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Internet

Bollwerk gegen Betrüger

IT-Schutz ist ein Muss. Doch: Wie viel Aufwand muss der Chef treiben, um Datendiebe auszusperren? Die Antworten der CeBIT.

So offen wie Claus Holtmann hat selten ein Unternehmer darüber gesprochen. Uns hat es bereits mehrmals erwischt, berichtet er auf der CeBIT. Und als er das sagt, scheint es für einen Moment, als könnte man im voll besetzten Forum Mittelstand eine Stecknadel fallen hören. So mancher Handwerker im Publikum wirkt plötzlich so angespannt, als seien ihm selber schon Daten geklaut worden.

Keine Frage, die Podiumsdiskussion Datendiebe Big Brother in kleinen Betrieben des "Norddeutschen Handwerks" und von handwerk.com hat den Nerv getroffen.

Schmerzstellen? Bei uns gab es interne und externe Übergriffe, sagte Holtmann. Ein Mitarbeiter etwa habe Daten aus der Buchhaltung kopiert und Nazi-Seiten im Internet besucht. Einem Hacker sei es gelungen, einige Zeit auf Kosten der Firma zu surfen.

Holtmann ist aus Fehlern schlau geworden. Statt auf sporadische Aktionen baut er jetzt auf systematischen Schutz: Firewall, Passwort-Verwaltung, Virtual Private Network (VPN) sind Bestandteile seines Bollwerks. Zudem regelt er, welcher Mitarbeiter auf welche Daten zugreifen kann. Und in jeden Arbeitsvertrag schreibt er heute einen Passus gegen Datenklau.

Was muss da drin stehen? Dass keine Daten nach außen getragen und alle nach Ausscheiden aus dem Betrieb zurückgegeben werden müssen, betonte Rechtsanwalt Thomas Lapp. Vertragsstrafen festzulegen, bringe aus juristisicher Sicht nichts, stellte der Fachmann für IT-Recht klar. Einziger Hebel: Wenn Daten in ein anderes Unternehmen gelangt sind, kann man wegen unlauteren Wettbewerbs klagen.

Wie gefährlich sind die eigenen Mitarbeiter? Die Hälfte aller Schäden geht auf deren Konto, warnte Eckhard Schwarzer von der Geschäftsleitung der Datev. Ursache sei in zwei Dritteln aller Fälle Unwissenheit. Schwarzer: Der Chef muss Verantwortung übernehmen und die Mitarbeiter für die Gefahren sensibilisieren. Jeder Betrieb müsse ein individuelles Sicherheitskonzept erarbeiten auch wenn das nicht ganz billig sei. Wichtige Daten aus der Finanzbuchhaltung und Lohnabrechnung empfehle es sich, zum Steuerberater auszulagern.

Bei uns sind sie sicher, versprach der Präsident Steuerberaterkammer in Niedersachsen, Harald Grürmann. Sicherheit spiele in den Büros schon immer ein große Rolle, nicht erst seit Einführung der EDV, sagte er und verwies auf die Verschwiegenheitsverpflichtung der Berater. Doch Grürmann räumte ein: Das ist schon problematisch geworden durch die vielen Angriffe von außen. Mehr und mehr Steuerberater nutzten aber die hermetisch abgeschirmten Branchenlösungen.

Auch das Handwerk wird offenbar immer vorsichtiger. Das Problembewusstsein ist gestiegen, betonte der Leiter der Betriebsberatung bei der Kammer Hannover, Dietmar Rokahr. Dennoch: Das Thema muss eindeutig eine noch höhere Priorität bekommen. Was Rokahr befürchtet: Es gibt wahrscheinlich viele Betriebe, die noch nicht einmal gemerkt haben, dass man ihnen Daten gestohlen hat.

Wie stark ist zurzeit die Bedrohung durch Angriffe aus dem Netz? handwerk.com sprach mit Eckhard Schwarzer, Mitglied der Geschäftsleitung der Datev eG, Nürnberg.

Spektakuläre Angriffe im Internet sind selten geworden. Entspannt sich die Lage?

Die Ruhe trügt. Fakt ist, dass die Zahl der Attacken gestiegen ist. In unserem Rechenzentrum prüften wir allein im Januar zehn Millionen an die Anwender unseres geschützten Internet-Zugangs adressierte E-Mails. Über ein halbe Million davon waren verseucht. Dazu kamen fast genauso viele geblockte Viren bei Aufrufen von Webseiten und Downloads.

Haben Hacker schon mal Datev-Rechner geknackt?

Nein. Wir sind gewissermaßen Fort Knox in Bayern. Jedes Jahr investieren wir einen zweistelligen Millionenbetrag in IT-Sicherheit. Der Datenverkehr nach außen erfolgt über ein Virtual-Private-Network, das mehrere Firewalls abschirmen.

Ziemlich kostspielig der Schutz. Müssen Chefs kleiner Betriebe auch tief in die Tasche greifen?

Ja. Aber: Hohe Sicherheit ist teuer, niedrige Sicherheit ist unbezahlbar. Vorsorge ist in jedem Fall besser als Schadensbegrenzung. Das gilt gerade auch für kleine Betriebe.

Wie sollten Handwerker vorgehen?

Zuerst einmal ist eine Bestandsaufnahme notwendig. Wichtig: Alle elektronischen Geräte im Betrieb müssen mit einbezogen werden auch Smartphones. Danach sollte sich der Chef Rat bei Experten holen. IT-Sicherheit ist kein Thema, über das man sich mal so nebenbei schlau machen kann.

(mfi)

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