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Clevere Geschäftsidee

Vom Logo zum Ladenbau

So zieht man Aufträge an Land: Ein Tischlermeister und zwei Grafik-Designerinnen machen gemeinsame Sache. Ihr Unternehmen heißt brainbreak und lässt seine Kunden gut aussehen.

Starkes Team
brainbreak, Hamburg

Von Jörg Wiebking

In Schubladen lassen sich Thies Westphal, Sandra Lajain und Sanni Hamann nicht gerne stecken. Schon der Firmensitz verrät von außen kaum, was die drei hier machen. brainbreak steht auf einem unscheinbaren, grau verputzten Gebäude in Hamburg-Wandsbek. Sonst nichts. Der Namenszug in etwas spacig wirkender Typo an der Hauswand muss als Hinweis genügen, dass hier kreativ gearbeitet wird. Allenfalls ein alter HKH-Aufkleber am Eingangstor könnte Eingeweihten verraten, dass dahinter auch Holz und Handarbeit im Spiel sind.

„Ach, das machen Sie auch?“
Was also macht brainbreak? „Wir können einen vollständigen und stimmigen Außenauftritt für Unternehmen erschaffen“, erklärt Grafik-Designerin Sanni Hamann. Vollständig, das bedeute: vom Logo über Websites und Onlineshops bis zum kompletten Ladenbau. Vollständig bedeutet auch: auf Wunsch vom Konzept über das Design bis zur Umsetzung aus einer Hand, ergänzt Tischlermeister Thies Westphal. Ganz klassisch Tischlerei kann brainbreak natürlich auch: individuell designte Möbel und Küchen zum Beispiel. Und warum der Name „brainbreak“? „Wir zerbrechen uns den Kopf für andere Leute und finden Lösungen jenseits von Norm und Standard, maßgeschneidert auf die Bedürfnisse und Anforderungen unserer Kunden“, sagt Sandra Lajain.

Okay, das ist nichts, was man mal eben auf einem Ladenschild neben dem Eingang schlüssig erklärt. Das müssen Kunden schon mit eigenen Augen sehen, damit sie es glauben – und vielleicht erst dadurch auf neue Ideen kommen: „Ach, das machen Sie auch?“, lautet ein gern gehörter Satz im Hause brainbreak. So entstehen Folgeaufträge: vom Logo zum Ladenbau zum Beispiel.

Kleine Anfragen, große Wirkung
Umgekehrt funktioniert es übrigens auch: „Neulich rief hier ein Auktionshaus an, die brauchten ganz dringend jemanden für die Reparatur einer kaputten Treppe“, berichtet Westphal. Keine große Sache, doch der Tischler übernimmt gern mal kleinere Jobs. Denn er weiß, was sich aus solchen ersten Kontakten ergeben kann – vor allem, wenn ein interessanter Kunde dahinter steckt. Also fuhr Westphal los, leimte eine Leiste an der Treppenstufe an – und kam ins Gespräch. „Da kommt heraus, dass sie dringend einen besonderen Tresen brauchen, also machen wir die Entwürfe. Dann sind sie darauf gekommen, dass eigentlich jemand ihre Website überarbeiten müsste, also kümmern wir uns auch darum.“ Und das sei noch nicht das Ende, das ganze entwickle sich möglicherweise zu einem „wirklich großen Auftrag“. An der kleinen Reparatur alleine wird es nicht gelegen haben, auch wenn Westphal die Leiste sicherlich hochprofessionell verleimt hat. Wichtiger dürfte ein anderer Faktor sein: „Die passen zu uns und wir zu ihnen. Wir finden uns auch menschlich nett, das spielt schon mit rein.“

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Erlöse und Verantwortung werden geteilt

Es ist dieses „Miteinander“, das die Atmosphäre bei brainbreak prägt: Die drei sind seit Ausbildungs- und Studienzeiten befreundet und haben danach schon als Einzelunternehmer eng zusammengearbeitet und vieles gemeinsam entschieden. Bis sie 2010 die brainbreak UG gründeten. Das gemeinsame Unternehmen sei nur eine Form, die diese Art der Zusammenarbeit auch nach außen deutlich mache, sagt Lajane.

Entscheidungen treffen die drei Geschäftsführer einstimmig, Erlöse und Verantwortung werden geteilt. Ganz ohne Diskussionen über „mein Kunde, mein Design, mein Auftrag, mein Umsatz“? „Wir müssen nicht gucken, wer was gemacht hat“, erklärt Lajain. „Denn wir sind alle in den Themen drin, können uns gegenseitig unterstützen und helfen.“ Auch Thies Westphal ist von dieser Zusammenarbeit überzeugt: „Wir können selten sagen, aus wessen Feder ein Entwurf am Ende stammt, wer die entscheidende Idee für einen Tisch oder für ein Logo hatte. Es genügt uns, wenn da brainbreak drunter steht.“

Und was macht das Design von brainbreak aus? „Modern, viel Weiß und etwas spacig“, beschreibt es Sanni Hamann. Die Materialien richten sich nach dem Zweck: Holz, GFK, Mineralwerkstoffe, Lack und Schlagmetall zum Beispiel kommen regelmäßig zum Einsatz. Wenn es zum Kunden passt.

Kundenberatung mit Blick in die Zukunft
„Es ist schon spannend, aus den Kunden heraus zu kitzeln, was sie wirklich wollen. Vor allem dann, wenn sie mit einer fertigen Vorstellung zu uns kommen“, sagt Lajain. Oder wenn Existenzgründer ihre erste Ladeneinrichtung planen und brainbreak um Rat fragen. „Wir achten darauf, dass das Ganze nicht an die eigenen Grenzen stößt, wenn man sich weiterentwickelt“, erklärt Westphal.

Der erste Standort sei meist nicht der letzte. „Das muss dann ja nicht unbedingt die große, fest eingebaute Verkaufswand oder ein superteurer Fußboden sein, der später liegenbleibt.“ Und stattdessen? Der Look eines Ladens lasse sich auch durch einzelne Möbel und den strengen Einsatz von Farben bestimmen. Das mache es bei einem Umzug oder die Eröffnung neuer Filialen deutlich leichter, das Corporate Design beizubehalten.

Entscheidend: Zufriedene Auftraggeber
Wenn das Design am Ende die Handschrift von brainbreak trägt und die Kunden strahlen – umso besser. Denn das sei am wichtigsten, sagt Westphal: zufriedene Auftraggeber. Das ist die einzige Schublade, in die sich die drei gerne stecken lassen.


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