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Schluss mit Lustig

Sucht Euch doch einen anderen Sündenbock!

handwerk.com-Autor Jörg Wiebking wundert es nicht, dass DGB-Vize Sehrbrock dem Handwerk die Schuld am Fachkräftemangel in die Schuhe schieben will. Seine Diagnose: typisch Gewerkschafterin, typisch Lehrerin.

Liebe Ingrid Sehrbrock,

als Vollzeit-Gewerkschafterin und ehemalige Lehrerin müssen Sie natürlich die Verantwortung für den Fachkräftemangel bei den Unternehmen suchen. Das ist wohl eine Art natürlicher Beißreflex. Wer den nicht hat, wird beim DGB vermutlich nicht alt.

Aber mal unter uns: Von wegen, es gebe ja genügend ausbildungsreife Jugendliche! Es spielt überhaupt keine Rolle, wie viele Jugendliche die Bundesagentur für Arbeit als "ausbildungsreif" einstuft .

In der Praxis kommt es nur auf die Sicht der Unternehmen an. Sie müssen entscheiden, ob ein Jugendlicher als Azubi infrage kommt.

Für einen typischen kleinen Handwerker geht es letztlich darum, ob er sich einen Azubi leisten kann.

Wie kommen Sie also auf die Idee, dass ein paar Beamte oder Gewerkschafter das besser beurteilen können als ein Unternehmer? Die zahlen ja nicht drauf, wenn ein Azubi beim Kunden Mist verzapft oder teure Maschinen lahmlegt, obwohl man ihm alles zehnmal erklärt hat.

Schlimm finden wir nur, dass Sie mit solchen Äußerungen notwendige Umdenkprozesse verhindern. Am Ende glauben Lehrer und Eltern - also Ihre Gewerkschaftsmitglieder, und um die geht es Ihnen bei solchen Sprüchen ja - wirklich noch, dass Unternehmer verantwortlich dafür sind, wenn ein Schüler keinen Ausbildungsplatz bekommt.

Die Leidtragenden dieser Stimmungsmache sind letztlich die Jugendlichen, die hier mit Parolen abgespeist werden statt mit ernsthaften Alternativen.

Suchen Sie sich doch bitte einen anderen Sündenbock - oder noch besser: nach funktionierenden Lösungen. Handwerksbetriebe sind jedenfalls keine Reparaturbetriebe für Mängel im Schulsystem.

Es grüßt


Jörg Wiebking
- Redaktion handwerk.com -

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