Handwerk Archiv
Foto: handwerk.com

Praxistest Ford Ranger

"Zu schade, um damit zu arbeiten"

Ford hat mit dem Ranger ein heißes Eisen in Sachen Pick-ups im Rennen - insbesondere dann, wenn das Wort Wildtrak die Flanken ziert. Doch taugt der Lifestyle-Laster auch als Lastesel? Fliesenleger Rouven Kubitzke war mit dem Allradler unterwegs.

Starker Auftritt:
Ford-Ranger-1

„Das ist ein tolles Auto”, sagt Rouven Kubitzke. „Prima verarbeitet, klasse ausgestattet, aber ein richtiges Nutzfahrzeug? Das kommt sehr auf die Anforderungen im Betrieb an“, betont der Lagermeister von der Firma Fliesen Rehberg in Hannover am Ende des Testzeitraums.

Kubitzke war ein paar Tage mit dem Ford Ranger Wildtrak unterwegs – dem Top-Modell in der Pick-up-Palette von Ford. Satte 200 PS leistet der 3,2 Liter große Sechs-Zylinder-Diesel. Die Sechs-Gang-Schaltung verteilt die Leistung wahlweise auf die Hinterräder oder auch alle vier Pneus. Eine Geländeübersetzung nimmt morastigen Baugruben und steilen Böschungen schnell den Schrecken.

Im Inneren weiß der Ford mit bequemen Ledersitzen und Platz für bis zu fünf Personen zu gefallen. „Ich hatte den vor ein paar Monaten selbst in der engeren Wahl“, sagt Testfahrer Kubitzke. Er war entsprechend gespannt auf den Test unter Arbeitsbedingungen.

Überzeugt hat ihn der Ranger als Arbeitstier am Ende trotzdem nicht. “Die Ladefläche ist zu klein. Außerdem kommen bei uns schnell große Gewichte zusammen”, sagt der 37-Jährige. Zu große für den Ranger, um ernsthaft einem Pritschenwagen Konkurrenz machen zu können. Eine Tonne Zuladung lassen sich laut Ford mit dem Ranger maximal transportieren. “Die ist aber mit Fliesen, Steinen, Sand oder Zement schnell erreicht.”

Und noch etwas kommt für ihn hinzu. Was das ist, erfahren Sie auf der nächsten Seite.

Mehr Spaßmobil als Arbeitstier

“Selbst wenn wir den Wagen nur als Fahrzeug einsetzen würden, um mal eben schnell vergessenes Material oder ähnliches auf die nächste Baustelle zu bringen, gibt es ein Problem beim Beladen”, weiß Kubitzke. Welches? “Ich zeige Ihnen das mal”, sagt der Handwerker, schwingt sich auf den Gabelstapler und verschwindet im geräumigen Lager des Fliesenlegerbetriebs in Hannovers Norden.

Wenig später rangiert er den Gabelstapler mit einer Palette Zementsäcke hinter den Ford. “Da ich zum Laden mit dem Stapler die Heckklappe des Pick-ups öffnen muss, um die Palette auf der Pritsche abstellen zu können und wir keine langen Gabeln haben, komme ich mit der Palette nicht weit genug auf die Ladefläche. Denn die Klappe öffnet sich nur um 90 Grad. Daher komme ich mit dem Stapler nicht nahe genug ans Fahrzeug” – ein Problem, das sich der Ford Pick-up mit denen anderer Hersteller teilt.

“Also müssten wir den Wagen per Hand beladen. Und das ist erstens heftig für den Rücken und zweitens ist der Wagen dafür echt zu schade. Denn schauen Sie sich mal unsere Pritschen an. Da können wir die Klappen zwar weiter öffnen. Und trotzdem bleibt selbst dann die ein oder andere Blessur nicht lange aus”, sagt Kubitzke.

Viele Kritikpunkte, die da zusammenkommen … “Nicht falsch verstehen”, stellt Kubitzke klar. “Das ist ein tolles Auto.” Nur sei es eben mehr ein Spaßmobil als ein echtes Arbeitstier – “gerade in dieser Ausstattung”. Dass ihm der Ranger an sich gut gefallen hat, wird schnell klar, als er weiter ausholt. “Der hat viel Druck und ist als Zugfahrzeug wirklich gut”, sagt Kubitzke. Beachtliche 3,5 Tonnen zieht der Pick-up – je nach Bedarf zur Baustelle oder am Wochenende in Form eines Pferdeanhängers zum Reitturnier oder eines Bootstrailers ans Wasser. “Auch als klassisches Forstfahrzeug für jemanden, der eine Jagd hat, kann ich mir den gut vorstellen”, überlegt der 37-Jährige.

Top Ausstattung, gute Verarbeitung – die Sonnenseiten des Fords lernen Sie auf der letzten Seite kennen.

Tolle Optik, viel Komfort

Schneller Durchblick:
Ford-Ranger-19

“Wirklich top ist die Optik”, lobt der Handwerker. Die verarbeiteten Materialien seien gut ausgewählt und qualitativ hochwertig. Ausgestattet ist der Testwagen zudem mit fast allem, was der gehobene Automobilbau so hergibt: Elektrisch verstell- und beheizbarer Fahrersitz, automatisches Fahrlicht, Tempomat, Rückfahrkamera, Ledersitze mit markanten, orangen Zierelementen, beheizbare Frontscheibe und ein satt klingendes Soundsystem, das gleich auch die Funktion des Autotelefons durch ein über Bluetooth gekoppeltes Handy übernimmt.

Positiv aufgefallen ist dem Tester auch der Verbrauch. Denn trotz der beachtlichen Motorleistung, der Größe und des Gewichts des Fahrzeugs zeigt der Bordcomputer durchschnittlich 9,8 Liter auf 100 Kilometer an. “Der scheint also sparsam zu sein”, lobt der Tester.

Weniger gut kommt die manuelle 6-Gang-Schaltung weg. “Die ist im Vergleich zu der in meinem eigenen Ford Kuga echt hakelig.” Und auch das Fahrverhalten empfindet Tester Kubitzke als ungewohnt: „Irgendwie fährt sich der Wagen schwammig.“ Dem pflichtet auch Kubitzkes Chef Stefan Rehberg bei. Auch er war mit dem Ranger unterwegs. „Beim Beschleunigen auf der Autobahnauffahrt hatte ich bei regennasser Fahrbahn ein richtig unruhiges Heck“, moniert Rehberg und beschreibt damit ein nicht untypisches Verhalten vieler Pick-ups, wenn sie ohne Ladung auf der Pritsche unterwegs sind. Denn dann haben die meist bärenstarken Blattfedern an der Hinterachse (zu) leichtes Spiel mit dem gesamten Hinterwagen.

Fazit
Unter dem Strich hat Kubitzke der Ford Ranger Wildtrak gut gefallen – nur eben nicht als Nutzfahrzeug. „Da ist der zumindest für uns im Baubereich nicht wirklich zu gebrauchen. Zu wenig Platz und zu schön, um im Betriebsalltag Baumaterial durch die Gegend zu schleppen“, resümiert er. “Gut vorstellen kann ich mir den für Einzelkämpfer oder eben als Fahrzeug für den Chef, der nur mit dem Zollstock auf dem Weg zum Kunden ist”, sagt der Testfahrer.

(ha)

Technische Daten
Name: Ford Ranger Wildtrak
Motor: 3,2l-TDCI (147 kW/200 PS)
Getriebe: 6-Gang-Schaltung, 6-Gang-Automatik
Verbrauch: 7,3 Liter/100 km
Verbrauch Testwagen: 9,8 Liter/100 km
Nutzlast max.: 1,2 Tonnen
Preis: ab 23.895 Euro (zzgl. MwSt.)
Preis Testwagen: ca. 37.300 Euro (zzgl. MwSt.)

Weitere Artikel, die Sie interessieren könnten:


Gut unterwegs:
Ford-Ranger-10

Das könnte Ihnen auch gefallen: