Teures Gas: Um weiteren Preissteigerungen entgegenzuwirken müssen Sie nicht unbedingt frieren. Es gibt bessere Maßnahmen, die nicht viel Aufwand benötigen.  
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Strategie

6 Soforttipps gegen steigende Gaspreise und Lieferausfälle

Ein schneller Wechsel weg vom Gas ist vielen Betrieben nicht möglich. Tatenlos zusehen müssen Sie deswegen aber nicht. Diese Soforttipps helfen.

Auf einen Blick:

  • Eine mögliche Gaskrise im Winter droht auch Sie zu treffen? Dann sollten Sie jetzt handeln, um die drohenden Schäden zumindest abzumildern.
  • Es gibt mehrere Sofortmaßnahmen, die Sie bei geringem Aufwand spürbar entlasten.
  • Darunter ist auch eine effiziente Sofortlösung, die die Gasnutzung im Büro und anderen Räumen ersetzen kann.
  • Extreme Preisspitzen, dazwischen etwas Beruhigung, schon geht es von vorn los. Ein Blick auf den Spotmarkt für Gas genügt um zu wissen: Verlässliche Prognosen über Preissteigerungen sind aktuell nicht möglich. „Seriös lässt sich zurzeit überhaupt kein Preiskorridor vorhersagen“, bestätigt Frank-Peter Ahlers. Der Abteilungsleiter am Zentrum für Umweltschutz der Handwerkskammer Hannover berät seit vielen Jahren Handwerksbetriebe in Energieeffizienz-Fragen.

    Einfach ist der Job zurzeit nicht. „Die Unsicherheit ist hoch. Viele Betriebe rufen bei uns an und wollen wissen, wie sie sich jetzt am besten verhalten sollen“, erklärt der Berater. Denn weitere Preissteigerungen stehen im Raum und auch ein zumindest temporärer Ausfall der Gasversorgung scheint möglich. Wie stellt man sich darauf ein?

    Jetzt blindlings bis zum Herbst einen Wechsel der Heizungstechnik zu planen – ohne seinen genauen Bedarf zu kennen – hält Ahlers für keine gute Idee: „Die Gefahr ist groß, auf diese Weise viel Geld zu verbrennen, weil die neue Anlage nicht gut auf den Betrieb abgestimmt ist.“ Angesichts der aktuellen Lage sei zudem die Wahrscheinlichkeit eher gering, ein solches Projekt rechtzeitig abzuschließen.

    „Dennoch ist die Investition in eine moderne und dauerhaft kostensparende Heizungsanlage natürlich zu empfehlen“, sagt Ahlers. In der Zwischenzeit könnten Betriebe sich mit folgenden Maßnahmen gegen Schäden durch eine mögliche Gasknappheit im Winter wappnen.

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    Tipp 1: B2B-Lieferverträge dringend prüfen

    Handwerkern mit Verträgen im Business-to-Business-Bereich empfiehlt Ahlers dringend, ihre Verträge mit Kunden zu prüfen: „Können vertragliche Verpflichtungen wegen eines Gasausfalls nicht erfüllt werden, ist das nicht automatisch höhere Gewalt. Eine Verletzung von Produktionspflichten kann im Einzelfall hohe Vertragsstrafen nach sich ziehen.“

    Sein Rat: Betriebe sollten in den nächsten Wochen ihre Verträge prüfen, ob Vertragsstrafen drohen könnten. „Jetzt kann man noch aktiv auf Geschäftspartner zugehen und eine gemeinsame Lösung für den Ernstfall aushandeln.“

    Tipp 2: Zähler checken, wenn keine Verbraucher an sind

    Der Sommer sei gut geeignet, um nach Verschwendern im Betrieb zu suchen, die Energie verbrauchen, obwohl sie nicht benötigt werden. „Wenn bei 30 Grad im Schatten der Gaszähler rotiert, dann arbeitet da etwas, was keiner auf dem Schirm hat: zum Beispiel eine Heizung, die nicht richtig abschaltet oder ein Warmwasserspeicher, der permanent Energie benötigt“, erklärt Ahlers. „Wer diese Verschwender jetzt identifiziert, hebt Einsparpotenziale ohne jeden Komfortverlust.“

    Tipp 3: Prüfung durch einen Fachmann veranlassen

    Für viele ältere Bestandsgebäude gilt: Als das Heizungssystem eingebaut wurde, war Energie deutlich preiswerter. Entsprechend hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Energieeffizienz bei den Komponenten und deren Regelung keine bedeutende Rolle gespielt hat. „In diesem Umfeld können ein paar Handgriffe ausreichen, um 15 bis 20 Prozent Effizienzsteigerung zu erzielen“, berichtet Ahlers aus seiner Beratungserfahrung.

    Hier sei die Kenntnis eines Fachmanns gefragt: Ein Installateur könne sich die Heizungsanlage mit der gesamten Steuer- und Regelungstechnik anschauen und auf die Bedürfnisse des Betriebs passend einstellen. „Wir haben schon Fälle erlebt, da hing die ganze Halle mit am Büro. Folge: Ein Notdienst-Mitarbeiter heizte für sich einen kleinen Raum und dafür sprang der Versorgungskreis für die gesamte Fertigungshalle an.“ Im Zweifel könne es als schnelle Lösung klug sein, Heizkörperkreise passend zu trennen.

    Tipp 4: Mehr Heizen mit Strom – aber wie?

    Kommt es vor allem darauf an, Mitarbeiter warm zu halten, gibt es laut Ahlers eine elektrische Alternative zur Gasheizung: elektrische Strahlungsheizungen mit Infrarottechnologie. Anders als energiefressende Stromheizsysteme, wie zum Beispiel Nachtspeicheröfen, dienen sie nicht dazu ganze Räume aufzuheizen. Stattdessen werden gezielt Oberflächen erwärmt. „Strahlungsheizungen sind ein probates Mittel, um Wärme gezielt dort zu erzeugen, wo sie gebraucht wird – richtig geplant lohnt sich das jetzt schon“, bewertet Ahlers ihren Einsatz.

    Gerade in kleinen Räumen könne eine Strahlungsheizung zum Einsatz kommen, um die gewöhnliche Raumheizung dort komplett zu ersetzen. Anstatt konventionelle Heizkörper aufzudrehen, werde nur bei Nutzung des Raums die Strahlungsheizung eingeschaltet. Auch bei Sitzarbeitsplätzen könne sich eine kleine Strahlungsheizung lohnen – beispielsweise unter dem Schreibtisch in einem großen Verkaufsraum. „Häufig genügt es, wenn es genau dort warm ist, wo ich auch direkt sitze oder stehe und arbeite“, erklärt Ahlers. „Am wichtigsten ist: Reden Sie mit Ihrem Team, damit die Lösung wirklich zielgerichtet die Bedürfnisse deckt.“

    Tipp 5: Was Mieter und Pächter tun können

    Sind Handwerker Mieter oder Pächter einer Immobilie, haben sie entsprechend wenig Spielraum, das Heizsystem zu optimieren. „Das ist Aufgabe des Vermieters oder Verpächters und wenn man Pech hat, ist dem die Höhe der Nebenkosten gar nicht wichtig“, sagt Ahlers. Ihn sorgt, dass besonders jene Gewerke unter steigenden Gaspreisen leiden, die schon Corona wirtschaftlich hart traf –  Friseure und Kosmetiker beispielsweise.

    Diesen Spar-Tipp hat er für mietende Handwerker: „Gerade Betriebe mit Verbräuchen in der Größenordnung von Privathaushalten, sollten die einschlägigen Verbraucher-Vergleichsportale nach günstigeren Anbietern durchsuchen. Auch, wenn es nicht so einfach ist wie in den vergangenen Jahren, kann ein Wechsel des Versorgers auch heute Geld sparen.“

    Tipp 6: Rücklagen und Rückstellungen bilden

    Überlegen Sie sich, welche Preissteigerungen möglich sind. Zuletzt warnte etwa die Bundesnetzagentur vor einem Anstieg der Preise auf das Dreifache im Vergleich zum Sommer letzten Jahres. „Prüfen Sie Ihre Abschläge, rechnen Sie nach und überlegen Sie sich, wie Sie so eine Summe bewältigen können“, rät Ahlers. Schließlich könnten vier- bis fünfstellige Nachzahlungen auf Betriebe zukommen, die innerhalb einer Zehntagesfrist beglichen werden müssten. Auch könne es sinnvoll sein, Rückstellungen zu bilden und so die Steuerlast im laufenden Wirtschaftsjahr zu verringern.

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