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Work-Life-Balance

Für angenehme Arbeitsstunden: Auf dem Lastenrad zum Kunden

Handwerk und Radfahren – passt das zusammen? Wir haben zwei Handwerker getroffen, die den Umstieg aufs Lastenrad gewagt haben. Und es genießen.

Auf einen Blick

  • Macht fit und gute Laune: Die Handwerker Jürgen Vogelsang und Gerhard Nitz haben sich zum Umstieg aufs Lastenrad entschieden, um fitter zu werden. Mit Erfolg.
  • Kein Grund zur Sorge: Regentage, verschwitzte Chefs und skeptische Kunden? Das mögen typische Bedenken sein, aber keine dieser Sorgen hat sich bestätigt.
  • Kommt gut an: Mit dem Rad sind die Unternehmer schnell und entspannt unterwegs. Als Backup für schlechtes Wetter und weite Strecken gibt es Firmenwagen.
  • Gewinn fürs Image: Als Handwerker ist es schwer sich einen individuellen Ruf zu schaffen. Das gelingt leicht mit einem Lastenrad. „Plötzlich bist du kein Wald-und-Wiesen-Maler mehr“, sagt Jürgen Vogelsang.

5000 Kilometer in 14 Monaten, zu Kunden und Baustellen – auf dem Fahrrad! Das ist die stolze Bilanz von Malermeister Jürgen Vogelsang. Im Februar 2016 hat der Unternehmer aus Osnabrück umgesattelt. Sein neues Gefährt: ein Lastenfahrrad mit elektrischer Unterstützung.

Das nutzt er seitdem für rund 80 Prozent seiner Geschäftstermine. „Die frische Luft tut gut – und ich komme entspannter an als vorher“, sagt Vogelsang. Nur bei Schnee und Eis oder wirklich großen Entfernungen greift er auf einen Firmenwagen zurück.

Warum zwei statt vier Räder?

Doch warum ist der Meister überhaupt aufs Rad umgestiegen? „Ich wollte mein Bewegungsdefizit ausgleichen und etwas für die Umwelt tun“, sagt Vogelsang. Gesagt, getan. Im Kofferraum seines Lastenrads transportiert der Unternehmer meist Musterplatten, Teppichkollektionen sowie Tapetenbücher für Kundenberatungen. „Manchmal bringe ich auch fehlendes Material zu den Mitarbeitern an die Baustellen.“

Auch Touren zum Steuerberater erledigt der Meister mit dem Rad. So kommen ganz unterschiedliche Tagesstrecken zusammen: Zwischen 30 und 70 Kilometer legt der Maler an einem Arbeitstag zurück.

Lastenrad hat keinen Platz für Vorurteile

Er selbst hatte vor der Anschaffung ein paar Bedenken, die sich allerdings in Wohlgefallen aufgelöst haben. „Es ist leichter, aus der Komfortzone herauszukommen, als man denkt“, sagt Vogelsang. Bei drei entscheidenden Punkten kann er jeden Handwerker ermutigen, der über ein Lastenrad nachdenkt:

  • Was mache ich bei Regen? Antwort: „Ich habe gemerkt, dass es überhaupt nicht so oft und ausdauernd regnet“, sagt Vogelsang. Regnet es doch, streift er sich schnell Regenhose und -jacke über.
  • Wie frisch komme ich beim Kunden an? „Schweißnass beim Kunden ankommen will ich nicht“, sagt Vogelsang. Und das tut er auch nicht. Die Motorleistung seines Lastenrads variiert er so, dass er jederzeit – auch bergauf – mit einem angenehmen Kraftaufwand vorankommt.
  • Tut man mich als Spinner ab? „Von den Kunden gab es nie negatives Feedback“, sagt Vogelsang. „Das Lastenrad macht eher neugierig – und es passt zu unserer Firmenphilosophie Gesundes Wohnen.“

Rund 6000 Euro hat der Unternehmer in sein Lastenrad investiert. Die Motorisierung: groß. Der Elektromotor unterstützt den Meister bis zu einer Geschwindigkeit von 45 Kilometer pro Stunde. Bei dieser Leistung sind Nummernschild, Versicherung und Helm vorgeschrieben. Auch darf der Maler nur auf wenigen Radwegen fahren.

Elektrotechniker ist schneller da

Da hat Handwerkerkollege Gerhard Nitz einen Vorteil. Auch der Osnabrücker Elektrotechnikermeister ist seit gut einem Jahr auf einem Lastenrad unterwegs. Sein Modell unterstützt ihn bis zu 25 Stundenkilometern. Damit darf er überall fahren, wo Radfahrer erlaubt sind: auf Straßen, Radwegen und – wenn für den Radverkehr freigegeben – in der Gegenrichtung von Einbahnstraßen.

„Ich bin auf schönen Strecken unterwegs und im Stadtgebiet sogar oft schneller als der Autoverkehr“, sagt Nitz. 20 bis 30 Prozent der geschäftlichen Touren kann der Unternehmer mit dem Lastenrad erledigen, darunter viele Kundentermine und Baustellenbesuche. Sogar eine Leiter hat der Elektrotechniker dafür in seinem Rad verstaut.

„Wenn ich weiß, was mich auf der Baustelle erwartet, nehme ich oft das Lastenrad“, sagt Nitz. Ist die Situation vor Ort ungewiss, kommt der Firmenwagen mit mehr Material zum Einsatz.

Sein Lastenrad will Gerhard Nitz nicht mehr missen. Auch privat ist der Unternehmer zum Fahrradenthusiasten geworden: Gerade restauriert er ein altes Tandem, um es wieder fit für Ausflüge zu machen. Der Lebenswandel kommt auch bei seinen Mitarbeitern an. „Mittlerweile nutzen zwei meiner Angestellten ein Jobrad für den Weg zur Arbeit“, sagt Nitz. Das Jobrad ist ein Fahrradleasing-Konzept, das mit günstigen Konditionen durch Steuervorteile wirbt.

Gutes Image im Betrieb

Auch für Malermeister Jürgen Vogelsang war der Umstieg auf das Lastenrad die richtige Entscheidung. „Ich denke, dieses Rad ist eine gute Alternative für Handwerker, die mehr für sich tun wollen, den Umweltgedanken hochhalten und ihr Image verbessern wollen“, meint der Unternehmer.

Die Marketingfunktion so eines Hightech-Drahtesels sei nicht zu unterschätzen. „Umweltschutz zieht eine gewisse Kundschaft an“, erklärt Vogelsang, „und plötzlich bist du kein Wald-und-Wiesen-Maler mehr.“

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Foto: Denny Gille 
					
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