Handwerk Archiv
Foto: handwerk.com

Voice over IP

Wenn der Rechner klingelt

Klare Ansage der CeBIT: Die Zukunft gehört der Internet-Telefonie. Kleine Betriebe profitieren. Doch darauf gilt es zu achten:

Von Manfred Fischer

Die Zahl spricht für sich. Fast jeder fünfte Deutsche setzt laut einer aktuellen Studie bereits auf "Voice over IP" (VoIP).Und das nicht so sehr aus Liebe zur Technik. Sondern des Mammons wegen. "Unternehmen, die auf die Internet-Telefonie umsteigen, können bis zu 30 Prozent sparen", beschreibt der Präsident des Branchenverbandes Bitkom, Willi Berchtold, den Kostenvorteil für Mittelständler.

Klar also, dass VoIP auf der CeBIT vom 15. bis 21. März zu den großen Themen zählt. Die Messemacher rufen sogar eigens ein Forum ins Leben. Im "IP-Central@CeBIT" (Halle 13) stehen täglich Experten Rede und Antwort.

Neuer Trend: Übers Internet telefoniert wird nicht nur im Betrieb, sondern auch unterwegs. WLAN-fähige Telefone breiten sich rasant aus. Für Smartphone- und Handy-Betriebssysteme wie Windows Mobile 6 oder die neue Symbian-Version gibt es jetzt Software-Lösungen, die die Gebühren drücken ? besonders im Ausland. Weiter gefeilt haben die VoIP-Anbieter überdies an der Bedienbarkeit stationärer Internet-Telefonanlagen.

Auch wenn die Zeiten vorbei sind, da die Technik nur etwas für Tüftler war: Wer mit VoiP seinen Schnitt machen will, muss einige Punkte im Auge haben. Das sollten Sie wissen, wenn Sie sich auf der CeBIT umsehen:

Endgeräte: Zum einen gibt es reinrassige IP-Telefone. Man braucht so für VoIP keinen PC. Notwendig sind ein DSL-Router und eine Stromversorgung für die Geräte. Vorteil der IP-Telefone: SIP-Adressen (Session Initiation Protocol) lassen sich direkt anwählen. Zum anderen gibt es Softphones und Headsets plus Software zum Anschließen an den PC. Auch herkömmliche Telefone kann man nutzen. Sie lassen sich über einen VoIP-Adapter direkt ans DSL-Netz anstöpseln. Haken: Betriebe können nicht alle Möglichkeiten der Internet-Telefonie ausschöpfen.

Optionen: Auf Basis einer VoIP-Anlage können sich Handwerker ? mit einer einzigen, weltweit gültigen Telefonnummer ? eine Vielzahl von Funktionen erschließen. Dazu gehören zum Beispiel: Fax per IP, Echtzeit-Audio-Gespräche zwischen mehreren Personen und Videokonferenzen. Telefonate können elektronisch archiviert und für spätere Recherchen mit Stichwörtern versehen werden. Außerdem ist es möglich, VoiP an Office-Anwendungen wie Adressverwaltungen oder Terminplaner anzudocken. Clou: Die Software schickt dem Chef Nachrichten auf dem Anfrufbeantworter als SMS, E-Mail oder Voice-E-Mail hinterher.

Einsparungen: Bei Telefonaten im Betrieb fallen keine Gebühren an ? außer der DSL-Flatrate. Das gilt auch für Gespräche mit angeschlossenen Filialen oder Partnerfirmen im In- und Ausland. Weiteres Plus: Mitarbeiter im Außendienst können sich per Smartphone ins VoIP-Netz des Betriebs einwählen. Gespräche von einem in ein anderes VoIP-Netz sind heute größtenteils kostenlos. In die Tasche greifen muss man für Anrufe ins Festnetz- oder Mobilfunknetz. Die Praxis zeigt, dass gerade auch Kleinbetriebe von VoiP profitieren. Doch nicht für jeden rechnet sich die Investition. "Call-by-Call" kann Handwerker günstiger kommen als eine eigene VoIP-Anlage.

Sicherheit: Ob Computerviren oder Spam ? VoIP-Nutzern drohen alle Gefahren und aller Müll der Internetwelt. Je mehr sich die Technik verbreitet, desto größer das Risiko, dass Hacker oder Spammer zuschlagen. Dazu kommt, dass selbst Laien mit krimineller Energie Telefonate abhören können. Daher: Kein Telefonieren ohne VoIP-taugliche Antivirensoftware, Firewall und Intrusion Detection. Und wer vertrauliche Geschäftsdaten austauscht, sollte die "VoIP-Sprachdatenpakete" in jedem Fall verschlüsseln. Oder über ein "Virtuell Private Network" (VPN) telefonieren.

Kleiner Schritt: Tauschen Sie nicht alle Telefone in Ihrem Unternehmen auf einen Schlag aus. Es gibt einfache Möglichkeiten, "alte" Telefongeräte mit dem Internet zu verbinden.

Großer Schritt: Wer eine größere Telefonanlage komplett umstellt, sollte einen "Multi-Service-Access-Knoten" (MSAN) einsetzen. Er bündelt unterschiedliche Anschlüsse.

Zwei Anbieter: Von Vorteil ist es, für DSL und VoIP zwei unterschiedliche Anbieter zu wählen. So bleiben Sie flexibel und können leichter wechseln, wenn Sie mit einem Service nicht zufrieden sind.

Breites Band: Klären Sie, ob Ihr DSL-Anschluss schnell genug ist. Wie stark nutzen Sie die Leitung bereits? Steht nicht genug Bandbreite für VoIP

zur Verfügung, kann das System ausfallen.

"Die Telefonkosten sind nicht in jedem Fall niedriger "

Markus Wirth, IT-Berater beim Kompetenz-Zentrum Electronic Commerce Schwaben (KECoS)

Für kleine Betriebe bietet sich der Wechsel zu Voice over IP vor allem auch an, weil sie näher am Kunden sein können. So kann man Anfrufe von der Firma aus beliebig übers Web weiterleiten ? zum Beispiel nach Hause. Für den Anrufer sieht es stets so aus, als wäre er mit der Firma verbunden. Umgekehrt gilt das Gleiche: Ruft der Handwerker an ? egal von wo ? der Kunde bekommt dieselbe Servicenummer angezeigt. Praktisch auch für die Unternehmer-

Betriebe mit Zweigstellen sparen mit einer VoIP-Weiterleitung Personal. Denn nicht in jeder Filiale muss dann die ganze Zeit über ein Kollege aufs Telefon aufpassen. Zudem eröffnen sich mit VoIP neue Möglichkeiten, EDV und Telekommunikation zu verbinden. Auch das fördert die Kundenorien-

Die Telefonkosten sind mit VoIP nicht in jedem Fall niedriger. Handwerker, die eine deutschlandweite Flatrate haben oder "Call by Call" nutzen, sollten genau rechnen, inwieweit sie die neue Technik günstiger kommt. Zumal auch die Anschaffungskosten für die VoiP-Telefonanlage zu Buche schlagen. Wer aber ohnehin eine neue Telefonanlage braucht, sollte heute eigentlich schon ein Internet-taugliche Lösung ins Auge fassen.

www.kecos.de

Broschüre, Kompentenzzentrum elektr. Geschäftsverkehr, IHK Potsdam

Broschüre, Hessisches Wirtschaftsministerium

www.voip-info.de

www.voipphones.de

www.voip-information.de

Das könnte Ihnen auch gefallen: