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Kooperation

Wenn Mitarbeiter kooperieren

Wer eine Betriebskooperation eingehen will, sollte bei seiner Entscheidung auch die Herausforderungen für die Mitarbeiter in den Blick nehmen.

Kooperationen stellen Mitarbeiter vor vielschichtige Herausforderungen. Wo zuvor schlicht nebeneinander her gearbeitet wurde, ist nun echte Kollegialität gefragt. Es gilt Weisungen anderer Meister zu befolgen, betriebsübergreifend Werkzeuge auszutauschen oder fachfremde Tätigkeiten zu verrichten.

Zuständigkeiten klären

"Kooperationen scheitern nicht an Informations- oder Kommunikationstechnik. Sie scheitern an den Menschen, die nicht in der Lage sind, mit den neuen kooperativen Spielregeln umzugehen", berichtet der Mendener Kooperationsexperte Stefan Kaiser. Zustimmung bekommt er dabei von Dietmar Rokahr, Innovationsberater bei der Handwerkskammer Hannover: "Es ist unerlässlich, dass die neuen Formen der Zusammenarbeit verstanden und akzeptiert werden." Ein Hin- und Herschieben von Verantwortung dürfe in einer Kooperation nicht mehr stattfinden.

Ängste nehmen

"Bei größeren Kooperationen mit mehr als 15 Mitarbeitern braucht es schon ein bis eineinhalb Jahre, bis alles funktioniert", weiß Rainer Wieland-Eckelmann, Professor für Arbeitspsychologie an der Universität Wuppertal. Dies bestätigt auch seine Kolleging Dr. Karin Scherrer von der Transfer- und Kooperationsstelle für Arbeitsgestaltung: "Wer Mitarbeiter motivieren will, sollte sich deren Ängsten stellen: Wie steht es um die Arbeitsplatzsicherheit? Welchen Stellenwert hat der Betrieb in einer Kooperation? Wie soll die Zusammenarbeit ablaufen?"

Nach Rainer Wahl, Mitbegründer der Facility Management Niedersachsen AG, steige die Effizienz dort, wo Betriebe bereits zusammengearbeitet hätten oder betriebliche Teamarbeit fest etabliert sei. Schwieriger sei es hingegen, wenn ehemalige Konkurrenzunternehmen plötzlich zusammenarbeiten müssten.

Kunden unterscheiden nicht

Sich als Team mit einer übergreifenden Aufgabe zu identifizieren, ist auch für den Berliner Sozialökonomen Alexander Frevel ein Erfolgsfaktor: "Nach unserer Erfahrung differenziert der Kunde in punkto Zufriedenheit ohnehin nicht mehr zwischen den Arbeiten einzelner Gewerke. Er möchte alles in Ordnung wissen".

Erfolgreiche Zusammenarbeit

Und wie funktioniert das Zusammenspiel in der täglichen Kooperationspraxis? "Nach einer kleinen Eingewöhnungsphase denken wir jetzt verstärkt für die Kollegen aus den anderen Gewerken mit und gehen uns untereinander gezielt zur Hand", erklärt Benjamin Engling, der als Malergeselle in der Großburgwedeler Kooperation "Die Meisterhandwerker" tätig ist.

Durch die neuen Möglichkeiten der Zusammenarbeit seien Leerläufe quasi ausgeschlossen, freut sich Englings Meister Patrik Lalk. Jeder Mitarbeiter könne prinzipiell bei allen Partnerbetrieben aushelfen. Die Leistungen würden dann per Stundenzettel zum angestammten Lohn in Rechnung gestellt. "Diese Praxis hat sich sehr schnell eingespielt und geht absolut unbürokratisch über die Bühne", betont Lalk.

Gut vorbereitet in die Kooperation

Niedrigere Kosten, verringerte Risiken und qualitativ höherwertige Ergebnisse: für das Eingehen von betrieblichen Kooperationen gibt es viele Argumente. Doch wie bereitet man die Mitarbeiter auf die ungewohnte Arbeitssituation vor? Experten raten zu folgenden Schritten:

Beziehen Sie Ihre Mitarbeiter rechtzeitig in die Planungen ein und erarbeiten Sie gemeinsam Regeln zur künftigen Zusammenarbeit. Hierzu gehört beispielsweise, wie mit Konflikten umzugehen ist, aber auch Klärungen der Kompetenzen und Zuständigkeiten.

Bestärken Sie das "Wir-Gefühl" und wechselseitige Verständnis durch Besuche der anderen Betriebe sowie eine Kennenlern-Feier.

Nutzen Sie regelmäßige Mitarbeiterbesprechungen zur Qualitätssicherung. Mögliche Leitfragen: Wie arbeiten wir bisher mit anderen Betrieben zusammen? Was kann optimiert werden?

Gehen Sie als Vorgesetzter auch in punkto Zusammenarbeit mit gutem Beispiel voran.

Befördern Sie den Prozess des Zusammenwachsens gegebenenfalls durch den Besuch eines Seminars zur Teamentwicklung.

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