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Building Information Modeling

4 Dinge, die Handwerker über BIM wissen sollten

Wer sich mit Digitalisierung im Baugewerbe beschäftigt, kommt an BIM kaum vorbei. Doch was ist das und für welche Handwerker ist BIM interessant?

Auf einen Blick:

  • Building Information Modeling ist eine kooperative Arbeitsmethode. Basis ist ein 3D-Modell, in dem jede Menge Daten zu einem Bauprojekt gesammelt werden.
  • Wie der Einsatz von BIM für Handwerker in der Praxis funktioniert, erklärt ein BIT-Berater Schritt für Schritt anhand eines Beispiels.
  • Die kooperative Arbeitsmethode birgt für Betriebe Vorteile. So wird dadurch zum Beispiel die digitale Planung vereinfacht. Außerdem kann der Zeitaufwand bei künftigen Reparaturen durch BIM minimiert werden.
  • BIM wird bislang vor allem bei der Bauplanung und Bauausführung genutzt. Im Handwerk ist die Arbeitsmethode noch nicht stark verbreitet. Aber es gibt gute Gründe, warum sich das nach und nach ändern sollte.

Geht es um das Thema Digitalisierung im Baugewerbe, fallen schnell drei Buchstaben: BIM. Die Abkürzung steht für Building Information Modeling. Doch was ist das genau und für welche Betriebe ist das Thema interessant? Antworten kennt der Raumausstatter und Bauingenieur für Architektur Matthias Steinicke, der bei der Handwerkskammer Cottbus Beauftragter für Innovation und Technologie (BIT-Berater) ist.

#1: Was ist Building Information Modeling (BIM)?

Ob Architekten, Planer, Bauingenieure und Handwerker der verschiedensten Gewerke – an Bauprojekten sind in der Regel viele verschiedene Akteure beteiligt. Während des Bauprozesses werden daher meist Unmengen an Informationen ausgetauscht. „Oft sind bei den direkten Gesprächen nur wenige Personen anwesend, obwohl die Informationen auch für andere wichtig sind“, sagt Steinicke. In der Praxis sorge das oft für Probleme.

Genau hier setzt Building Information Modeling an: „BIM ist eine kooperative Arbeitsmethode“, sagt der BIT-Berater. „Sie sorgt dafür, dass Transparenz für alle am Bau Beteiligten hergestellt wird und Prozesse am Bau ineinandergreifen können.” Und zwar, indem bei einem Bauprojekt von Beginn an alle Daten in einem 3D-Modell und den verbundenen Datenbanken gesammelt werden, auf das alle am Bau Beteiligten zugreifen können.

Doch um welche Daten geht es konkret? Dem BIT-Berater zufolge hängt das von den Vorgaben des Auftraggebers ab. Im 3D-Modell könnten beispielsweise Angaben zur Wandfarbe in den einzelnen Räumen hinterlegt werden, aber auch das Modell der Haustür oder die geforderten Terminvorgaben des Bauablaufplanes für die Fenster.

#2: Wie funktioniert BIM für Handwerker in der Praxis?

Unternehmer, die sich um einen Auftrag bewerben wollen, bekommen in der Regel Pläne, Detailzeichnungen und eine Leistungsbeschreibung zur Verfügung gestellt. Auf dieser Grundlage können sie laut Steinicke ihr Angebot abgeben. Anders ist das bei Bauprojekten, bei denen BIM zum Einsatz kommt: „Dabei bekommen Handwerker Zugang zum BIM-Modell, aus dem sie alle nötigen Infos und Vorgaben entnehmen können“, sagt er.

Was das bedeutet, erläutert Steinicke am Beispiel eines Fensterbauers:

  • Im BIM-Modell finden Handwerker alle Infos zu den einzubauenden Fenstern – etwa Vorgaben zu den Eigenschaften des Fensters, Terminverknüpfungen aber auch die konkrete Einbausituation auf der Baustelle.
  • Auf Grundlage dieser Infos kann der Fensterbauer sein Angebot erstellen. Dabei kann er etwa berücksichtigen, dass sich die Fenster wegen der baulichen Situation in die oberen Geschosse nur mit einem Kran transportieren lassen.
  • Das Dokument mit dem fertigen Angebot kann der Handwerker über entsprechende Vergabeplattformen online hochladen.
  • Erhält er den Zuschlag, kann er den Bauablauf im gemeinsamen 3D-Modell mitverfolgen. So lässt sich daraus etwa ablesen, ob alles nach Plan läuft oder ob es Verzögerungen gibt.
  • Nach der Leistungserbringung werden alle Dokumentationsdaten dem BIM-Koordinator zur Verfügung gestellt – zum Beispiel Angaben zu Kippweise oder Beschlägen. Diese Daten werden dann vom BIM-Koordinator im sogenannten As-build-Modell* an die einzelnen Bauteile angehängt und stehen dann auch nach Abschluss der Bauarbeiten zur Verfügung.

* As-built ist Englisch und bedeutet "wie gebaut".

#3: Welche Vorteile hat BIM für Handwerker?

Building Information Modeling kann über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes genutzt werden – also von der Planung bis zum Abriss. Der Einsatz der kooperativen Arbeitsmethode BIM hat laut BIT-Berater Steinicke auch Vorteile für Handwerker. Dafür nennt der zwei Beispiele:

  1. Digitale Planung: Betriebe, die auch Planungs- und Konstruktionsleistungen erbringen, wie zum Beispiel Zimmerer, Metallbauer oder Fensterbauer, können die Grunddaten des 3D-Modells für ihre Werkplanung nutzen. Es wird somit einfacher für sie digitale Konstruktionspläne zu erstellen und ihre Planung zu optimieren.
  2. Weniger Aufwand bei Reparaturen: Geht nach der Fertigstellung des Baus zum Beispiel der Beschlag eines Fensters kaputt, muss kein Handwerker vor der Reparatur in die Wohnung des Mieters, um sich das Problem vor Ort anzusehen. Denn im BIM-Modell ist hinterlegt, mit welchen Beschlägen dieses Fenster ausgestattet ist. Handwerker können daher das defekte Teil nachbestellen und dann zum Einbau des Bauteils einen Termin vereinbaren.

#4: Wer nutzt BIM aktuell und warum geht die Anwendung schleppend voran?

Laut Matthias Steinicke wird BIM bislang vor allem bei der Bauplanung- und bei der Bauausführung genutzt. Bei vielen Handwerksbetrieben sei die kooperative Arbeitsmethode allerdings noch kein Thema. Dafür hat der BIT-Berater folgende Erklärung: „Viele Planer haben sich bislang mit BIM schwer getan.“ Dafür sieht Steinicke vor zwei Gründe:

  • Die Vergütungsregelungen sind noch nicht ausreichend geklärt.
  • Viele Auftraggeber haben den Mehrwert von BIM noch nicht erkannt und beauftragen diese Leistungen somit recht selten.

Das hat Folgen für das Handwerk: „Solange Handwerker bei Bauprojekten in die Arbeitsweise mit BIM nicht konsequent eingebunden werden und zum Beispiel keine 3D-Daten von den Planern und Auftraggebern bekommen, bleiben sie beim Thema BIM auf der Strecke“, sagt Steinicke.

Doch der BIT-Berater sieht Veränderungen auf das Handwerk zukommen. So gebe es bereits einige Modellprojekte, bei denen BIM zum Einsatz kommt. Außerdem gebe es den Stufenplan ´Digitales Bauen und Planen“ vom Bundesverkehrsministerium (BMVI). Danach solle BIM bei neuen Infrastrukturprojekten im Verantwortungsbereich des BMVI ab Ende 2020 mit dem standardisiertem Leistungsniveau 1 eingesetzt werden, so Steinicke. Der BIT-Berater ist daher sicher, dass sich BIM nach und nach auch bei anderen Bauprojekten durchsetzen wird.

Sie wollen sich mit Building Information Modeling beschäftigen und haben Fragen zur konkreten Umsetzung? Dann schreiben Sie uns doch an leupold@handwerk.com.

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