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Das informelle Schwarze Brett

Was Mitarbeiter sammeln, damit alle bei Laune bleiben

Kleine Krankenstände, niedrige Fluktuation – das wünschen sich Betriebe. Dort wo es klappt, schallt der Schlüssel dazu manchmal über den Flur. Lachen über Insider-Scherze.

Nur selten wird ein Mitarbeiter derart vom Lachkrampf geschüttelt, dass Tränen kullern und minutenlang an Arbeit nicht mehr zu denken ist. Viel häufiger tauschen Mitarbeiter zwischendurch mal ein wissendes Lächeln aus. Und der Chef schmunzelt mit, wenn er es erfährt.

Die Anlässe für solche Fröhlichkeit sind so individuell wie die Betriebe selbst. Eine Mischung aus Kundenstamm, Aufgabenbereich und Themen aus dem Flurfunk.

Die Näherinnen einer Leasingfirma für Berufsbekleidung bei Hamburg zum Beispiel sammeln mit Vorliebe Namensetiketten, die nicht mehr im Umlauf sind. An ihrem informellen schwarzen Brett prangen liebevoll von alter Kleidung abgetrennt die Namenszüge von "Frau Staub" und "E. Ernst".

Eine Kolumne weiter haben "Herr Böse" und "Frau Schädlich" ihren Platz. Der Favorit unter den Näherinnen ist sowieso "R. Sienknecht". Warum gerade der so lustig ist? "Unser Chef heißt Rainer und gewissermaßen bin ich ja Sein Knecht", antwortet die Mitarbeiterin lachend. Darauf angesprochen guckt der Chef amüsiert. Eindeutig hat diese Firma es geschafft, dass die Mitarbeiter während der Arbeitszeit auch mit dem Kopf an Bord sind.

Was hier besprochen und belacht wird, soll keineswegs an Kunden gehen. Auch in welchem Zustand Herr Schmutzig seine Arbeitskleidung gehalten hat, unterliegt in dieser Firma bis heute strenger Diskretion. Aber das Gespräch darüber prägt ein angenehmes Arbeitsklima. Dabei sind die Eppendorfer Näherinnen keine Ausnahme:

  • In der Kultkneipe bringt der Barkeeper seine Kommentare zum Beispiel gerne auf der Rückseite des Gläserregals an – unsichtbar für den Kunden aber zum großen Spaß für die Kellnerinnen, die flott ein Bier nach dem anderen raustragen.
  • Die Inhaberin einer Chemischen Reinigung notiert die Wartungen Ihrer teuersten Maschine direkt auf dem guten Stück. Dann steht da mit Edding "Herz-Operation I 1994". Ihre einzige Mitarbeiterin versteht jeden Seufzer der Chefin, wenn wieder so ein Edding-Eintrag ansteht.
  • Die Mitarbeiter einer Tischlerei machen sich einen Sport daraus, nebenbei ab und zu daumengroße Holzkreisel zu entwickeln. Ein Spielzeug – bis irgendwann der schönste Prototyp dieser Art als Visitenkarte vom Chef zu den Kunden geht.

Solche Sammlungen tragen dazu bei, dass im Betrieb das Gespräch über den Betrieb im Gange bleibt. Stress gibt es überall – so findet er ein Ventil. Und damit bekommen sperrige Begriffe wie "Innere Kündigung" erst gar kein Gewicht.

Schreiben Sie uns: Was steht auf Ihrem informellen Schwarzen Brett, welche absurden Dinge werden in Ihrer Firma gesammelt, worüber immer wieder gelacht? Wir sind gespannt.

(kö)

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