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Tischler testet Transit Courier

Der Ford Transit Courier wirkt auf den ersten Blick wie zu heiß gewaschen. Doch blickt man genauer auf und unter seine Hülle, stellt man fest: Der ­Fiesta-Abkömmling ist zwar klein, aber oho. Tischlermeister Michael Böker hat ihn getestet.

Fords Cityflitzer im Praxistest

Ford Transit Courier-6

Vier Meter und neunzehn Zentimeter sind Gardemaße, um im Dschungel der Innenstädte den Kampf um den Parkplatz zu gewinnen. Zwei Komma drei Kubikmeter von Blech umhüllter Leerraum steht dem Handwerker als überdimensionale Werkzeugtasche zur Verfügung. Dabei darf Material und Monteur zusammen maximal 660 Kilo auf die Waage bringen.

Mut zur Farbe
Der Transit Courier komplettiert die Familie der Lastesel von Ford. Eine Nummer größer kämpft der Transit Connect um Aufträge. Noch mehr passen in den Transit Custom und natürlich in den großen Namensgeber der Reihe, den Transit. Doch hier ist vom kleinen Kölner die Rede. Der hat sich gleich einquartiert im Betrieb von Michael Böker. Der Tischlermeister aus Hannover hat eine Vielzahl seiner Kunden mitten in der Stadt, zudem ist er beschussfest in Sachen Farbe. Immerhin werden bei Böker nahezu alle Maschinen im eigenen Blauton umlackiert!

Daher hatte der Hannoveraner Tischler auch keine Probleme mit dem auffälligen Babyblau, in dem sich der kleine Cityflitzer in den Norden traute.

Tür im Dach? Welche praktischen Überraschungen der kleine Ford parat hat, lesen Sie auf der nächsten Seite.

Tür im Dach

Die Farbe ist nicht das einzig Auffällige am Transit Courier. Während die Front der ursprünglichen Basis des Ford Fiesta folgt, ist der für Handwerker relevante Nutzlastbereich ganz neu gestaltet. Zwei vollwertige Schiebetüren zieren den Wagen, die auch bei Tester Böker und seiner Crew gut ankommen. Kein Wunder, dass ihr Urteil über den Laderaum aus einem knappen „gut“ besteht. Der ist zwar klein und mit seinen maximal 162 Zentimetern nicht geeignet, um Türen zu transportieren. Doch die Zugänglichkeit ist extrem gut, gerade beim Transport von Werkzeug und Verbrauchsmaterialien.

Dazu passen die pfiffig konstruierten Hecktüren. Die sind asymmetrisch und öffnen bis ins Dach hinein. Das vergrößert den Zugriff, ohne die Ladekapazität einzuschränken. Einziger Kritikpunkt der norddeutschen Tischler: In der festen Rückwand wünscht man sich ein größeres Fenster, um mehr Überblick zu bekommen. Und das fehlende Fenster in der rechten Schiebetür ist ein echtes Sicherheits­risiko, denn gerade beim Rechtsabbiegen werden Radfahrer schnell übersehen. Doch das teilt der Courier mit zahlreichen anderen Transportern.

Motor mit Mini-Hub
Gänzlich ohne Kritik ist der Ford-Flitzer, wenn es um die Fortbewegung selber geht. Denn der preisgekrönte Eco-Boost-Dreizylinder-Benziner mit nur einem Liter Hubraum und 100 PS geht forsch zur Sache und zaubert den Fahrern des 1115 Kilo leichten Mobils ein Grinsen aufs Gesicht. Dazu passt die knackige Straßenlage und das exakt zu schaltende Fünfgang-Getriebe. 5,4 Liter pro 100 gefahrene Kilometer sind durchaus realistisch, mäßigt man die mögliche sportliche Gangart. Für den Stadtverkehr okay, Vielfahrer greifen allerdings mit Sicherheit lieber zu den Dieseln mit 75 oder 95 PS.

Für Manöver rund um Parkplatz oder Einfahrt wichtig: Der Wendekreis fällt mit knapp über zehn Metern erfreulich klein aus. Parkpilot und Rückfahrkamera sorgen für beulenfreie Manöver immer dann, wenn es rückwärts eng wird, und sind sinnvolle Extras, welche sich schon nach der ersten vermiedenen Feindberührung bezahlt machen.

173 Stundenkilometer schafft der Mini-Motor mitsamt Fahrzeug. Für Michael Böker ein Wert, der den Ford nicht nur zum Innenstadtauto macht: „Mit dem kann man auch lange Strecken bequem fahren.“

Und wie schneidet der Ford vorn im Cockpit ab? Lesen Sie auch die letzte Seite.

Innen mit Komfort

Wozu natürlich auch der Innenraum der Fahrgastzelle seinen Teil beiträgt. Die Sitze finden Böker und seine Kollegen allesamt komfortabel, der Materialeindruck gefällt den Handwerkern und die Bedienung erschließt sich den mobilen Kollegen ebenfalls. Ein Kritikpunkt ist der ford-typische Mini-Monitor des Navis, der einen direkt wieder in die Steinzeit der elektronischen Navigation zurückbeamt.

Unter dem Strich fällt die Liste der Kritikpunkte am kleinen Kölsch aus Köln erfreulich kurz aus. Umso länger ist das Wartungsintervall. Nur alle 30 000 Kilometer will der Courier in die Service-Werkstatt. Und mit Preisen ab 11 990 Euro exkl. MwSt. wird auch der Sparsamste unter den Handwerkern ziemlich zufrieden sein.

(lo)

Steckbrief
Name: Ford Transit Courier
Motor: 1,0-l-Dreizylinder Eco-Boost-Benziner
Getriebe: 5-Gang
Verbrauch: 5,4 l/100 km
Höchstgeschwindigkeit: 173 km/h
Preis: ab 11 990 € (exkl. MwSt.),
Testwagen ab 13 490 € (exkl. MwSt.)

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