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Selbstmotivation

Die richtige Einstellung hilft auch dem Chef

Für unmotivierte Mitarbeiter wird viel getan – uns was ist mit den Chefs? Wenn die Arbeitsbelastung größer wird, kann die Freude an der Selbstständigkeit vergehen. Dagegen können Sie etwas tun!

Auf einen Blick:

  • Handwerksunternehmer brauchen besonders viel Selbstdisziplin und müssen sich immer wieder motivieren.
  • Wer eine gesunde Einstellung zur eigenen Widerstandskraft hat, kann sich nach Rückschlägen eher wieder aufrichten und nach vorne schauen.
  • "Resilienz" heißt diese Widerstandskraft, die aus mehreren Faktoren besteht.
  • Die gute Nachricht: Auch Sie können diese Kraft selbst aufbauen, indem Sie selbst entscheiden und nicht versuchen, allen anderen gerecht zu werden. Mit diesen Tipps von zwei Experten.

Gerade die Inhaber von Handwerksfirmen müssen sich jeden Tag aufs Neue vielfältigen Herausforderungen stellen. Vom Kampf um Aufträge über den Umgang mit schwierigen Kunden bis hin zur Kontrolle von Buchhaltung und Abrechnungen – je kleiner der Betrieb ist, desto mehr wird in Eigenregie erledigt. Eine Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin zeigt: Je höher die Arbeitsbelastung, desto größer ist das Risiko, an Burn-out oder auch an einer Depression zu erkranken. Doch manche Chefs halten wie ein Fels schwerster Brandung stand, während andere schon bei leichtem Gegenwind innerlich einknicken.

Widerstandskraft ist Einstellungssache

Das Zauberwort lautet „Resilienz“ – also die Widerstandskraft gegen belastende Ereignisse, Lebensumstände und Krisen. Die in Hamburg als Coach und Therapeutin tätige Micheline Rampe (www.michelinerampe.de) hat sieben Faktoren herausgearbeitet, die widerstandsfähige Persönlichkeiten auszeichnen:

1. Optimismus: Sie sind fest überzeugt davon, dass Krisen vorübergehen und durch eigenes Zutun überwunden werden können.

2. Akzeptanz: Sie blicken den Tatsachen ins Auge, die Sie zunächst nicht ändern können.

3. Lösungsorientierung: Sie suchen aktiv nach einem Ausweg – oder zumindest nach Möglichkeiten, besser mit Krisen-Stress umzugehen.

4. Macher-Einstellung: Sie wissen, dass Sie am Steuer Ihres eigenen Lebens sitzen und keineswegs hilflos ausgeliefert sind.

5. Verantwortungs-Übernahme: Sie stehen für das eigene Handeln gerade, ohne sich zum Sündenbock machen zu lassen.

6. Netzwerk-Ausrichtung: Sie verfügen über ein stabiles Beziehungsgeflecht an Personen, die Ihnen im „Fall der Fälle“ beistehen können.

7. Zukunftsplanung: Sie beobachten Ihre Umwelt und versuchen, sich für das Wechselspiel des Lebens zu wappnen.

Auch Dr. Reinhard K. Sprenger, promovierter Philosoph, Psychologe und vielfacher Bestsellerautor (www.sprenger.com), setzt bei der Einstellung an. Sehr bekannt sind seine Bücher „Mythos Motivation“ und „Das Prinzip Selbstverantwortung“. Sein aktuelles Werk „Die Entscheidung liegt bei dir!“ richtet sich an Personen, die sich nicht länger die sprichwörtliche Bettdecke über die Ohren ziehen, sondern sich aktiv den Herausforderungen ihres Alltags stellen wollen. Sprenger fasst seine Kernbotschaft zusammen: „Alle Lebens-Spiele werden im Kopf gewonnen. Sitze ich selbst am Steuer meines Lebensautos oder lasse ich andere fahren?“

Sie entscheiden selbst!

Jeder Mensch und damit auch die Inhaber von Handwerksbetrieben sollten sich verdeutlichen, dass sie ihr Leben, so wie es sei, frei gewählt hätten: „Diesen Alltag, diese Firma, diese Mitarbeiter, diese Kollegen, diese Kunden – all das und alle Begleitumstände des Lebens basieren auf Entscheidungen.“ Dafür seien sie selbst verantwortlich – und nur sie. Wer unzufrieden wäre, könne vom früher gewählten Weg abweichen. Doch, so Sprenger, „dafür wird dann ein Preis fällig – und die Person muss selbst entscheiden, ob sie bereit ist, diesen zu zahlen.“ Auch er beschreibt in seinen Büchern und Vorträgen einen selbstmitleidigen „Opfertypus“, der die Gründe für Schlappen, Fehlschläge und Krisen immer in äußeren Umständen suche.

So kommen Sie raus aus der Opferrolle!

Zum Entstehen von übergroßer Arbeitsbelastung und Folgen wie Burn-out hat Sprenger eine klare Meinung: Solche Phänomene gebe es nur, wenn jemand ständig „Ja“ sage und „Nein“ meine. „Wenn Sie sich den Erwartungen anderer beugen, obwohl Sie eigentlich lieber etwas ganz anderes tun wollen, dann haben Sie Stress.“ Stattdessen wäre es besser, das Gefühl, selbstbestimmt zu leben, als Kraftquelle zu nutzen. „Es kann sehr befreiend sein, wenn ich in dem Bewusstsein lebe, alles ändern zu können, wenn ich es nur will.“ Dies könne auch eine Entscheidung gegen den Wandel sein. „Ich bleibe beim Gewohnten, weil ich Gründe dafür habe.“

Um sich selbst ans Steuer zu setzen, rät Sprenger als Sofortmaßnahme: „Ich muss aufhören, mir selbst und anderen Opfergeschichten zu erzählen. Ich darf keine Ausreden mehr zulassen.“ Typische Selbst-Rechtfertigungen für passives Verhalten seien „Ich hatte so viel zu tun“, „Ich habe keine Zeit“, „Ich kann nicht aus meiner Haut heraus“ oder „Ich hatte eine harte Kindheit“. Mit Aussagen wie diesen würden Menschen sich selbst in eine Position der Machtlosigkeit bringen. Sprenger räumt ein, natürlich gebe es im Leben harte Schicksalsschläge: „Ja, es mag Ereignisse geben, die ich nicht beeinflussen kann. Aber wie ich darauf reagiere, schon.“

Praxisbeispiel: Sich selbst treu zu bleiben, ist das Wichtigste

Jemand, der die Tipps von Rampe und Sprenger schon lange umsetzt, ist der Bielefelder Dachdeckermeister Ingo Dedermann. Er führt die Barczewski GmbH, die sich auf Dächer, Solarlösungen, Innenausbau und Bauklempnerei spezialisiert hat. Der 54-Jährige betont, er ziehe den Eigenantrieb aus sich selbst heraus. „Ich bin gern selbstständig, auch wenn der Wind jeden Tag aus einer anderen Richtung weht.“ Er schätze es, eigene Entscheidungen zu treffen, der Planer an der Baustelle zu sein und die Wünsche von Kunden umzusetzen.

Auch in Dedermanns Leben gab es inzwischen bewältigte Krisen. „In schweren Zeiten zwinge ich mich dazu, zu funktionieren. Sehr wichtig ist auch die offene Kommunikation mit den eigenen Leuten und auch mit den Kunden.“ Dabei machte er die Erfahrung, dass ihm Verständnis entgegengebracht wurde. „Andere merken sowieso, wenn du total daneben hängst. Sagst du es ehrlich, können sie sich darauf einstellen und alles wird ein bisschen leichter.“ Was ein zufriedenes Leben für ihn bedeutet, kann er auch sagen: „Wenn du bei dir selbst bleibst, zu dir stehst und dich nicht verbiegst. Das habe ich mit den Jahren gelernt.“

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