Friseurmeister Christian Funk aus Lüneburg:
Friseurmeister Christian Funk, Harrchitektur Lüneburg
Heute tritt Christian Funk ganz anders vor seine Mitarbeiter, als noch vor zwei Jahren. „Ich habe gelernt, was es bedeutet, Chef zu sein“, sagt der Friseurmeister aus Lüneburg. Als Unternehmer werden ihm heute einige geschäftliche Aspekte viel bewusster. Funk delegiert mehr an seine Mitarbeiter, gibt viel Verantwortung ab: Eine Auszubildende übernimmt die Beantwortung der geschäftlichen E-Mails, wenn der Chef nicht da ist.
Die Mitarbeiter arbeiten mittlerweile alle wie „kleine Unternehmer“. Die Preisstrukturen bei „Haarchitektur“ sind transparent. Jeder weiß, was bei einem Haarschnitt übrig bleibt. Und Funk verlangt von seinem Team keinen Mindestumsatz.
Das war nicht immer so. Doch die Ideen zur Veränderung hat Christian Funk nicht etwa von einem Führungskräfteseminar mitgebracht. Er betreibt seit über einem Jahr einen Blog, den er rückblickend als sein „Business Diary“ (Unternehmertagebuch) beschreibt. Beim Schreiben verarbeitet er sein „Wirken als Unternehmer und Handwerksmeister“. Das hat einen Denk- und Lernprozess in ihm ausgelöst.
Seine Mission: Er will bei Kollegen, Kunden und Lesern das Image der Friseure verbessern. „Genau das lebe ich: im Laden, auf meiner Internetseite, bei Facebook und in meinem Blog“, betont er. Dass die Leute ihm glauben, belegen die Klickraten: Fast 40 000 Leser hat Funk seit Februar 2014 mit seinen Texten erreicht.
Von braver Sprache zum "Handwerkerdeutsch" - wie Christian Funk zu seinem Schreibstil gefunden hat und warum sich jetzt zahlreiche Jugendliche bei ihm bewerben - lesen Sie Seite 2!
Der Blog lockt Azubis an
Eigentlich wollte der Friseurmeister seinen Kunden auf der Website nur Tipps und Tricks zu Stylingprodukten oder Anwendungsfehler bei Pflegeprodukten geben. Der Stil war anfangs eher „brav“, sagt der 44-Jährige. Doch als er richtig ins Schreiben kam, wurde dieser Stil schnell zu „Handwerkerdeutsch“: locker, leicht und ein bisschen sarkastisch.
Dass diese Art zu Schreiben authentischer ist, hat Funk schnell gemerkt: Es ging ihm besser von der Hand und die Texte wurden markanter, er ließ mehr und mehr seine Meinung einfließen. Da so viel Text nicht mehr auf die Website passte, entstand der Blog.
Mittlerweile widmet sich Funk dort vielschichtigen Themen. Er lässt Beispiele aus der Praxis einfließen oder greift Ideen aus den Facebook-Gruppen auf, in denen er aktiv ist. Doch es geht auch um die Preisstruktur von Haarschnitten, um das Thema Mindestlohn, Ausbildung, Mitarbeiterführung, Islamisierung, Probleme anderer Betriebe in der Branche, das Berufsbild Friseur und seine eigenen Gedanken und Sorgen.
Nach einem Jahr ist aus dem einfachen „Drauflosschreiben“ ein gezieltes Platzieren von Themen geworden. „Die Leser nehmen mich ernst, wollen meine Meinung zu bestimmten Themen lesen.“ Sein Blog ist mittlerweile suchmaschinenoptimiert, er betreibt strategisches Online-Marketing und erntet damit Ansehen und Erfolg. „Irgendwie habe ich intuitiv alles richtig gemacht“, fasst der Chef von zwölf Mitarbeitern, davon fünf Azubis, sein Schaffen zusammen.
Seinen Salon betreibt der Friseurmeister seit über zehn Jahren. Funk bildet leidenschaftlich gern aus. Probleme mit der Azubi-Suche hat er auch nicht mehr: „Ich gehe offensiv mit dem Thema um und habe zum Beispiel einen offenen Brief an meine zukünftigen Azubis geschrieben. Mich erreichen täglich zwei bis fünf neue Bewerbungen“, sagt Christian Funk. Zum Vergleich: Vor dem Start seines Blogs waren es pro Jahr etwa 15. Offenbar trägt seine Mission Früchte.