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Foto: handwerk.com

Praxistest Iveco Daily

Der Lieferwagen für ganz Eilige

Ein Sportwagen im Lieferwagenlook? Nichts weniger ist der Iveco Daily, wenn die Italiener ihren 205 PS starken 3-Liter-Motor einbauen. Dachdecker Stefan Trübe war mit dem Boliden unterwegs. Und das nicht nur auf der Baustelle ...

Fast schon ein böser Blick:

Iveco-Daily-25

Wie passend! Am Ende des Testzeitraums ist der Himmel grau und wolkenverhangen. Fast so, als spiegelte der Himmel über Niedersachsens Landeshauptstadt die Stimmung von Stefan Trübe wider. Denn gern gibt der angestellte Dachdeckermeister den Schlüssel zum aktuellen Redaktions-Testwagen nicht wieder her. “An den hätte ich mich wirklich gewöhnen können”, sagt der 37-Jährige.

Trübe war für ein paar Tage mit dem New Daily von Iveco unterwegs. Und zwar nicht mit irgendeinem, sondern mit dem absoluten Top-Modell: Dem Daily 35 S 21 Hi-MATIC. Unter der Haube des silbergrauen Lieferwagens werkelt in dieser Version ein 3 Liter großer Dieselmotor, der von zwei Turboladern zwangsbeatmet wird. So ausgestattet, wuchtet das Triebwerk satte 470 Nm Drehmoment auf die Welle und erlaubt so Fahrwerte, die manch sportlichem Pkw würdig wären.



Damit die Leistung zuverlässig auf die Straße kommt, greift Iveco auf ein Automatik-Getriebe zurück, das baugleich – allerdings mit anderen Materialien – auch in Luxusschlitten aus den Häusern Maserati und Bentley verbaut wird. Iveco nennt die Automatik “Hi-Matic”. Sie verfügt über acht Gänge. “Und schaltet so sanft, dass man beim Fahren den Gangwechsel praktisch nicht merkt”, berichtet Trübe.

Und was heißt das in konkreten Zahlen? Lesen Sie weiter auf Seite 2.

Gangwechsel in zwei Wimpernschlägen

Ein Blick auf die technischen Daten des Fahrzeugs verrät, dass der Wechsel von einem zum anderen Gang in gerade mal 200 Millisekunden vonstatten geht. Zum Vergleich: Blinzeln wir Menschen unbewusst mit den Augen, vergeht gerade mal halb so viel Zeit, nämlich 100 Millisekunden.

Neben dem enormen Tempo des Gangwechsels profitiert der Fahrer beziehungsweise der Halter des Fahrzeugs vom vergleichsweise kleinen Durst des großen Transporters. “Denn der verbraucht laut Bordcomputer unter 10 Liter und damit weniger als etliche Transporter aus unserem eigenen Fuhrpark”, stellt Trübe fest. Der Dachdecker war mit dem Iveco viel im Stadtverkehr von Baustelle zu Baustelle unterwegs. “Unter dem Strich stehen da 9,8 Liter für den innerstädtischen Verkehr auf der Verbrauchsanzeige. Geht es raus aus der Stadt, reichen dem Daily 8,6 Liter”, resümiert Trübe.

Damit setzt der Daily einen positiven Meilenstein im Testwagenfuhrpark von handwerk.com. Denn für den innerstädtischen Verkehr gibt Iveco für das Testfahrzeug selbst einen Verbrauch von 10,16 Litern an - und damit mehr als der Wagen im Test tatsächlich verbraucht hat – zumindest laut den Angaben des Bordcomputers. Respekt! Vor allem angesichts der schier unbändigen Kraft des Testkandidaten. Ein Schlüssel zu den vergleichweise moderaten Verbrauchswerten dürfte im Eco-Modus der Automatik zu finden sein. Ist der aktiviert, schaltet das Getriebe schon bei niedrigen Drehzahlen und schont damit den teuren Kraftstoff im bis zu 90 Liter fassenden Tank (Option).

Was den 37-Jährigen ebenfalls positiv überrascht hat: “Der Wagen hat einen erstaunlich kleinen Wendekreis und lässt sich entsprechend gut manövrieren – auch dann, wenn es mal eng wird.”

Für die Übersichtlichkeit sorgen geteilte Außenspiegel und eine für die Größe des Fahrzeugs durchaus gut zu nennende Rundumsicht. “Was mich gewundert hat, ist das fehlende Display für die Rückfahrkamera”, bemängelt Trübe. Denn die Kamera ist oben im Heck des Testwagens verbaut. Eine Nachfrage bei der Pressestelle von Iveco sorgt für Klarheit: “Eigentlich ist das Fahrzeug sogar mit einem besonders großen Display zentral im Armaturenbrett ausgestattet, das gleichzeitig auch als Navi dient”, sagt Pressesprecher Manfred Kuchlmeyer. Doch das Gerät mit seinem 7 Zoll großen Display hatte einen Fehler und wurde durch ein vergleichsweise simples Radio ersetzt, bevor der Wagen zum Test nach Hannover ging.

Was Trübe am Daily noch gefallen hat, ist dessen intuitive Bedienbarkeit. “Ich hab mich in dem Wagen sehr schnell zu Hause gefühlt. Alles ist da, wo man es erwartet und man findet alles”, lobt der Handwerker. Praktisch sei der Spurhalte-Assistent. Der warnt durch ein optisches und ein akustisches Signal vor dem unbeabsichtigten Überfahren der Fahrspurlinien.

Viel Lob und doch noch ein wenig Tadel. Wofür? Das lesen Sie auf der letzen Seite.

"Alles in allem gut gemacht"

Modernes Design:

Iveco-Daily-13

Gibt es denn nun wirklich gar nichts zu kritisieren? “Doch”, sagt Trübe und moniert, dass das Lenkrad zwar in der Höhe, nicht aber in der Neigung verstellbar ist. “Denn so habe ich keine Position finden können, wo nicht Teile des Tachos für mich verdeckt sind”, moniert der Testfahrer.

“Und außerdem geht die seitliche Schiebetür nur schwer zu. Das kann aber auch daran liegen, dass das Fahrzeug noch ganz neu ist. Wahrscheinlich schleift sich das bei längerer Nutzung noch ein”, vermutet der 37-Jährige.

Fazit
“Der Daily fährt sich trotz seiner Größe sehr leicht”, sagt Tester Trübe. “Seine 3,3 Tonnen Gewicht merkt man gar nicht.” Dazu komme der sehr kleine Wendekreis und akzeptable Verbrauchswerte. Außerdem mache das Fahrzeug einen ziemlich robusten Eindruck und verfüge über sehr gute Sitze.

“Alles in allem haben die das gut bis sehr gut gemacht”, resümiert der Handwerker und reicht mir am Ende den Schlüssel rüber, zögert und lächelt: “Ach doch, eins noch: Warum der Wagen so laut piept, wenn man die Fahrerkabine oder die Türen zum Laderaum ver- oder entriegelt, ist mir nicht klar. Beim Rückwärtsfahren, finde ich das sinnvoll. Aber beim Schließen? Das nervt am Ende sicher. Und nicht zuletzt auch den Kunden”.

(ha)

Technische Daten
Name: Iveco Daily 35 S 21 Hi-MATIC
Motor: 3 Liter Diesel mit 205 PS
Getriebe: 8-Gang-Hi-Matic
Verbrauch: ab 7,8 Liter/100 km (Werksangabe)
Verbrauch Testwagen: 9,03 Liter/100 km (Werksangabe)
Verbrauch real: 9,8 Liter/100 km (in der Stadt), 8,6 Liter/100 km (außerorts)
Zul. Gesamtgewicht: bis 7000 kg
Nutzlast max: 4022 kg
Preis: ab 26.500 Euro
Preis Testwagen: ab 38.000 Euro

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