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Flug 31535

Unterwegs auf der Kurzstrecke

Matthias Teubner ist Elektrotechnikmeister – und kein Pilot. Seinen Traum vom Fliegen erfüllt er sich und anderen im Neustädter AeroSpace Center. Wie? Das lesen Sie hier.

Unterwegs auf der Kurzstrecke im Simulator mit Matthias Teubner.
Teubner-7

Konzentriert sitzt Matthias Teubner auf dem Copilotensitz. Die Steuerung des Airbusses A320 ist auf die rechte Seite umgestellt. „Ich bin Rechtshänder. Daher kommt mir das entgegen“, kommentiert er die für ein Verkehrsflugzeug ungewohnte Sitzordnung.

Das Flugzeug steht auf der Nordbahn des Hannoverschen Airports. Mit routinierten Griffen bereitet Teubner den Abflug vor. Im linken der beiden zentralen Displays direkt vor ihm ist der Flugkurs zu sehen. Es geht von Hannover nach Bremen.

„Cleard for Takeoff“, schallt es aus dem Funk. Startfreigabe. Ein letzter prüfender Blick auf die Instrumente, dann drückt der 39-Jährige die beiden Schubregler nach vorn.

Die Szenerie ist unglaublich real. Man hat fast das Gefühl, der tonnenschwere Passagier-Jet setzt sich wirklich in Bewegung. Dabei sitzt Teubner in einem Simulator. Aber in einem, der seinem realen Vorbild in kaum etwas nachsteht. Jeder Schalter, jeder Hebel, jede Anzeige entspricht exakt dem im echten Flugzeug.

Der Steuerknüppel – Sidestick genannt – in Teubners Hand stammt, ebenso wie die Pilotensitze, aus einem echten Airbus. Ein Übriges leisten die Leinwände, die die Pilotenkanzel komplett umgeben. Mittels dreier Beamer entsteht so ein reales Abbild der Wirklichkeit. Vollends perfekt wird die Simulation durch in den Sitzen verbaute Force-Feed-Back-Elemente: Setzt das Flugzeug im Simulator auf der Landebahn auf, spürt man das im Sitz.

„Das ist unsere Spezialität“, sagt der Handwerksunternehmer, nachdem der Autopilot übernommen hat. „Wir stellen unter anderem die Technik für Simulatoren für Airbus, Bell Helicopters, die Bundeswehr und Eurocopter her“, berichtet Teubner. Darauf trainieren dann die Piloten.

Plötzlich erschallt ein Warnton im Cockpit. Was der bedeutet? Lesen Sie weiter auf Seite 2.

Teubner übernimmt das Kommando

Der Signalton lenkt Matthias Teubners Aufmerksamkeit wieder auf die Simulation. Das Flugzeug nähert sich Nienburg und damit wird es bereits Zeit, den Landeanflug einzuleiten. Mit dem Passagierjet ist der Weg nach Bremen kurz. Teubner schaltet den Autopiloten ab und übernimmt routiniert wieder das Kommando an Bord. Das hat er auch seit zwei Jahren im Betrieb, der nur über die Straße entfernt liegt. Zusammen mit seinem Vater und einem dritten Geschäftsführer leitet er die Teubner Industrie Elektronik GmbH. Neben professioneller Simulationstechnik stellt das Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern elektronische Bauteile und komplexe Steuerungsanlagen her. „Unser Schwerpunkt liegt dabei nicht nur auf der Fertigung, sondern vor allem auch auf der Entwicklung“, betont Teubner. Die Kunden kommen nicht nur aus der Luftfahrt. Unter ihnen sind auch Hersteller von Fahrtreppen und Aufzügen, andere sind aus dem Schiffbau, der Medizintechnik und der Baumaschinenfertigung. Der Handwerksbetrieb unterhält dafür eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung. An leistungsfähigen Rechnern wird sowohl das Schaltungslayout als auch die Bedieneinheit konstruiert. „Wir bilden die komplette Fertigung ab“, sagt Teubner.

Abflug – auch für Privatpersonen
Und wie passt das Flugsimulationszentrum dazu? „Zunächst war die Idee meines Vaters, unseren Kunden aus dem Flugsimulationsbereich unsere Technik gewissermaßen in ihrer natürlichen Umgebung zu zeigen. Heute ist da deutlich mehr draus geworden“, schildert Teubner. Firmenevents, Tagungen, Feste, Innungsveranstaltungen – und Privatpersonen, die, wie Matthias Teubner ein Faible für die Flugsimulation haben, können hier ihrer Leidenschaft frönen. Neben dem Airbus-Simulator, der komplett mit Teubner-Technik bestückt ist, steht auch das Cockpit einer Boeing 737 zum Abflug bereit. Außerdem ist in einem weiteren Raum ein Tower simuliert. „Das ist einzigartig in Deutschland“, sagt Teubner.

Vor den Cockpit-Fenstern ist die Landebahn gut zu sehen. Vier Lichter neben dem aus dieser Höhe noch winzig wirkenden Asphaltband zeigen Teubner, ob der Anflugwinkel stimmt. „Zwei weiße, zwei rote – alles optimal“, kommentiert er. Mit der linken Hand bringt er die Landeklappen in die Position für den Endanflug. Ein weiterer Hebel und das Fahrwerk fährt aus. Wenig später schwebt das Flugzeug über der Landebahn und setzt sanft auf.

Teubner lächelt zufrieden. „Geschafft. Und das auf dem Airbus. Eigentlich bin ich lieber mit der Boing unterwegs. Denn die hat noch ein klassisches Steuerhorn. Mit dem Sidestick habe ich manchmal so meine Probleme.“ Wie gut, dass der Unternehmer das erst jetzt sagt.

Warum das Simulationszentrum auch gut für die Teambildung ist, sehen Sie im Video auf der letzten Seite.

Teambildung mal ganz anders ...


Lust, mal selbst einen Airbus oder eine Boing zu fliegen? Hier geht es zur Website des Neutstädter AeroSpace Centers.

(ha)

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