Rauf mit den Stundensätzen? Der Schnitt aus 670 Handwerksbetrieben zeigt: die Preise wurden zuletzt deutlich erhöht. 
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Unternehmensfinanzierung

Preisvergleich mit 670 Betrieben: Sind Sie zu billig?

Welche Stundensätze nehmen die Kollegen für Meister und Gesellen? Und wer hat in der Inflation ordentlich die Preise erhöht? Hier gibt es Zahlen!

Auf einen Blick:

  • Die Stundensätze für Gesellen und Meister liegen laut Preisatlas 2023 im Schnitt bei rund 58 und 68 Euro.
  • Die Erhöhungen der Stundensätze im Vergleich zur Erhebung für den Preisatlas im vorherigen Jahr fallen deutlich aus. Sie erreichen einen zweistelligen Prozentbereich.
  • Die Stundensätze unterscheiden sich je nach Region, Gewerk und Betriebsgröße mitunter stark.
  • Hinweis: Die Macher des Preisatlas 2023 haben in ihrem PDF einen Fehler festgestellt und am 21.02.2024 den Preis für die Meisterstunde von 67,8 auf 64 Euro korrigiert. Die Korrektur wird im hier vorliegenden Artikel noch nicht berücksichtigt. Den Artikel zum aktuellen Preisatlas 2024 finden Sie hier.

    Inflationssorgen, Forderungen nach höheren Gehältern, enorme Unsicherheit über die Energiepreisentwicklung: Das beschäftigte nicht nur Handwerker sondern ganz Deutschland ab der zweiten Jahreshälfte 2022. Wie haben die Handwerksunternehmen darauf reagiert? Wie stark wurden die Preise angepasst? Der aktuelle „Preisatlas 2023“* gibt dazu eine Einschätzung. Datenbasis: 670 Betriebe, die zwischen Februar und März 2023 teilgenommen haben. Am stärksten vertretene Gewerke:

  • Sanitär-Heizung-Klima
  • Elektrotechnik
  • Dachdecker/Zimmerer
  • Tischler/Schreiner
  • Metallbauer
  • Gerüstbauer
  • Maler/ Gipser/Stuckateure
  • Die Antworten der Unternehmen geben Hinweise darauf, wie sich die Preise im Handwerk ab der zweiten Jahreshälfte 2022 entwickelt haben. Bei den genannten Preisen handle es sich um Bruttopreise inklusive Mehrwertsteuer.  Waren Sie im Vergleich zu den Kollegen eher selbstbewusst oder vorsichtig bei Ihren Preisanpassungen? Machen Sie sich selbst ein Bild! Hier kommen die Zahlen aus dem Preisatlas 2023.

    Kosten pro Handwerkerstunde: Das berechnen die Betriebe

    Bei der vergangenen Erhebung für den Preisatlas 2022 lag der Schnitt für eine Gesellenstunde noch bei 52,8 Euro und für eine Meisterstunde (oder die eines Technikers) bei 60,8 Euro. Wir berichteten hier über den Preisatlas 2022.

    Seitdem sind die Stundensätze im Schnitt deutlich teurer geworden: Sie kreisen auffallend stark um die Zahl 10,5 Prozent, die seit Wochen im Rahmen von Tariferhöhungsforderungen und damit einhergehenden Streiks durch die Medienlandschaft geistert. Im Vergleich zur letzten Erhebung beträgt die Preissteigerung einer Arbeitsstunde laut Preisatlas 2023 im Durchschnitt

  • 9,7 Prozent bei Gesellen; die Stunde koste nun 57,9 Euro.
  • 11,5 Prozent bei Meistern und Technikern; die Stunde koste nun 67,8 Euro.
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    So unterscheiden sich die Stundensätze nach Bundesland

    Die höchsten Stundensätze für Meister und Techniker verlangen laut Erhebung Berlin und Hamburg mit jeweils 72 Euro. Darauf folgten Hessen, Niedersachsen und das Saarland mit 69 Euro. Am teuersten seien die Stundensätze für Gesellen in Hamburg mit gut 63 Euro und in Hessen mit 61,33 Euro.

    Günstigstes Bundesland ist laut Preisatlas Sachsen-Anhalt. Hier koste die Meisterstunde laut Erhebung nur 52 Euro und die Gesellenstunde 42,50 Euro. Süddeutschland rangiert bei den Stundensätzen im Mittelfeld – mit moderaten Steigerungen um zwei bis sechs Prozent: In Bayern lägen die Stundensätze bei 63 Euro für Meister und 54,2 Euro für Gesellen, in Baden-Württemberg bei 64 und 57,9 Euro.

    Die größten Sprünge in den Stundensätzen der Meister verzeichnet der Preisatlas in

  • Niedersachsen mit einem Plus von 13 Prozent,
  • Nordrhein-Westfalen mit einem Plus von 11 Prozent,
  • Berlin mit einem Plus von 10 Prozent.
  • Für die Gesellenstunde lägen die größten Preissprünge in

  • Hessen, mit einem Plus von 16 Prozent,
  • Berlin, mit einem Plus von 14 Prozent,
  • Niedersachsen, mit einem Plus von 13 Prozent.
  • Hinweis: Die Macher des Preisatlas weisen darauf hin, dass sie prozentuale Veränderungen zum Vorjahr nur für solche Bundesländer angaben, bei denen ausreichend viele Antworten sowie relevante Veränderungen zum Vorjahr verfügbar gewesen seien. Neun Bundesländer erfüllten die Bedingung nicht: Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen.

    Größerer Betrieb, höherer Stundensatz

    Eine klare Korrelation zeigt der Preisatlas zwischen der Betriebsgröße und den Stundensätzen. In den fünf Gruppen „0 bis 1“, „2 bis 4“, „5 bis 9“, „10 bis 19“ und „20 bis 49“ Beschäftigte steigt demnach der absolute Stundensatz für Meister und Gesellen von Gruppe zu Gruppe kontinuierlich an. Eine Ausnahme mache die sechste Unternehmensgröße mit mehr als 50 Beschäftigten: Hier sei der Meisterstundensatz laut Daten des Preisatlas besonders hoch, die Gesellenstunde aber liege im Mittelfeld.

    Im Schnitt habe jede der sechs Betriebsgrößen die Stundensätze angehoben. In den ersten fünf Gruppen rangiere die Erhöhung zwischen 3 und 11 Prozent für Meister sowie zwischen 5 und 10 Prozent für Gesellen. Dabei seien in den ersten vier Gruppen die prozentualen Erhöhungen der Gesellenstunden ausnahmslos höher als die der Meister.

    Im Preisatlas wurde auch erhoben, wie viele Unternehmen unterteilt nach Unternehmensgröße ihre Preise nicht erhöhten. Der Anteil dieser Betriebe nimmt demnach in den ersten fünf Gruppengrößen kontinuierlich ab. So liege er bei

  • 42 Prozent, in der Gruppe der „0 bis 1“ Beschäftigten,
  • 36 Prozent bei den „2 bis 4“ Beschäftigten,
  • 28 Prozent bei den „5 bis 9“ Beschäftigten,
  • 25 und 22 Prozent, bei den folgenden beiden Betriebsgrößen.
  • Erneuter Ausreißer sei die Gruppe mit über 50 Beschäftigten, wo die Hälfte die Preise nicht angepasst haben soll.

    So ist es um die Auftragslage bestellt

    Im Zeitraum der Erhebung hätten im Schnitt 73 Prozent der befragten Betriebe die Auftragslage als „Sehr gut“ bis „Gut“ bezeichnet. 20 Prozent schätzten sie als „Ok“ ein und 7 Prozent als „Mäßig“. Im positiven Stimmungsbild zeigt der Preisatlas unter den Handwerksbranchen zwei trübere Gewerke: Jeweils mehr als die Hälfte der Gerüstbauer sowie der Hoch- und Tiefbauer bewerte ihre Lage als „Ok“ bis „Mäßig“.

    Unter den befragten Metall- und Anlagenbauern sowie der Gruppe „Maler, Gipser, Stuckateure“ bewerte noch etwa ein Drittel der Betriebe die Situation als „Ok“ bis „Mäßig“, bei den anderen Gewerken schätze eher ein Viertel oder weniger der befragten Unternehmen die Auftragslage so ein.

    Besonders zuversichtlich – mit über 75 Prozent Stimmen für „Gut“ oder „Sehr gut“ – schätzten die Dachdecker/Zimmerer, SHK-Handwerker sowie Tischler die Auftragslage ein. Das Elektrotechnik-Handwerk folge knapp dahinter.

    *Der Preisatlas ist ein Format einer Unternehmensgruppe Oneqrew, der unter anderem die Software-Hersteller Taifun, M-Soft, Extragroup sowie P Software & Service angehören.

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