 Prozent. Hinzu kommt ein einmaliges Bearbeitungsentgelt von 3,5 Prozent. Klingt ziemlich teuer, angesichts der Niedrigzinsen am Kapitalmarkt; wer zum Beispiel eine Immobilie beleiht, bekommt das Geld derzeit deutlich günstiger. Der Vergleich hinke, gibt Löffler zu bedenken, denn die MBG verzichte ja auf solche Sicherheiten. „Wenn ich mir ohne Sicherheiten am freien Markt einen Eigenkapitalinvestor suche, würde das deutlich teurer.“

Andreas Grinke sieht die Kosten mit gemischten Gefühlen: „Das ist schon nicht wenig, aber damals musste das gehen, und es funktioniert ja.“ Doch die Investition hat sich für ihn jedenfalls gelohnt. Grinke fertigt Fräs- und Drehbauteile für den industriellen Maschinenbau, von Einzelanfertigungen bis zur größeren Serienproduktion. Das Geschäft läuft so gut, dass der Unternehmer seitdem drei weitere neue CNC-Maschinen angeschafft hat.

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Auf einen Blick: Mikromezzaninefonds Deutschland

Zielgruppe:

  • Kleinstunternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitern und maximal 2 Mio. Euro Umsatz
  • Kleinunternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern und maximal 10 Mio. Euro Umsatz

Finanzierungsanlässe:
  • Gründung, Nachfolge oder Kauf eines Unternehmens
  • Investitionen
  • Betriebsmittel
  • Eigenkapitalstärkung

Ausgeschlossen sind:
  • Unternehmen in Schwierigkeiten
  • Sanierungen
  • Nachfinanzierungen
Beteiligungshöhe:  

10.000 bis 50.000 Euro



Absicherung:
  • Keine Sachsicherheiten
  • Unternehmerhaftung möglich
Kosten:
  • Gebühr: einmalig 3,5 % des Beteiligungsbetrags
  • Jährliche Vergütung: 8 % des Beteiligungsbetrags plus 1,5 % gewinnabhängig
Entscheidungskriterien für bestehende Unternehmen:
  • Positives wirtschaftliches Eigenkapital
  • Positives Jahresergebnis
  • Konzept und Finanzierungsplan sind nachvollziehbar
Anträge:

Die Anträge werden direkt bei den Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften des jeweiligen Bundeslandes gestellt. Dort gibt es auch weitere Informationen und Beratung.





(jw)

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