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Nervige Kunden

Volkssport Mängelrüge? Nicht einknicken!

Er will keinen Vergleich. Er will nicht einknicken. Er will ganz einfach sein Geld. Der Tischlermeister Hermann Finke fordert eine konsequentere Haltung gegenüber zahlungsfaulen Kunden.

In der Gruppe seiner Vorzeigekunden entdeckt er immer mal wieder ein faules Ei. Deshalb hat der Tischlermeister aus dem niedersächsischen Edewecht die Auftragskontrolle bis ins kleinste Detail perfektioniert, jeder Kunde muss jeden Arbeitsschritt absegnen.

Doch obwohl sich Finke in alle Richtungen absichert, behalten Auftraggeber Geld ein. Ganz aktuell haben seine Mitarbeiter die Wohnküche einer Kundin unter anderem um eine Massivholzablage erweitert. Die Beizprobe für die Farbe der Oberfläche und die Ausführung hat sich der Tischlermeister vor drei Zeugen bestätigen lassen. Warum der Aufwand? „Weil ich so ein komisches Bauchgefühl hatte.“

Der Handwerker sollte sich öfter auf seine Ahnungen verlassen. Zwei Wochen nachdem sie die Arbeit schriftlich abgenommen hatte, flatterte Finke ohne Vorankündigung ein Brief einer Rechtsanwältin ins Haus. Ihre Mandantin rüge das Abweichen des Farbtons. Angeblich hat sich die Kundin bereits mit einem anderen Tischler in Verbindung gesetzt, der die Nachbesserung vornehmen soll. Gegebenfalls soll die Schlussrechnung um den Nettobetrag von 300 Euro gekürzt werden: „Ihrer baldigen Bestätigung sehe ich entgegen.“

Darauf kann die Dame lange warten, sagt Finke. Vom Juwelier in Hamm bis zum Gastwirt auf Wangerooge – in der Vergangenheit hat sich der Tischlermeister auch schon mit gewichtigeren Auftraggebern gestritten. Und er weiß, dass Prozesse viel zu oft mit einem Vergleich enden, weil sich „Richter nur sehr selten wirklich in eine Akte einlesen und auf der Basis der Fakten entscheiden“.

Finke geht es nicht um 300 Euro, es geht ihm ums Prinzip: „Ich habe keine Lust mehr, vor Leuten einzuknicken, die ihrerseits die Mängelrüge zum Prinzip erhoben haben, um locker Geld einzusparen.“ Solche Kunden würden darauf bauen, dass gerade kleine Betriebe juristische Auseinandwersetzungen scheuen. Finkes Anwalt hat die Kürzung abgelehnt.

Und Finke will auch in Zukunft standhaft bleiben: „Offensichtlich muss das Handwerk einen Teil seiner Auftraggeber neu erziehen. Das wird ein steiniger Weg, vielleicht werden wir unseren Anwälten eine Menge Geld in den Rachen werfen. Aber wenn alle Betriebe an einem Strang ziehen, wird sich das letztlich auszahlen.“

(sfk)

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