Lassen Sie sich nicht von Betrügern unter Druck setzen: Europol kann keine Bußgelder verhängen!
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Psychologie

Neue Betrugsmasche: Anruf von Europol

„Hier spricht Europol“ – so versuchen Betrüger derzeit telefonisch an persönliche und finanzielle Daten zu kommen. Auch bei uns haben sie es versucht – mit einem fiesen Trick.

  • Angebliche Europol-Mitarbeiter versuchen mit Telefonanrufen persönliche Daten für Straftaten abzufischen.
  • Die richtige Reaktion: Auflegen und Anzeige erstatten.
  • Kniffelig: Teilweise scheinen die Täter echte Polizei-Nummern zu benutzen.
  • Hinterhältig: In unserer Redaktion haben sie einen anderen Kniff probiert, um uns positiv auf das Gespräch einzustellen.
  • Jetzt versuchen es die Abzocker also auch bei uns: Viermal haben es die Betrüger mit der Europol-Masche heute bei mir versucht: „Hier spricht Europol“, ertönte eine Bandansage. „Ihre Europäische ID wurde missbraucht“, warnte die Stimme und forderte mich auf, die 1 zu drücken, um mich zu verbinden. Was ich natürlich nicht tat – schon weil es keine Europäische ID gibt. Aber etwas unheimlich ist es schon, denn Europol gibt es sehr wohl: die Polizeibehörde der Europäischen Union, die gegen organisierte Kriminalität, Terrorismus und andere Straftaten ermittelt. Am Telefon war sie hier aber gewiss nicht.

    Polizeibehörden warnen vor Betrügern

    Bundeskriminalamt (BKA) und Polizei warnen derzeit vor solchen und ähnlichen Anrufen:

  • Laut BKA behaupten die Täter, dass den Betroffenen persönliche Daten gestohlen wurden und Kriminelle nun angeblich mit diesen Daten Straftaten begehen. So versuchten die Betrüger, Opfer zur Übergabe oder Überweisung von Geldbeträgen zu bewegen und an Informationen zu gelangen, um weitere Straftaten vorzubereiten.
  • Die Polizei Gütersloh berichtet, dass die Betrüger Bandansagen in englischer wie auch in deutscher Sprache laufen lassen und ihre vermeintlichen Opfer dazu auffordern, sich durch ein Menü zu wählen. Die Daten der Angerufenen seien abgefischt und für Straftaten missbraucht worden.
  • Laut BKA nutzen die Täter ein spezielles technisches Verfahren, bei dem ihre Opfer eine tatsächlich zu Europol oder einer deutschen Polizeidienststelle gehörende Telefonnummer angezeigt bekommen.

    Der fiese Trick mit den ähnlichen Telefonnummern

    Bei den Anrufen in unserer Redaktion war es ein bisschen anders. Dazu muss man wissen, dass meine zehnstellige Handynummer 0171-29XXXX lautet. Interessanterweise erhielt ich alle vier „Europol“-Anrufe von zehnstelligen Nummern, die meiner eigenen stark ähnelten:

  • 0171-292…
  • 0171-293…
  • 0171-295…
  • 0171-293…
  • Vielleicht war das Zufall. Vielleicht auch nicht, denn es gibt einen in den Neurowissenschaften wohlbekannten Ähnlichkeitseffekt, der das erklären könnte: Menschen, die einem selbst ähnlich sind oder zu denen eine Verbindung zu bestehen scheint, wirken sympathischer. Wir neigen automatisch dazu, solchen Menschen positive Eigenschaften zuzuschreiben. Der Ähnlichkeitseffekt kann zum Beispiel durch Gemeinsamkeiten wie einen ähnlichen Kleidungsstil, den gleichen Wohnort oder Besuch derselben Schule ausgelöst werden. Hochstapler und Betrüger kennen diese Methode natürlich und nutzen sie für ihre Zwecke.

    Ob die Europol-Betrüger diesen Effekt bei Ihren Anrufen in unserer Redaktion im Sinn hatten? Zumindest erreichten sie, dass mir die Nummer vertraut erschien, und erzeugten so eine Neugier und Offenheit gegenüber dem unbekannten Anrufer. Zumindest so lange, bis die Bandansage erklang.

    So verhalten Sie sich richtig

    Wenn Sie einen solchen Anruf erhalten, rät das Bundeskriminalamt:

  • Geben Sie keine Details zu persönlichen oder finanziellen Verhältnissen preis.
  • Lassen Sie sich nicht in ein Gespräch verwickeln, folgen Sie nicht den Aufforderungen des Anrufers.
  • Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen: Europol kann keine Bußgelder verhängen oder strafrechtlich gegen Sie vorgehen.
  • Legen Sie einfach auf.
  • Erstatten Sie Strafanzeige bei Ihrer örtlichen Polizeidienststelle. Benutzen Sie dafür auf keinen Fall die Rückruftaste. Recherchieren Sie stattdessen die Telefonnummer Ihrer Polizeidienststelle und wählen Sie die Nummer selbst.
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