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Krisenmanagement

Schnelle Liquidität aus „totem Kapital“

Die Kreditlinien sind ausgeschöpft? Lieferanten wollen Geld sehen? Und die Kunden lassen sich Zeit mit dem Bezahlen? Bei solchen Krisensignalen gehören alle liquiditätswirksamen Bereiche auf den Prüfstand. Eine Möglichkeit, wieder zu Liquidität zu kommen, ist der kurzfristige Abbau des Vorratsvermögen.

Die Kreditlinien sind ausgeschöpft? Lieferanten wollen Geld sehen? Und die Kunden lassen sich Zeit mit dem Bezahlen? Angesichts solcher Krisensignale gehören auch in kleinen und mittleren Unternehmen alle liquiditätswirksamen Bereiche auf den Prüfstand. Eine Möglichkeit, wieder zu Liquidität zu kommen, ist der kurzfristige Abbau des Vorratsvermögen.

Kritischer Blick auf das Vorratsvermögen

Häufig beinhaltet das Vorratsvermögen einiges an Halb- und Fertigerzeugnissen, die in besseren Zeiten angesammelt wurden, um leistungs- und lieferfähig zu bleiben. Dazu zählen unter anderem

Waren, die vom Vorgänger übernommen wurden

Erzeugnisse, die angeschafft wurden um sie weiter zu einer fertigen Werkleistung zu verarbeiten

Dinge, die aus Retouren und Reklamationen wieder eingelagert wurden

Material aus Stornierungen der Kunden

Inzahlungnahmen

Überbestände aus Lieferantenangeboten um Boni und Rabatte zu erhalten

Käufe aus Insolvenzen und anderen günstigen Gelegenheiten

halbfertige Erzeugnisse

Alle diese Dinge werden in der Bilanz durch Inventur nach festgelegten Gesichtspunkten bewertet. Ob diese Bewertung den tatsächlichen Wert widerspiegelt, ist allerdings in sehr vielen Fällen ein kritisches Diskussionsthema.

Tatsächlichen Wert ermitteln

Es sind Fälle bekannt, in denen zum Beispiel der Vater den Betrieb an seinen Sohn übergab und den Materialwert der Vorräte sehr optimistisch einschätze, sich aber niemand in der Familie traute, diese Werte kritisch zu hinterfragen. Diese Werte wurden auch auf Grund der Geschäftsentwicklung abschreibungstechnisch nicht oder nicht ausreichend korrigiert.

Erst bei einer sich abzeichnenden Krise ist der Unternehmer bereit, sich den Tatsachen zu stellen und den falschen Kurs zu korrigieren - oft erst nach sanftem Druck eines externen Beraters.

Vorräte abbauen

Durch einen kurzfristigen Abbau wird dieses tote Kapital zum Marktpreis flüssig gemacht. Hier gilt meistens der Satz Liquidität vor Rentabilität. Das darf allerdings nicht bedeuten diese Werte pauschal zu verschleudern. In der Praxis bieten sich zum Beispiel die folgende Lösungsansätze an:

Verkauf durch Nutzen eines Kollegennetzwerkes der gleichen oder einer artverwandten Branche: entweder Verkauf an diese Kollegen oder deren Einsatz als Mittler

gezielte Verkaufsförderungsaktion für diese Vorräte

gezielte Verkaufsförderungsaktion durch Einbindung dieser Vorräte in ein Gesamt-Dienstleistungspaket

Arbeitet der Betrieb als Franchise- oder Verbundunternehmen, sollte er zusätzlich zur Verbundwerbung eigene Werbemedien schaffen, die ausschließlich die abzuverkaufenden eigenen Vorräte und Artikel bewerben.

Bei Bedarf kann ein externer Macher dabei helfen, den Vorratsabbau operativ umzusetzen.

Wichtig sind auch die positiven Begleiteffekte wie frei werdende Lagerflächen, die vielleicht sogar vermietet werden können.

Im Anschluss an diese Maßnahmen hat das Unternehmen die Möglichkeit, die Logistik zu ordnen und die Lagerhaltung schlank zu halten. Die gewonnene Liquidität kann genutzt werden, um Schulden abzubauen oder in gewinnbringende Unternehmensaktivitäten zu investieren. Das wäre ein Schritt, aus einer Krisensituation gestärkt hervorzugehen.

Michael Hagemeyer

Der Autor ist Inhaber der Hagemeyer amp; Partner Managementberatung

in Rösrath bei Köln, die sich auf die Umsetzung pragmatischer Sanierungs-Lösungen für Handwerk, Handel u.Industrie spezialisiert hat. Hagemeyer ist Mitglied im BVBC e.V. Bundesverband Bilanzbuchhalter und Controller. Kontakt: Tel. (02205) 920494, E-Mail: info@hagemeyer-partner.de, Internet: www.hagemeyer-partner.de.

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