Prüfen und korrigieren: Falsche Angaben einer Wirtschaftsauskunftei können Ihr Unternehmen Geld und Aufträge kosten.
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Unternehmensfinanzierung

Creditreform & Co: Was wissen andere über Ihr Unternehmen?

Wirtschaftsauskunfteien versorgen Lieferanten, Leasinggeber und auch Kunden mit Infos über Ihren Betrieb. Schlimm, wenn die Daten nicht stimmen. So wehren Sie sich!

Auf einen Blick:

  • Wirtschaftsauskunfteien versorgen Lieferanten, Leasinggeber und auch Kunden mit Infos über Ihren Betrieb. Schlimm, wenn die Daten nicht stimmen. So wehren Sie sich!
  • Veraltete oder falsche Angaben von Wirtschaftsauskunfteien wie Creditreform oder CRFI schaden Ihrem Unternehmen in neuen und bestehenden Geschäftsbeziehungen: Alles wird schwieriger – wenn neue Verträge überhaupt noch zustande kommen.
  • Ein Warnsignal ist der Bonitätsindex der Auskunfteien für Ihr Unternehmen. Liegt er zu hoch, dann sollten Sie einige Angaben genauer prüfen und bei Bedarf korrigieren lassen.
  • Wie ist Ihre Bonität? Wie ist Ihre Zahlungsmoral? Gab es schon mal finanziellen Ärger mit Ihnen? Über solche Themen sprechen Sie natürlich nicht öffentlich. Doch Lieferanten, Dienstleister, Leasinggeber, Banken und Geschäftskunden kommen auch so an Informationen über Ihren Betrieb. Die Daten liefern ihnen Wirtschaftsauskunfteien wie zum Beispiel Creditreform, CRIF oder Dun&Bradstreet. Dafür sammeln die Auskunfteien fleißig Daten aus allen möglichen Quellen und versorgen ihre eigenen Kunden damit.

    So können schaden falsche Infos Ihrem Betrieb

    Die Informationen der Auskunfteien sind nützlich – aber nicht immer aktuell und richtig. Falsche Angaben können dazu führen, dass ein Handwerker

  • keine Leasingangebote erhält,
  • bei Lieferanten nur per Vorkasse oder mit sehr knapper Kreditlinie einkaufen kann,
  • von Firmenkunden keine Aufträge erhält.
  • Infos der Auskunfteien sind „das Erste, was Unternehmen prüfen – der erste Filter“, sagt Finanzierungsexperte Carl-Dietrich Sander vom KMU-Beraterverband. Die Informationen entscheiden darüber, ob sich ein potenzieller Geschäftspartner auf ein erstes Gespräch mit Ihnen einlässt.

    Doch auch in bestehenden Geschäftsbeziehungen nutzen Unternehmen immer die neuesten Infos der Auskunfteien: „Wer einmal eine Auskunft einholt, kann eine Art Abo nutzen, ein Monitoring“, sagt Sander. „Sobald die Auskunftei über einen Betrieb neue Erkenntnisse sammelt, erfahren ihre Kunden automatisch sofort davon.“

    Sanders Rat: Informieren Sie sich, welche Auskünfte die Wirtschaftsauskunfteien über Sie geben.

    1. Fordern Sie eine Selbstauskunft an

    Bitten Sie eine oder mehrere Auskunfteien um eine Selbstauskunft. Die Auskunfteien sind zu der Auskunft verpflichtet und das kostet Sie auch nichts.

    „Auf jeden Fall sollte man eine Selbstauskunft bei der Creditreform einholen, die sind die Größten auf diesem Markt“, rät Sander. Größere Betriebe sollten auch Selbstauskünfte von CRIF und Dun&Bradstreet anfordern.

    2. Prüfen Sie Ihren Bonitätsindex und den empfohlenen Kreditrahmen

    Eine Auskunftei lässt alle Informationen in einen Bonitätswert einfließen, den sogenannten Bonitätsindex. „Mit einem Score von mehr als 300 zum Beispiel bei der Creditreform braucht man bei einem Lieferanten oder einem Leasinggeber nicht mehr anzufragen“, warnt Sander. Gut sei ein Bonitätsindex von 250 oder weniger.

    Auf diesen Bonitätsindex schauen Geschäftsprofis zuerst – und dann auf die Empfehlung der Wirtschaftsauskunftei, weiß der Experte: „Da steht dann unter ‚Krediturteil‘, ob Kredit gegeben werden kann und welches maximale Kreditlimit die Auskunftei empfiehlt.“

    Ein Bonitätsindex von mehr als 250 bedeutet: Sie sollten die Daten der Auskunftei prüfen.

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    3. Checkliste: Stimmen die Informationen der Auskunftei?

    Bei einem Score von mehr als 250 sollten Sie vor allem diese Informationen prüfen:

  • Gründungsdatum: „Je älter ein Betrieb ist, desto besser für die Bonitätsnote“, sagt Sander.
  • Angaben zu Inhabern und Gesellschaftern: Das sei besonders bei Übernahmen wichtig, die sonst als Existenzgründungen geführt werden.
  • Branchenzuordnung: Die Branchenzugehörigkeit fließt in den Bonitätswert ein. Gerade im Handwerk kommt es laut Sander immer wieder zu falschen Zuordnungen.
  • Unternehmenszweck und Geschäftsmodell: Auch wenn die Branchenzuordnung stimmt, sind die Angaben zur Firmentätigkeit vielleicht nicht aktuell. Angesichts der Vielfalt in den einzelnen Gewerken seien Angaben zu Angaben zur Spezialisierung sinnvoll, „die Benennung des Gewerks sagt da noch nicht viel aus“. Hat sich ein SHK-Betrieb auf Sanierungs- und Renovierungsarbeiten für Wohnungsbaugesellschaften spezialisiert, sollte das in der Auskunft stehen, rät Sander: „Das ist für potenzielle Neukunden eine wichtige Information.“
  • Geschäfts- und Finanzkennzahlen: „Da stehen auch mal falsche oder alte Zahlen, die sich negativ auf die Bonität auswirken“, warnt Sander. Aktuelle Zahlen von Kapitalgesellschaften ziehen sich die Auskunfteien aus der Kurzbilanz im Unternehmensregister. „Aber als Einzelfirma und auch als kleine GmbH würde ich den Auskunfteien freiwillig zum Beispiel Umsatz und Mitarbeiterzahl melden, das ist für Lieferanten und Kunden interessant“, sagt Sander. Wichtig: „Wenn man in guten Zeiten bestimmte Zahlen an die Auskunfteien gibt, dann muss man das auch in schlechten Zeiten durchhalten, sonst wirkt das unglaubwürdig.“
  • Negativ-Merkmale zum Zahlungsverhalten: Die Wirtschaftsauskunfteien ziehen Daten nicht nur aus öffentlichen Registern und Angaben der Unternehmen. „Wenn ein Kunde einer Auskunftei schlechte Erfahrungen mit einem Betrieb macht, dann meldet er das an die Auskunftei zurück – das fließt in die Auskunft ein“, berichtet Sander. Auch diese Angaben sind nicht immer aktuell und nicht immer richtig.
  • 4. Angaben ergänzen und korrigieren

    Sie können Informationen über Ihr Unternehmen jederzeit ergänzen, aktualisieren und Fehler korrigieren. Die Auskunfteien sind nach Sanders Einschätzung dankbar für Ihre Mitarbeit, denn korrekte und umfassende Daten sind ihr Kapital.

    Allerdings erwarten die Wirtschaftsauskunfteien Belege für Ihre Informationen.

    Schwierig seien Änderungen bei negativen Zahlungsinformationen, berichtet Sander. „Aber ich gehe davon aus, dass nachweislich falsche Informationen aus der Auskunft entfernt werden.“

    Der Aufwand lohnt sich in jedem Fall. Denn sogar Ihre Hausbank nutzt die Auskunfteien. „Die Banken interessiert natürlich, ob ihre Kunden noch Kredit oder zum Beispiel Leasingfinanzierungen bei anderen bekommen können.“ Sieht die Hausbank, dass der Bonitätsindex eines Kunden langsam in Richtung 300 abrutscht, dann habe das Auswirkungen auf deren weitere Kreditbereitschaft.

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