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Trotz Qualifikation außen vor

Ralf Janssen versteht die Welt nicht mehr: Der Gebäudeenergieberater darf keinen Energiepass ausstellen. Die neue Energieeinsparverordnung schließt ihn aus – genau wie viele andere Handwerksmeister.

Ralf Janssen versteht die Welt nicht mehr: Der Gebäudeenergieberater darf keinen Energiepass ausstellen. Die neue Energieeinsparverordnung schließt ihn aus genau wie viele andere Handwerksmeister.

Gerade wenige Tage war es her, dass Janssen sein Zertifikat als Gebäudeenergieberater von der Handwerkskammer Aurich (Niedersachsen) erhalten hatte. Da beschied die Bundesregierung die neue Energieeinsparverordnung: Der ursprüngliche Entwurf hatte eine breite Gruppe von Handwerksmeistern mit Zusatzqualifikation als Ausweis-Aussteller zugelassen. Jetzt stehen nur noch wenige Berufe auf der Liste.

Welche geprüften Gebäudeenergieberater des Handwerks dürfen ab 2008 die nach europäischen Vorgaben einzuführenden Energieausweise für den Gebäudebestand ausstellen? Maurer, Betonbauer, Zimmerer, Dachdecker, Wärme-, Kälte- und Schallschutzisolierer, Installateure und Heizungsbauer, Schornsteinfeger das war es. Tischler, Glaser, Maler und Elektriker werden von der Bundesregierung nicht zu den Handwerksberufen gezählt, die Energieausweise erstellen dürfen.

Damit konnte Janssen, wie viele andere Kollegen, nur kurz auf ein zusätzliches Standbein für seinen jungen Energie- und Tanktechnikbetrieb hoffen. Für den Elektrotechnikermeister ist die Entscheidung nicht nachvollziehbar. Sein Handwerk sei geradezu prädestiniert für diese Aufgabe. Wir sind nah dran. Regenerative Energien sind ein Thema in der Meisterausbildung, betont der 35-jährige. Ganz zu schweigen von den bauphysikalischen Kenntnissen, die auch andere Gewerke in ihrer Meisterausbildung erwerben.

Dass die Verordnung überarbeitet werden muss, fordern zahlreiche Handwerksverbände. Schließlich hatte die Bundesregierung in der Begründung zum Verordnungstext geschrieben, dass ein möglichst breiter Kreis von qualifizierten Fachleuten Energieausweise ausstellen sollten. Die fortgebildeten Fachleute im Handwerk erfüllen alle im Begründungstext genannten Anforderungen, sagt Gernot Schmidt, Präsident der Vereinigung der Handwerkskammern Niedersachsen. Er sieht gute Chancen, dass der Bundesrat die Energieeinsparverordnung kippen wird.

Das hofft auch Gebäudenergieberater Janssen. Denn mit dem neuen Standbein würde er gerne neue Kunden binden.

(frö)

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