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Strategie

Unsicherheit macht unselbstständig

Sicherheit ist einer der wichtigsten Antriebe von uns Menschen. Was tun wir nicht alles für unsere Sicherheit. Oder müsste es bei Mitarbeitern nicht eher heißen: Was lassen sie alles aus Angst weg?

Auf einen Blick:

  • Wer sich unsicher fühlt, ist gehemmt, auch im Betrieb: Dieses Sicherheitsbedürfnis steht Mitarbeitern bei Entscheidungen oft im Weg.
  • Was wäre, wenn Mitarbeiter sich absolut sicher fühlen würden?
  • Wie können wir als Chef unseren Mitarbeitern Sicherheit bieten?

Wie selbstständig Mitarbeiter sind, hängt von der Fehlerkultur im Betrieb ab. Je mehr wir Chefs bei Problemen poltern, desto unselbstständiger bleibt das Team.

Wer sich unsicher fühlt, ist gehemmt.

Der Trapezkünstler spannt sich immer ein Sicherheitsnetz auf. Auch wenn er es eigentlich nicht benötigt – hat er die Übung doch schon 10.000 Mal gemacht. Trotzdem gibt ihm das Netz ein Gefühl von Sicherheit. Er kann alles geben und vielleicht sogar ein wenig mehr Risiko eingehen – er ist ja abgesichert. Hätte er das Sicherheitsnetz nicht, wäre er gehemmt und würde nur so wenig Risiko wie möglich auf dem in zehn Meter Höhe gespannten Seil eingehen. Mit Sicherheitsnetz aber wird er mutiger und sein Selbstvertrauen steigt.

Sicherheit ist ein wesentliches Grundbedürfnis

Es ist gut, dass zur Zeit viel über den Umgang mit Fehlern zu lesen ist. Ich nutze gerne den Begriff „Fehlerfreudigkeit“. So steht der Begriff für einen positiven Umgang mit Fehlern.

Aber seien wir ehrlich: Wer will schon gerne einen Fehler machen, geschweige denn zugeben? Viel zu groß sind unsere Bedürfnisse nach Sicherheit und Anerkennung. Und bei einem Fehler entsteht Unsicherheit und vielleicht schämt man sich. Denn wir fragen uns ständig: Was denkt der andere über mich? Bin ich gut genug?

Warum Sicherheit so wichtig ist

Außerdem kratzen Fehler am Ego. Wer für Fehler bestraft wird, dessen Selbstsicherheit sinkt. Selbst-Sicherheit … ein schönes Wort: sich seiner Selbst sicher sein. Sich selbst vertrauen können. Auf seine eigenen Stärken vertrauen können. Sicher zu sein, genau das Richtige zu tun, richtig zu handeln. Und wenn dann doch ein Fehler passiert, sich sicher zu sein, vom Chef unterstützt zu werden.

Was wäre, wenn wir als Chef unseren Mitarbeitern Sicherheit bieten würden?

Mitarbeiter, die vom Chef gestärkt werden, denen der Chef ein Sicherheitsnetz aufspannt, sind auch bereit, Risiken einzugehen und Entscheidungen zu treffen. Das spart Ihnen nicht nur Zeit, sondern führt auch zu einer Steigerung des Selbstvertrauens der Mitarbeiter. Und bei Misserfolg gibt es ja Ihr Sicherheitsnetz, sodass sich niemand ernsthaft „verletzt“.

Wie können wir als Chef unseren Mitarbeitern Sicherheit bieten?

Fehlerfreudigkeit ist dazu der Schlüssel. Wir sollten unsere Mitarbeiter frei von Vorwürfen bei einem Fehler sofort unterstützen, statt sie dafür anzuschnauzen. Das bedeutet nicht, für die Mitarbeiter das Problem zu lösen, sondern, sie dabei wohlwollend konsequent zu unterstützen. Das ist ein wesentlicher Unterschied. Und wenn das Problem gelöst ist, stellen wir die Frage: Was können wir daraus lernen? Wie können wir diesen Fehler in Zukunft vermeiden?

Was Fehlerfreudigkeit mit Verantwortung zu tun hat.

Verantwortung ist auch so ein schönes Wort. Darin steckt das Wort Antwort: Ver-antwort-ung. Welche Antwort hat mein Mitarbeiter bei einem Problem? Ist ihre Antwort ein fragender Anruf beim Chef? Oder haben sie eine konstruktive, lösungsorientierte Antwort und riskieren vielleicht etwas? Verantwortung zu übernehmen bedeutet, eigene Antworten zu haben. Und das müssen wir als Chef zulassen. Wahre Fehlerfreudigkeit ist also das Zulassen von eigenen Antworten der Mitarbeiter und das Bieten eines Sicherheitsnetzes für den Fall eines Fehlers.

So steigt bei den Mitarbeitern stetig das Selbstvertrauen: Je sicherer sie sich fühlen, desto mehr trauen sie sich zu. Je mehr ihnen gelingt, desto größer wird ihr Selbstvertrauen. Je größer ihr Selbstvertrauen, um so mehr trauen sie sich zu … eine schöne Aufwärtsspirale mit dem Nebeneffekt, dass Sie als Chef nachhaltig entlastet werden.

Olaf Ringeisen ist Sparringspartner für Handwerksmeister, die mehr persönliche Freiheit erreichen wollen. Sein Ziel: raus aus dem Hamsterrad! Der gelernte Malermeister führt in vierter Generation seinen Malerbetrieb in Northeim. Er arbeitet seit mehr als 15 Jahren an der Optimierung seiner Strategien zur erfolgreichen Unternehmensführung im Handwerk. Über 600 Malerbetrieben hat er mit seinen Systemen schon weitergeholfen. Sein Qualyplan-System enthält seine wichtigsten Erkenntnisse und Werkzeuge, die Sie benötigen, um raus aus dem Hamsterrad zu kommen und sich ein wahrhaft außergewöhnliches Unternehmen zu schaffen. Mehr Infos: www.baustelle-optimieren.de.

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Foto: Mirko Plha Porträt Olaf Ringeisen

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