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Ist die Solaranlage schuld?

Zählerzoff: alternative Fehlerquelle

Nach Ärger über Monsterverbrauch: Eon hat die Stromrechnung von Handwerksunternehmer Richard Hann jetzt stark nach unten korrigiert. Die Ursache der rätselhaften Kostenexplosion findet sich offenbar auf dem Dach des Nachbarn.

Ältere Stromzähler sind allem Anschein nach störanfällig. Störanfälliger als bisher bekannt ist. Auch Richard Hann konnte sich seinen Fall nicht erklären. Von Anfang an aber hatte der Unternehmer aus Duderstadt seinen Zähler im Verdacht (wir berichteten).

Streitpunkt: 2011 weist der Stromzähler der Bäckerei einen sechs Mal so hohen Verbrauch wie in den Jahren zuvor aus. Stromlieferant Eon hält den Wert für plausibel. Der Konzern schickt eine extreme Rechnung, Mahnungen folgen. Hann wehrt sich, holt sich die Hilfe einer Anwältin. Doch Eon sperrt sich. Erst als die Anwältin das Gericht einschaltet und handwerk.com berichtet, kommt Bewegung in den Fall.

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Zählertyp nicht mehr zulässig

Hanns Verdacht hat sich jetzt erhärtet. Einer der Experten, die den Zähler untersucht haben, hat den Bäckermeister mit einer interessanten Information versorgt. „Offenbar ist genau mein Zählertyp für Störquellen anfällig.“

Dieser Typ soll schon seit vielen Jahren weder in Betrieben noch in Haushalten erlaubt sein, hat Hann erfahren. „Nur auf Baustellen gibt‘s den noch.“ Der Stromzähler des Bäckers befindet sich im Dachgeschoss seines Hauses. Als der Experte durch ein Fenster blickt, sieht er etwas, das den rätselhaften Verbrauchswert erklären könnte.

Knapp zehn Meter entfernt, auf dem Dach des Nachbargebäudes, befindet sich eine Solaranlage. Nach Erfahrung des Experten beinträchtigen solche Anlagen den alten Zählertypen, berichtet Hann. Dabei handelt es sich nicht um die einzige mögliche Fehlerquelle. „Auch Biogasanlagen sollen Zählerstörungen verursachen“, sagt der Handwerksunternehmer.

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Streit um die Streitkosten

Eon hat den Zähler noch am Tag der Prüfung ausgetauscht. Die Rechnung hat der Stromlieferant auf der Basis geschätzter Verbrauchswerte korrigiert. 6.800 Euro statt rund 23.000 Euro soll Richard Hann nun für 2011 nachzahlen. Die Schätzung findet der Bäckermeister plausibel.

Doch die Rechnung will er nicht bezahlen – nicht komplett. 3.000 Euro hat er an Eon überwiesen. Die übrige Summe hat er auf ein Sperrkonto eingezahlt. „Das sind meine Kosten für die Rechtsverfolgung.“

Der Bäckermeister will, dass Eon dafür aufkommt. Fast ein Jahr dauert der Streit schon. Und so froh Hann über die Rechnungskorrektur ist, so verärgert ist er über die jüngste Reaktion des Stromlieferanten: Weil der Bäcker die Rechnung nur zum Teil beglichen hat, hat er „schon wieder eine Mahnung bekommen.“

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(mfi)

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