Wenn der Azubi nicht erscheint: Zwei bis drei Prozent aller Ausbildungsverhältnisse im Handwerk sind von Ghosting betroffen.
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Azubi-Ghosting: Welche Handwerksbetriebe sind betroffen?

Das Ausbildungsjahr beginnt – doch Ihr neuer Azubi erscheint nicht und taucht unter? Eine neue Studie zeigt, welche Handwerksbetriebe es häufiger trifft.

Auf einen Blick:

  • Ohne Absage: Zwei bis drei Prozent aller Auszubildenden im Handwerk erscheinen nicht am ersten Ausbildungstag und melden sich nie wieder.
  • Besonders betroffen vom Ghosting sind kleine Betriebe und Unternehmen, die erstmals ausbilden. Das liegt nicht nur an den Azubis, sondern wirft auch ein Licht auf das Verhalten mancher Arbeitgeber.
  • Überraschend: Unbeliebte Ausbildungsberufe sind seltener vom Ghosting betroffen.
  • Ghosting: ein neuer Mitarbeiter oder neuer Auszubildender unterschreibt den Vertrag und meldet sich danach nieder wieder im Betrieb. Geht es um einen Azubi, schafft das für Handwerksbetriebe ein besonderes Problem: Eine Neubesetzung ist so kurzfristig zum Beginn des Ausbildungsjahres nahezu unmöglich.

    Eine Studie zeigt jetzt, wie stark davon die Ausbildung im Handwerk betroffen ist: Auf zwei bis drei Prozent aller neuen Ausbildungsverhältnisse schätzen Forschende des Ludwig-Fröhler-Instituts für Handwerkswissenschaften (LFI) den Anteil.

    Welche Betriebe besonders betroffen sind, haben die Wissenschaftler anhand von Ausbildungsdaten der Handwerkskammer der Pfalz aus den Jahren 2015 bis 2017 untersucht.

    Azubi-Ghosting: Diese Betriebe trifft es häufiger

    Ghosting tritt nach Angaben der Wissenschaftler verstärkt auf:

  • in Betrieben, die erstmals ausbilden,
  • in Kleinstbetrieben mit bis zu 9 Mitarbeitern,
  • in Betrieben mit überdurchschnittlich vielen Ausbildungsvertragslösungen.
  • Eine „wahrgenommene Unattraktivität“ von Ausbildungsbetrieben scheine ein weiterer Grund für Ghosting zu sein.

  • So haben die Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen Ghosting und einer im Vergleich zur Berufsgruppe unterdurchschnittliche Entlohnung festgestellt.
  • Auch ein respektloser Umgang des Arbeitgebers mit Mitarbeitenden könnte Azubis zum Ghosting veranlassen, vermuten die Forschenden. Spreche sich zum Beispiel herum, dass ein Betrieb mit Bewerbern nicht fair und offen kommuniziert, könnten sich Bewerber ebenso verhalten.
  • Den häufiger von Ghosting betroffenen Kleinstbetrieben empfehlen die Wissenschaftler Azubimarketing: Sie sollten Schüler besonders auf die Vorzüge einer Ausbildung in kleinen Unternehmen hinweisen. Dazu zählten zum Beispiel die schnellere Übernahme verantwortungsvoller Aufgaben, mehr Abwechslung und familiäre Arbeitsbedingungen.
  • Unbeliebte Ausbildungsberufe seltener betroffen

    Seltener von Ghosting betroffen sind der Studie zufolge Betriebe im Lebensmittelgewerbe, im Gesundheitsgewerbe und in den Handwerken für den privaten Bedarf. Daraus schließen die Wissenschaftler, dass sich Bewerber bei „eher unbeliebten“ Ausbildungsberufen im Vorfeld intensiver mit dem Beruf auseinandersetzen. Sie hätten vor der Bewerbung genau geprüft, ob der Beruf mit ihren Wünschen, Bedürfnissen und Interessen übereinstimmt.

    Wie können Ausbildungsbetriebe Ghosting verhindern?

    Die Studie liefert Hinweise, bei welchen Bewerbern das Ghosting-Risiko höher ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Auszubildender die Stelle nicht antritt, sei demnach erhöht

  • bei älteren Bewerbern ohne oder mit einem niedrigerem Schulabschluss,
  • bei Bewerbern mit nicht-deutscher Staatsbürgerschaft.
  • Ganz verloren seien die Ghosting-Azubis für das Handwerk jedoch nicht: Im Vergleich zu Ausbildungsabbrechern würden sie häufiger in eine andere Tätigkeit im Handwerk wechseln.

    Daher empfehlen die Wissenschaftler Ausbildungsbetrieben:

  • Prüfen Sie die Bewerbungsunterlagen von Azubis besonders mit Blick auf Schulart, auf schulischen Leistungen und – bei älteren Bewerbern – auf berufliche Zwischenstationen.
  • Nutzen Sie Praktika, um Kandidaten intensiv kennenzulernen.
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