Handwerk Archiv
Foto: handwerk.com

Erst einmal tief durchatmen

Wer schreit, bremst den Betrieb aus

Genau, Sie sind der Chef! Und daran erinnern Sie öfter mit erhobener Stimme! Der Haken: Auf Dauer geht das nicht gut. Nur wer seinen Tonfall unter Kontrolle hat, behält das Vertrauen der Mitarbeiter. 7 Tipps für den richtigen Ton.

Hektik und Stress im Betrieb: Da kann es vorkommen, dass der Chef gegenüber seinen Mitarbeitern laut wird. Zur Lösung der Probleme wird das allerdings nicht führen, sagt Gerald Altvater, Inhaber der Agentur pfiffige Kommunikation: "Wer seine Leute anschreit, bremst den Betrieb aus." So bekommen Sie Ihren Tonfall unter Kontrolle:

1. Den Tonfall kontrollieren
Atmen Sie tief durch, überprüfen Sie Ihren Tonfall. Auch wenn Sie noch so genervt sind, erst dann sollten Sie mit Ihren Leuten Probleme diskutieren. Die Lautstärke spielt dabei eine entscheidende Rolle. Wer schreit, bringt sich und sein Gegenüber in eine prekäre Situation. Der Mitarbeiter rutscht in eine Verteidigungsposition, aus der er sich nicht so leicht befreien kann. Und der Chef ist schnell in einer Angriffssituation – beides bringt Sie und den Betrieb nicht voran.

Überhöhte Lautstärke in Ihren Ansagen und Konversationen sollten Sie generell vermeiden. Denn Ihnen ist sicher daran gelegen, dass Sie mit Ihrer Mannschaft noch einige weitere Aufträge erledigen und die Mitarbeiter motiviert bei der Sache sind. Und damit es erst gar nicht dazu kommt, dass Sie laut werden, helfen diese Tipps weiter:

2. Hektik vermeiden
Bevor Sie überschnell auf ein Problem reagieren, treten Sie einen Schritt zurück und betrachten Sie es mit einem gewissen Abstand. Eine prompte laute Reaktion bringt nur noch mehr Hektik. Und wer hektisch ist, kann keine gute Arbeitsleistung vollbringen. Das bedeutet: Sowohl Sie als auch Ihre Mitarbeiter sind abgelenkt und innerlich aufgewühlt. Hektik beschleunigt also nicht – sie bremst im schlimmsten Fall den ganzen Betrieb aus.

Hat jemand Fehler gemacht, bleiben Sie ruhig und verschaffen Sie sich einen Überblick. Das hilft allen Beteiligten mehr als Beschuldigungen, denn Sie wollen sicher eine gemeinsame Lösung für das Problem finden.  

Nächste Seite: Wie Sie Vertrauen aufbauen und Informationen richtig verteilen

Emotionen bitte draußen bleiben!

3. Vertrauensbasis aufbauen
Wenn Sie wollen, dass Ihre Mitarbeiter Ihnen von möglichen Fehlern oder Beschwerden erzählen, brauchen Sie ihr Vertrauen. Mit einer guten Vertrauensbasis zwischen Ihnen und der Mannschaft werden Sie Probleme einfacher aus dem Weg schaffen können.

Reden Sie also in Ruhe mit den Leuten, wenn Probleme anstehen und werden Sie nicht gleich laut. Denn dann könnte das Vertrauen bröckeln. Arbeiten Sie aber auch an dem guten Verhältnis zum Team. Gehen Sie auf Mitarbeiter zu und schaffen Sie angenehme Gesprächsituationen, auch wenn die Auftragsbücher voll sind. Dann erreichen Sie Ihre Leute auch in Problemfällen leichter und finden schneller eine Lösung, die Kunden und Mitarbeiter zufriedenstellt.

Überprüfen Sie also regelmäßig, ob die Vertrauensbasis stimmt. Dazu gehört auch, dass Ihnen der nötige Respekt entgegengebracht wird. Wer zu kumpelhaft mit Angestellten umgeht, kommt aus unangenehmen Situationen schwerer heraus. Ein gewisser persönlicher Abstand kann also nicht schaden, weiß Altvater.

4. Sachlich bleiben
Egal, wie schwerwiegend ein Problem ist: Bleiben Sie immer sachlich, wenn Sie mit Mitarbeitern reden. Emotionen haben in stressigen Situationen nichts verloren. Je emotionaler Sie an eine Sache herangehen, desto wahrscheinlicher ist es, dass Sie ausrasten und sich im Ton vergreifen. Damit tun Sie sich, den Angestellten und dem Betrieb keinen Gefallen.

5. Informationsfluss kontrollieren
Achten Sie darauf, dass Sie sich als Chef kein Wissensmonopol aufbauen. Das erzeugt bei Mitarbeitern Misstrauen und Unzufriedenheit – bis hin zur inneren Kündigung. Der Wissensaustausch im Betrieb muss reibungslos funktionieren. Sorgen Sie auch dafür, dass nicht einige Mitarbeiter im Team von bestimmten Informationen abgeschnitten sind. Dadurch entsteht ein Ungleichgewicht im Team und es kommt zu Reibungen, die nicht immer ruhig verlaufen.

Nehmen Sie sich also Zeit für regelmäßige Treffen, bei denen Sie die Mitarbeiter umfassend informieren. Nutzen Sie Ihr Wissen nicht als Machtinstrument – das verärgert Mitarbeiter und zerstört das Vertrauen. Wenn alle das wissen, was ihre Arbeit und den Ablauf angeht, gibt es auch weniger Gründe für Hektik und Stress.

Seite 3: Holen Sie Hilfe, wenn Sie nicht mehr weiter wissen!

Den richtigen Ton können Sie lernen

6. Reibungen in Teams vermeiden
Reagieren Sie sofort, wenn sich Mitarbeiter lautstark auseinandersetzen. Streitigkeiten im Team kommen vor, sollten aber die Ausnahme sein. Reagieren Sie schnell und nicht mit derselben Lautstärke. Bringen Sie Ruhe in die Konversation und analysieren Sie – gemeinsam oder in Einzelgesprächen mit Mitarbeitern - warum es zu Reibungen kommt. Liegen private oder berufliche Gründe für die Probleme vor?

Bei beruflichen Gründen können Sie reagieren, indem Sie Mitarbeiter entsprechend ihrer Fähigkeiten einsetzen. Dazu müssen Sie ihre Stärken und Schwächen genau kennen. Ist jemand über- oder unterfordert und kommt mit seinem Aufgabengebiet nicht zurecht, müssen Sie über andere Lösungen nachdenken.

Achtung: Auch privater Krach von Angestellten kann den Betrieb lähmen. Holen Sie die betroffenen Personen an einen Tisch und hören sich beide Seiten an. Erst dann sollten entscheiden, wie Sie weiter vorgehen. Formen Sie Ihr Team - wenn nötig - um, wenn es auf menschlicher oder fachlicher Ebene nicht passt.

7. Externe Hilfe zulassen
Sie sind cholerisch veranlagt oder werden zu schnell laut? Wenn Sie das nicht aus eigener Kraft in den Griff bekommen, sollten Sie sich Experten zur Hilfe holen. Denn wenn das Team aufgrund der lauten Atmosphäre im Betrieb nicht funktioniert, ist professionelle Hilfe erforderlich.

Choleriker zum Beispiel werden nicht von heute auf morgen ruhig und reagieren gelassen, sagt Kommunikationsexperte Altvater. Dann empfiehlt er eine dritte Person, die von außen dazu kommt und hilft.  

Ein Moderator beispielsweise kann mit Ihnen und ggf. später auch mit dem Team Lösungsansätze vereinbaren und als unabhängige Person kontrollieren. Wichtig dabei: Schauen Sie im Problemlösungsprozess nach vorne und wärmen Sie alte Geschichten nicht immer wieder auf. Das erhitzt nur die Gemüter und bringt Sie in alte Muster zurück.

Letztendlich sollte Expertenhilfe dazu führen, dass Sie verlorenes Vertrauen Ihrer Mitarbeiter zurückgewinnen und den Betrieb in einem angemessenen Ton führen.

Weitere Artikel zu diesem Thema:

(ja)

Das könnte Ihnen auch gefallen: