Foto: Denny Gille

Strategie

Digitale Geschäfte: Meister schafft Laden ab

Mit der Digitalisierung hat Lars Gauster seinem Geschäft neuen Aufwind verschafft. Ein altes Standbein wurde dabei zur Krücke. Jetzt reagiert der Meister.

Auf einen Blick

  • Digitalisierung clever genutzt: Die Reparaturwerkstatt von Informationstechnikermeister Lars Gauster hat inzwischen Kundschaft aus der ganzen Welt.
  • Der Meister hat sein Geschäftsmodell digitalisiert. Er erreicht Kunden über die sozialen Netzwerke mit Reparaturvideos und einem stimmigen Marketing.
  • Aufgrund der guten Online-Geschäfte wurde sein Ladengeschäft zum Klotz am Bein. Jetzt strukturiert der Meister um.

Noch hat Informationstechnikermeister Lars Gauster ein Ladengeschäft für Elektronikartikel im niedersächsischen Dannenberg. Doch den Großteil seines Umsatzes macht er gar nicht mehr mit Produktverkäufen sondern mit Reparaturen. Hier ist die Kundschaft längst nicht mehr regional. Sie kommt aus ganz Deutschland, der EU, USA, Südamerika und Asien! Das Internet macht es möglich. So ist das Geschäftsmodell von Lars Gauster immer digitaler geworden. „Die sozialen Medien helfen uns, permanent unser Geschäftsfeld und unser Kundenfeld zu erweitern“, sagt der Unternehmer. 70 Prozent seines Geschäfts macht der Meister inzwischen über das Internet. Davon geht etwa die Hälfte des Umsatzes auf Reparaturen der Küchenmaschine Thermomix zurück.

Digitales Geschäftsmodell: Auf zu neuen Kunden

Funktionieren solche digitalen Geschäftsmodelle nur in Ausnahmefällen? „Das glaube ich nicht“, sagt Lars Gauster. „Ich bin keine Ausnahmeerscheinung, ich habe nur erkannt, welche Möglichkeiten mir das Internet eröffnet.“ Gausters Grundüberlegung, sein geschäftliches Engagement überhaupt stärker ins Netz zu verlagern, ging eine einfache Beobachtung der Kunden voraus. Der Kundenstamm, der hauptsächlich Ladengeschäfte besucht, wird immer kleiner und irgendwann wegsterben. Die Generation, die nachrückt, informiert sich in erster Linie online über Produkte, Unternehmen und deren Dienstleistungen. „Wenn man gut ist, kommen die Kunden natürlich zu einem, aber damit das funktioniert, müssen sie einen auch online finden“, sagt Gauster.

Daran hat der Unternehmer gearbeitet. Mit seinen Reparatur-Videos auf Youtube und Facebook hat er sich eine Fan-Gemeinde aufgebaut. „Man muss sich zeigen, in Social-Media-Netzwerken aktiv werden, sich trauen, Videos zu drehen und den Mut haben, mal zu einer Aussage zu stehen.“ Gauster gibt Fachwissen preis, Angst, dadurch Kunden zu verlieren, hat er keine. „Meine Entscheidung hat nicht dazu geführt, dass jeder seinen Thermomix plötzlich selbst repariert“, sagt Gauster. „Stattdessen bekomme ich immer mehr Reparaturaufträge.“ Insgesamt 600.000 Klicks habe er mit seinen knapp 90 Youtube-Videos inzwischen erzielt.

Wichtig: Authentizität und gutes Marketing

Ein Kerngedanke, um Kunden über die sozialen Netzwerke zu generieren, sei Authentizität. „Man muss den Leuten zeigen, dass man voll hinter dem steht, was man tut“, sagt Gauster. Bei Lars Gauster begann alles mit dem Wunsch, als Unternehmer etwas zum Klimaschutz beizutragen. Indem Produkte nicht weggeworfen und neu gekauft, sondern repariert werden, wird die Umwelt entlastet. Der Informationstechnikermeister setzt sich dafür auch mit inzwischen vier Reparaturcafés ein, in denen Leute ihre kaputten Dinge mit Fachunterstützung reparieren können. „Ab dem nächsten Jahr bieten wir Reparaturseminare an, in denen wir noch mehr Grundlagenwissen vermitteln.“ Damit das Engagement von den Kunden wahrgenommen wird, sei gutes Marketing essenziell wichtig. „Du brauchst eine Markenstrategie, einen Slogan, den du liebst und lebst“, sagt Gauster. Für das Gauster Haus heißt der Slogan „Werte schätzen und schützen“. Dieser Nachhaltigkeitsansatz wird selbst beim Versand gelebt. „Wie erklären den Kunden, wie sie ihre Geräte zum Versand wiederverwertbar verpacken, damit kein unnötiger Verpackungsmüll entsteht.“

Umzug: Abschied vom Laden, mehr Reparaturen

Aus seinem Online-Erfolg zieht Gauster nun die nächste logische Konsequenz für sein Unternehmen. „Das Ladengeschäft wird für mich immer mehr zum Klotz am Bein“, sagt der Unternehmer. Immer, wenn jemand den Laden betritt, wird der Meister aus der Werkstatt gerissen. Also wird er ihn schließen. Der Betrieb zieht um, das reduziert die Kosten und erlaubt Lars Gauster, sich ganz auf seine Leidenschaft Reparaturen zu konzentrieren. „Am neuen Standort werde ich dreimal so viel Reparaturfläche haben wie aktuell“, sagt Gauster. So ist er bestens gerüstet, künftig noch mehr Reparaturaufträge anzunehmen.

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