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Strategie

Nachfolgesuche: Reichen 2 Jahre aus?

So unterschiedlich die Unternehmen im Handwerk sind, so weit liegen sie bei der Nachfolgeplanung auseinander. Doch das muss kein Nachteil sein.

Auf einen Blick

  • Zögerliches Handwerk: Eine gut geplante langfristige Nachfolgesuche findet man laut Nachfolge-Monitoring von KfW Research im Handwerk seltener als im Gesamtmittelstand.
  • Können 2 Jahre Nachfolgesuche ausreichen? Nachfolgemoderatorin Katharina Meier sagt aus Erfahrung: Wenn die Leidenschaft bei der Suche stimmt, bietet auch ein so kurzes Zeitfenster gute Chancen.
  • Tipps für die kurzfristige Suche: Nutzen Sie mehr als nur einen Kanal zur Suche und scheuen Sie sich nicht, Ihre Suche öffentlich zu machen.

66.200 Handwerksbetriebe ziehen bis Ende 2020 eine Nachfolge für ihr Unternehmen in Betracht. Das geht aus dem Bericht Nachfolge-Monitoring Mittelstand hervor, den KfW Research jüngst veröffentlicht hat. Der Bericht zeigt auch: Handwerker gehen im Vergleich zu anderen Branchen recht zögerlich bei der Nachfolgesuche vor. Erst jeder fünfte Handwerksbetrieb habe die notwendigen Verhandlungen bereits abgeschlossen. Zum Vergleich: Im Gesamtmittelstand sei es gut jeder dritte. Weitere 25 Prozent der Handwerksunternehmer sind laut Studie derzeit in Verhandlungen für die Nachfolge. Heißt im Umkehrschluss: Über die Hälfte der Betriebe ist von der Nachfolge-Zielgeraden weit entfernt.

2 Jahre Suche? Das kann ausreichen.

Katharina Meier, Nachfolgemoderatorin an der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade, überrascht das Ergebnis der KfW-Untersuchung nicht, bestätigt es doch die Erfahrungen aus ihrer Beratungsarbeit. Dass sich die einen früher, die anderen später mit der Nachfolge beschäftigen, sieht sie vor allem in den unterschiedlichen Unternehmertypen begründet. Die Strategen, die sich die Nachfolge als konkretes Unternehmensziel gesetzt haben, würden mindestens fünf Jahre vor der Übergabe ihre Nachfolge planen. Die Gruppe, die einen gewissen Handlungsdruck zur konzentrierten Nachfolgesuche braucht, würde sich eher zwei Jahre vor der Übergabe mit dem Thema auseinandersetzen. „Diese beiden Gruppen halten sich in etwa die Waage“, sagt Meier.

Dabei sei es nicht automatisch ein Problem, wenn Betriebe sich erst zwei Jahre vor der Übergabe mit der Nachfolge befassen, berichtet Meier: „Wer die Nachfolge dann mit viel Leidenschaft angeht, hat erfahrungsgemäß noch gute Chancen.“ Fest steht für sie aber auch: Bei Betrieben, die die nötige Zeit nicht investieren, ende die Nachfolgesuche eher nicht wie gewünscht.

Tipps für die Suche

Wer seinen Betrieb abgeben möchte, muss sich zunächst die eigenen Anforderungen bewusst machen, weiß die Nachfolgemoderatorin. Was sind Ihre Stärken und Schwächen und wie sieht demzufolge der passende Nachfolger aus? Wo können Sie den finden? Wer kann bei der Suche helfen? Dann beginnt die Suche. Wichtig: auf mehreren Kanälen.

  • Inserieren Sie Ihren Betrieb mit einem aussagekräftigen Profil auf Unternehmensbörsen wie Nexxtchange.
  • Fragen Sie Ihr Team nach Kontakten, denn das hat ein Interesse am Erhalt seiner Arbeitsplätze. „Die Chance, sich ihren nächsten Chef selbst auszusuchen, motiviert die Mitarbeiter nach unserer Erfahrung“, sagt Meier.
  • Fragen Sie Lieferanten und Geschäftspartner. Auch übernahmewillige Wettbewerber können eine Option sein.
  • Hören Sie sich im eigenen Umfeld um.
  • Nutzen Sie die Unterstützung Ihrer Handwerkskammer.
  • Machen Sie die Suche auf Ihrer Website und in den sozialen Netzwerken öffentlich.

Nachfolgesuche: der größte Hemmschuh

Viele dieser Tipps haben eines gemeinsam, die viele Unternehmer auf Nachfolgesuche hemmt: Sie erfordern Öffentlichkeit. „Viele Inhaber fürchten, dass sie eine Schwäche preisgeben, wenn sie ihre Ruhestandspläne bekanntgeben“, sagt Meier. Grund gebe es für diese Befürchtung allerdings nicht. Vielmehr zeige eine geregelte Nachfolge, dass einem Chef der Fortbestand des Unternehmens wichtig ist. „Die Nachfolge ist ein natürlicher Teil jeder Unternehmensstrategie – wer sich darum kümmert, zeigt, dass er Verantwortung für sein Unternehmen und seine Mitarbeiter übernimmt“, sagt Meier.

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