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Politik und Gesellschaft

Kommt jetzt der kostenlose Meister?

Die Meisterausbildung soll kostenfrei werden. Niedersachsens Landtag hat es beschlossen. Ein ernstzunehmendes Versprechen und ein bundesweiter Ansatz – oder nur eine Eintagsfliege vor den Wahlen?

Auf einen Blick:

  • Mit einem einstimmigen Beschluss hat der niedersächsische Landtag sich für eine kostenlose Meisterausbildung ausgesprochen.
  • Die Landesvereinigung der Handwerkskammern Niedersachsen glaubt an den politischen Willen, nun die Attraktivität der Meisterausbildung zu steigern.
  • Das Handwerk fordert nun eine schnelle, ehrliche, unbürokratische Lösung zur kostenfreien Meisterausbildung. Zunächst vom Land Niedersachsen, das den Anstoß dazu gegeben hat, um als Treiber auf Bundesebene zu fungieren.
  • Wie ein konkretes Modell zur kostenfreien Meisterausbildung aussehen kann, will Landeswirtschaftsminister Olaf Lies bis zum Ende der 37sten Kalenderwoche mit Vertretern der Handwerkskammern klären.

Ist der Vorstoß zur kostenlosen Meisterausbildung nur eine Eintagsfliege vor der Wahl? „Nein“, glaubt Karl-Wilhelm Steinmann, Vorsitzender der Landesvereinigung der Handwerkskammern Niedersachsen. Die Offenheit sei sehr groß, jetzt eine Lösung zu finden. „Die Politik hat erkannt, dass die berufliche Bildung einen höheren Stellenwert verdient und mit der akademischen Bildung gleichgestellt werden muss“, sagt der LHN-Spitzenrepräsentant. Das sei ein starkes Signal und komme einer wesentlichen Forderung des Handwerks nach: Die Attraktivität der Meisterausbildung zu steigern und damit dem akuten Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Forderung: Unbürokratische Lösung für Meisterausbildung

Was für Steinmann jetzt unabdingbar ist: „Wir brauchen eine schnelle, ehrliche, unbürokratische und eindeutige Lösung, um potenziellen Meisterschülerinnen und –schülern Sicherheit zu geben und sie rasch zur Ausbildung zu motivieren.“ Ziehe sich das kostenfreie Angebot in die Länge, passiere genau das Gegenteil und das wäre dramatisch.

„Die Versorgungslage ist gefährdet. Denn die Zahl junger Meisterprüflinge hat sich innerhalb der letzten 25 Jahre auf ein Drittel reduziert“, stellt der LHN-Vorsitzende klar. Während 1991 noch fast 6000 Handwerker in Niedersachsen den Meisterbrief erhielten, waren es 2016 nur noch gut 2000 junge Meister. Dabei hätte das Handwerk seine Hausaufgaben gemacht und die Basis für mehr Meister geschaffen: „Die Zahl der Auszubildenden ist per 31.8.2017 um 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen.“

Niedersachsen soll vorgehen, der Bund müsse folgen

Wie teuer ist die gesamte Bildungsmaßnahme für Meisteranwärter? „Wir gehen im Durchschnitt von Kosten in Höhe von rund 12.000 Euro aus“, erläutert Steinmann. Die setzten sich aus Lehrgangs- und Prüfungsgebühren sowie Kosten des Meisterstücks zusammen. Das sogenannte Aufstiegs-Bafög deckt einen Teil dieser Kosten über Zuschüsse und Darlehen ab. „Ich gehe davon aus, dass das Aufstiegs-Bafög weiterläuft. Zusätzlich muss eine Aufstockung erfolgen, damit das neue Angebot auch den Namen kostenfreie Ausbildung verdient,“ erklärt der LHN-Vorsitzende.

Bei einer Vollfinanzierung auf Bundesebene müsse der Darlehensanteil dann in einen Zuschuss umgewandelt werden, betont der engagierte Bauunternehmer, der final deutschlandweit ein kostenfreies Angebot sieht. „Bis es aber soweit ist, muss eine niedersächsische Lösung zur kostenfreien Meisterausbildung gefunden werden. Wir freuen uns sehr darüber, dass das einhellige Beschlusslage des Landtags und somit Regierungsauftrag ist“, erklärt Steinmann.

Das sieht auch Wirtschaftsminister Olaf Lies so: „Niedersachsen wird hier bundesweit als Treiber aktiv werden und gegebenenfalls als Modell für die Umsetzung dienen.“ Wie so ein Modell „zur kompletten und möglichst unbürokratischen Entlastung von Kurs- und Prüfungsgebühren“ konkret aussehen kann, will er am Ende der 37. Kalenderwoche mit Vertretern der niedersächsischen Handwerkskammern diskutieren.

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