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Fuhrpark

Unterwegs mit dem neuen VW e-Crafter

Zugeschnitten wurde der neue VW e-Crafter wie kaum ein zweiter auf die Zielgruppe. Doch lohnt sich der elektrisch angetriebene Transporter für Handwerker?

Auf einen Blick

  • Gründliche Analyse: Bevor VW den e-Crafter gebaut hat, haben sich die Wolfsburger mit knapp 1.500 Kunden mit kleinen und mittleren Flotten über deren Bedürfnisse unterhalten.
  • Das Ergebnis: Das üppig ausgestattete, rein elektrisch angetriebene Transportermodell bietet 10,7 Kubikmeter Ladung Platz, ist 5,98 Meter lang und 2,59 Meter hoch. Lieferbar ist der Transpoter mit 3,5 und 4,24 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht.
  • Praktisch: Für Elektrofahrzeuge dieser Klasse gilt noch immer die Ausnahmeregelung, dass auch der 4,25-Tonner mit einem Führerschein der Klasse B gefahren werden darf.
  • Kosten und Reichweite: 120 bis 130 Kilometer kommt der 69.500 Euro teure Transporter weit. Das haben breit angelegte Praxistests mit ausgewählten Kunden nach Angaben der Wolfsburger gezeigt.

Wer nutzt ein Fahrzeug wie den VW e-Crafter und für wen kommt eine Version mit E-Antrieb in Frage? Auf diese Frage können die Wolfsburger Analysten nach einer Vielzahl an Gesprächen mit Großkunden sowie knapp 1.500 Interviews mit kleineren und mittleren Flottenbetreibern eine ziemlich genaue Antwort geben: „Für 47 Prozent der Nutzer aus der Kurier- und Logistikbranche, dem Baubereich oder dem Dienstleistungsgewerbe mit einer mobilen Werkstatt ist die Elektrifizierung einfach umzusetzen“, sagt VW-Sprecher Marc Leonhard.

Die Analyse hatte gezeigt, dass der Transporter an durchschnittlich neun Stunden genutzt wird, und zwar vor allem tagsüber. Etwa 70 Kilometer stehen am Ende des Tages auf der Uhr, die mit bis zu 100 Stopps zu 85 Prozent in der Stadt zurückgelegt werden. Da Gewerbeflächen oft außerhalb liegen, ist gelegentlich eine Höchstgeschwindigkeit von Tempo 90 gefragt. Mit einer Zuladung von 875 Kilogramm kommen die Nutzer im Schnitt aus. Umbaumaßnahmen betreffen in 90 Prozent der Fälle nur Kleinigkeiten wie Regale oder einen direkten Zugang zum Laderaum vom Fahrerplatz aus.

VW e-Crafter ausschließlich als L3H3-Variante

Genau für diese Rahmenbedingungen haben die VW-Techniker jetzt den e-Crafter zusammengestellt. Seit September steht der elektrisch angetriebene Transporter bei den Händlern. Anders als die Mitbewerber Iveco oder Renault bietet Volkswagen den Kastenwagen (einen Praxistest zur konventionell angetriebenen Variante finden Sie hier) ausschließlich als L3H3-Version mit einer Gesamtlänge von 5,98 Metern, einer Höhe von 2,59 Metern und 3,64 Meter Abstand zwischen den Achsen an. Als Basis dient die Version mit höherem Ladeboden, wie sie beispielsweise auch beim Allradler zum Einsatz kommt. Darunter können die 350 Kilogramm schweren Batteriepacks im Unterboden untergebracht werden.

10,7 Kubikmeter Ladevolumen

Insgesamt bietet der e-Crafter bei einer Innenraumhöhe von 1,86 Metern ein Ladevolumen von 10,7 Kubikmetern. Von vier Europaletten lassen sich zwei längs und zwei quer unterbringen. In der Variante mit 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht beträgt die Nutzlast 970 Kilogramm.

Unterwegs mit Führerscheinklasse B

Gleich in zweifacher Art interessant ist aber der ebenfalls lieferbare 4,25-Tonner. Zum einen bietet er mit einer möglichen Zuladung von 1.720 Kilogramm mehr Spielraum bei der Beladung mit Material, Ersatzteilen oder Paketen. Zum anderen gilt für Elektrofahrzeuge dieser Klasse noch immer die Ausnahmeregelung, dass auch sie mit einem Führerschein der Klasse B gefahren werden dürfen.

Als Antrieb dient dabei der aus dem e-Golf bekannte Elek­tromotor mit einer Leistung von 136 PS. Ein Aggregat, das dem täglichen Stop-and-go gerade im Stadtverkehr eine ganz neue Note verleiht. Liegt doch beim ersten Druck aufs Gaspedal das maximale Drehmoment von 290 Newtonmetern ohne jegliche Verzögerung an.

Realistische Reichweite von rund 120 Kilometern

Den Verbrauch gibt VW mit 21,5 Kilowattstunden an. Das entspricht einem Energiegehalt von 2,1 Liter Diesel. Mit vollgeladenen Lithium-Ionen-Akkus sind bis zu 173 Kilometer Strecke möglich, verspricht der Hersteller. Unter Realbedingungen haben Praktiker eher 120 bis 130 Kilometer erzielt. Auch damit würde die Batterieleistung vollkommen ausreichen, zumal die meisten Transporter nach der Schicht wieder zurück zur Firma fahren.

Ist dort eine Ladestation mit 40 Kilowatt installiert, kann nach 45 Minuten mit einer 80-prozentigen Ladung die nächste Tour gestartet werden. Die Wallbox mit 7,2 Kilowatt zwingt zu einem Aufenthalt von fünf Stunden. An einer Haushaltssteckdose würde es sogar 17 Stunden dauern, bis die Akkus wieder voll sind.

„Geschäft, das nicht gemacht werden kann, kostet mehr“

Bleibt die Frage, wann sich der im polnischen Wrzesnia gebaute und in Hannover mit dem Antrieb bestückte e-Crafter amortisiert? Schließlich sind die Anschaffungskosten mit 69.500 Euro kein Pappenstiel, auch wenn in dieser Summe eine umfassende Ausstattung mit diversen Assistenzsystemen und Extras wie Rückfahrkamera, LED-Scheinwerfern, Klimaautomatik, Navigationssystem oder beheizten Komfortsitzen bereits enthalten ist.

Exakt beziffern kann Leonhard den Zeitpunkt nicht. Er führt jedoch neben den geringeren Verbrauchs- und Betriebskosten und Steuererleichterungen vor allem einen Punkt ins Feld: „Geschäft, das bei einem umgesetzten Fahrverbot in Ballungsräumen nicht gemacht werden kann, würde ein Unternehmen weitaus mehr Geld kosten.“

Daten und Preise

Fabrikat/Modell: VW e-Crafter

Leistung: 100 kW/136 PS

Stromverbrauch: 21,54 kWh

Reichweite: maximal 173 km

Zuladung: 975–1.720 kg

Preis: 69.500 Euro

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