Lässt sich von Startschwierigkeiten bei der Digitalisierung nicht aufhalten: Tischlermeister Bernd Ahlers. 
Foto: Denny Gille

Digitalisierung + IT

Digitalisierung: „Man muss die Nutzung auch durchsetzen“

Anlaufschwierigkeiten und Widerstand im Team können selbst die beste Anschaffung nutzlos machen. Aber nicht bei diesem Meister.

Auf einen Blick

  • Was tun, wenn Mitarbeiter Tablets haben und trotzdem alles auf Papier festhalten?
  • Tischlermeister Bernd Ahlers hat für diese kleinen Reibereien bei der Digitalisierung Mittel gefunden – und Durchsetzungsvermögen bewiesen.
  • Inzwischen profitiert das Unternehmen stark von den Digitalisierungsschritten.
  • Die Digitalisierung macht es dem Betrieb auch leichter, manche Projektteile an Spezialisten auszulagern – und so noch effizienter zu arbeiten.
  • Mit 25 Jahren Selbstständigkeit im Tischlerhandwerk gehört Bernd Ahlers schon zu den alten Hasen in seinem Beruf. Dabei ist der Unternehmer immer experimentierfreudig und offen für neue Entwicklungen geblieben. Auch was die internen Abläufe angeht. In den letzten Jahren haben die Tischler ihren digitalen Wandel vollzogen. Jetzt arbeitet das ganze Team mit Tablets. Über die hat jedes Teammitglied Zugang zum digitalen Warenwirtschaftssystem, kann Arbeitszeiten projektabhängig ein- und ausstempeln, Projekte dokumentieren und sämtliche Konstruktionsdetails aus der 3D-Planung einsehen.

    Kleiner Kampf um handschriftliche Notizen

    Die gut durchdachte Anschaffung und Integration von Hardware und Software allein garantiere aber noch keinen Erfolg. „Man muss als Unternehmer dranbleiben und die Nutzung auch durchsetzen“, sagt Ahlers, „vor allem, wenn es Anlaufschwierigkeiten und leichten Widerstand gibt“.

    Ein Beispiel: Ein Teammitglied war es gewohnt mit handschriftlichen Notizen zu arbeiten – und griff immer wieder zum Schreibblock. Ahlers hat reagiert. „Ich habe die Blöcke immer wieder an mich genommen und erklärt warum es wichtig ist, eben auch Notizen digital zu haben“, sagt er. Der Kompromiss lautete am Ende so: „Du machst Notizen gerne handschriftlich? Dann mach sie handschriftlich auf dem Tablet! Dann finden wir sie auch, falls du mal ausfällst.“ Das funktioniere inzwischen reibungslos.

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    Dran bleiben, egal wie schwer es fällt

    Foto: Denny Gille Holztechniker Jan Deeken bei der Vorbereitung eines aktuellen Projekts. 

    Ähnlich lief es bei der Anschaffung der Nestingmaschine – das ist eine CNC-Fräsmaschine zur Plattenaufteilung und -bearbeitung – und der zugehörigen CAD-CAM-Software ab: Anfangs hakte der Übergang. Manches Teammitglied spielte schon mit dem Gedanken, das anstehende Projekt einfach wie gewohnt konventionell zu fertigen. Auch da musste Ahlers Klartext reden: „Das wird darauf gefertigt, egal wie schwer das am Anfang fällt.“ Ergebnis: Nach 12 Monaten lief alles rund und heute will das Unternehmen seine Nestingmaschine nicht mehr missen. „Diese Investition hat unsere Welt komplett auf den Kopf gestellt“, schwärmt Bernd Ahlers, „wir konnten unsere Arbeitsprozesse damit um 80 Prozent beschleunigen.“

    Für die 3D-Konstruktionen der Projekte ist Holztechniker Jan Deeken zuständig. Er sorgt auch für eine saubere Kommunikation zwischen Software und Maschinen. „Jan hat schon so viele eigene Bausteine für das System geschrieben; er hat großen Anteil daran, dass das gesamte Team effizient in der Werkstatt arbeiten kann“, sagt Ahlers.

    Effiziente Konstruktion: Man muss nicht alles selbst machen

    Weil eine 5-Achs-CNC-Maschine aufgrund der Betriebsgröße und den Kapazitäten des Betriebs in der Arbeitsvorbereitung nicht sinnvoll ausgelastet werden könnte, hat der Betrieb auch Möglichkeiten gefunden, seine Nestingmaschine für ungewöhnliche Aufgaben einzusetzen. „Wir nutzen sie auch für den Massivholztreppenbau“, erklärt Ahlers.

    Bei der Erstellung der Konstruktionsdaten für dieser Projekte setzt der Betrieb auf die Unterstützung eines externen Dienstleisters. „Die sind speziell im Bereich Treppenkonstruktionen sehr erfahren und dadurch einfach schneller als wir“, sagt Ahlers. Dank fairer Preise rechnet sich das für den Betrieb in der Kalkulation – und es steigert zudem die Effizienz der Tischlerei. So hat das Team mehr Zeit für die wichtigen Dinge: Schöne Designs für ihre Kunden entwerfen und umsetzen.

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