Handwerk Archiv
Foto: handwerk.com

Archiv

Katzenklappe vom Schreiner

Seit Monaten ist Gerlinde Huber* Kundin eines Auftragsportals. Versprochen hat man ihr lukrative Geschäfte. Doch bis jetzt hat die Chefin einer Schreinerei nur eins: "unnötigen Aufwand".

Das Ergebnis ist frustrierend: 44 Anfragen, null Aufträge. Seit Herbst 2007 lassen sich Gerlinde Huber und ihr Mann von quotatis.de Adressen potentieller Kunden schicken. Und dass sich die beiden bisher nicht dahinter geklemmt hätten, kann man nicht behaupten. "Wir rufen die Leute an, fragen Details ab und schreiben dann Angebote", stellt die Unternehmerfrau klar.

Warum kommen keine Aufträge zustande? "Viele meinen die Anfrage nicht ernst, andere wollen nur den Preis wissen." Dazu kommen Verbraucher mit "seltsamen Vorstellungen".

"Die kaufen ihre Möbel beim Discounter, und vom Schreiner wollen sie eine Katzenklappe", sagt Huber. Die Bewohnerin einer Mietwohnung habe tatsächlich angefragt, ob man ihr eine solche Klappe in die Balkontür einbaue. "Eine, die man mir nichts, dir nichts wieder ausbauen kann", seufzt die Chefin. Nicht minder kurios seien manche Änderungswünsche. "Einmal hätten wir eine Lamellentür schmaler machen sollen, ein andermal einen Schrank um drei Zentimeter kürzer."

Für die Schreinerei in Süddeutschland scheint inzwischen klar: "Der Aufwand lohnt sich nicht", bewertet Gerlinde Huber die Anfragen, die das Portal an sie weiterleitet.

Weshalb fühlen die Portalbetreiber etwaigen Auftraggebern nicht auf Zahn? "Wir prüfen alle Anfragen auf ihre Plausibilität", betont eine Sprecherin von quotatis.de. Postleitzahl, Ortsname, Name des Auftraggebers wenn die Angaben nicht schlüssig seien, fliege die Anfrage aus der Datenbank. Kontrolliert werde zudem der Eintrag im "Freitextfeld". "Steht da ein Preis, der nicht realistisch ist, leiten wir die Daten nicht weiter", erklärt die Sprecherin.

Nicht auszuschließen sei, dass "in manchen Fällen kein ernstes Interesse besteht, einen Auftrag zu vergeben", räumt sie sein. Wichtig sei, dass der Handwerker den Kunden anruft, bevor er das Angebot schreibt. "Am Telefon kann man heraushören, wie ernst die Anfrage gemeint ist."

Und was, wenn der Kunde herumdruckst? "Wenn wir hören, dass die Anfrage nicht seriös war, schreiben wir dem Handwerker die Vermittlungsgebühr gut. Da zeigen wir uns sehr kulant", sagt die Sprecherin des Auftragsportals.

An Gerlinde Hubers Bilanz ändert das nichts. "Wir haben bis jetzt draufgezahlt", sagt sie über diese Art der Kundenakquise.

* Name von der Redaktion geändert

(mfi)

Frustriert von der Mitarbeitersuche?

handwerk.com und die Schlütersche helfen Ihnen Ihre offenen Stellen einfach, zeit- und kostensparend mit den richtigen Kandidaten zu besetzen! Mehr als 500 Betriebe vertrauen uns bei der Mitarbeitersuche!

Jetzt Bewerber finden!

Wir haben noch mehr für Sie!

Praktische Tipps zur Betriebsführung und Erfahrungsberichte von Kollegen gibt es dienstags und donnerstags auch direkt ins Postfach: nützlich, übersichtlich und auf den Punkt.
Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an - schnell und kostenlos!
Wir geben Ihre Daten nicht an Dritte weiter. Die Übermittlung erfolgt verschlüsselt. Zu statistischen Zwecken führen wir ein anonymisiertes Link-Tracking durch.
Eine Auftragsvergabe per Online-Portal können sich vor allem Jüngere und Frauen vorstellen.

Strategie

Online-Portale: Wie beliebt sind My-Hammer und Co?

Digitale Auftragsportale könnten Handwerkern neue Aufträge verschaffen. Eine Studie zeigt jedoch: Bei der Nutzung durch Kunden ist noch Luft nach oben.

    • Marketing und Werbung, Online Marketing, Strategie
Wie sinnvoll sind elektronische Rechnungen, wenn Auftraggeber auf händischem Aufmaß und Mengenermittlung bestehen und die Rechnung zusätzlich ausgedruckt verlangen?

E-Rechnung

„Digitale Rechnungen lösen nicht alle Probleme“

Welche Vorteile bringen elektronische Rechnungen? Deutlich weniger als versprochen, weiß dieser Handwerksbetrieb. Der Engpass sind die Kunden.

    • Politik und Gesellschaft, Steuern, Umsatzsteuer, Digitalisierung + IT
Mit Bürokratie hat Susanne Matthies schon genug zu kämpfen, sie braucht nicht noch Mehraufwände durch die eAU. 

Politik und Gesellschaft

Handwerkerin: „73 Euro Mehrkosten für jede elektronische Krankmeldung“

Susanne Matthies merkt nichts von der versprochenen Entlastung durch die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. Will die Politik daran nichts ändern – oder kann sie nicht?

    • Politik und Gesellschaft
Stefan Peter mit seinem 3D-Laserscanner: „Mittlerweile messen wir fast alles mit dem System auf.“

Holzhelden

Mit Lust am Fortschritt digital durchgestartet

Vom „Meister-Eder-Betrieb“ zum Digitalspezialisten: Stefan Peter hat seine Schreinerei in 20 Jahren komplett transformiert. Aktuelles Highlight: ein hochpräziser Laserscanner.

    • Holzhelden, Strategie, Digitalisierung + IT