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Menschen entschlüsseln: Die narzisstische Persönlichkeit

Lasst mich hier rein, ich bin ein Star!

Sie haben Mitarbeiter – oder Kunden – die gerne im Mittelpunkt stehen und schnell gekränkt sind? Dann haben Sie es mit Narzissten zu tun. Wie Sie mit ihnen umgehen können, erfahren Sie hier.

Jens Hoffmann ist Kriminalpsychologe und berät Firmen – zum Beispiel wenn sie Probleme mit schwierigen Mitarbeitern haben. In seinem Buch „Menschen entschlüsseln“ erläutert er, wie man verschiedene Persönlichkeitsstile erkennt, bei sich selbst und bei anderen. Und wie man diese Erkenntnisse im Alltag für sich nutzen kann – im Umgang mit Kunden, Mitarbeitern oder Verhandlungspartnern etwa. Hoffmann zufolge besitzen die meisten Menschen zwei Persönlichkeitsstile, die mehr oder weniger ausgeprägt sind.

Erkennen: Wie verhalten sich Narzissten?
Narziss, das ist dieser Jüngling aus der griechischen Mythologie, der stundenlang vor dem Spiegel stand, verliebt in sein eigenes Ebenbild, und schließlich daran zugrunde ging. In der realen Welt gibt es große und kleine, junge und alte, erfolgreiche und nicht so erfolgreiche Narzissten. „Sie stehen gern im Mittelpunkt und erzählen ungefragt Geschichten über sich“, sagt Jens Hoffmann zu den Erkennungszeichen. „Die Kernaussage ist dabei immer, dass sie etwas ganz Tolles vollbracht haben.“

Narzissten bloß als selbstverliebt abzustempeln, sei aus psychologischer Sicht allerdings zu einfach: „Diese Menschen haben zwei Grundpole: Einerseits haben sie die Wahrnehmung oder Phantasie, etwas ganz Besonderes zu sein. Andererseits leiden sie immer wieder unter Selbstzweifeln, die sie aber in der Regel nicht nach außen hin zeigen. Sie brauchen die Bühne, die Bewunderung, um ihr Selbstwertgefühl zu stabilisieren. Und sie sind relativ leicht kränkbar. Das heißt, sie fühlen sich schnell angegriffen und reagieren dann gereizt oder ziehen sich zurück."

Auf Seite 2 lesen Sie, warum Narzissten sich so verhalten, und hören Jens Hoffmann im Podcast.

Verstehen: Warum verhalten sich Narzissten so?

Narzissten schwanken demnach zwischen dem Gefühl der Grandiosität und tiefsitzenden Selbstzweifeln. Doch wie kommt es zu dieser Zerrissenheit? "Sie entsteht biografisch gesehen wahrscheinlich sehr früh", antwortet Hoffmann. "Es kann sein, dass ihnen in ihrer Kindheit vermittelt wurde, du musst mal was ganz Großes werden, sonst bist du nicht liebenswert." Andere kämen auch mit einer mittelmäßigen Leistung zurecht, Narzissten hingegen nicht. Bei ihnen führe sie zu Rissen im Selbstwertgefühl.

Anschauungsbeispiele: Erfolgreiche und labile Narzissten
Als Beispiele für Prominente mit narzisstischen Zügen fallen Hoffmann die Politiker Gerhard Schröder und Nicolas Sarkozy ein. Der Narzissmus sei für sie eine Triebfeder, die zu ihrem Erfolg beigetragen hat. "Auf der anderen Seite haben wir Leute, bei denen Anspruch und Wirklichkeit auseinanderklaffen: Sie haben den tiefen Wunsch, etwas Besonderes zu sein, und das klappt aber nicht. Das sind die labilen Narzissten."

In seinem Buch erzählt der Experte von einem Unternehmensmitarbeiter, der eigentlich gar keine herausragende Position inne hatte, sich selbst aber völlig anders wahrnahm. Das zeigte sich beispielsweise daran, dass er sich bei Feiern neben die Vorstandsmitglieder setzte und sie auf der Du-Ebene in ein Gespräch verwickelte. Je älter er wurde, desto mehr fiel er durch Statussymbole wie teure Kleidung und große Autos auf. Ferner weigerte er sich, aus der jüngeren Fußballmannschaft des Unternehmens in die Seniorengruppe zu wechseln.

Podcast:Jens Hoffmann erzählt eine Geschichte, die er selbst mit einem Narzissten erlebt hat.

Was Sie im Umgang mit Narzissten beachten sollten, erfahren Sie auf Seite 3.

Praktische Tipps: Wie ist mit Narzissten umzugehen?

Was ist nun im Kontakt mit narzisstischen Persönlichkeiten zu beachten? Jens Hoffmann nennt hier zwei Grundregeln: Zum einen sollte man nicht glauben, diese Personen grundlegend ändern zu können. Und zum anderen gilt es bei starken Narzissten, Kränkungen zu vermeiden.

Stattdessen empfiehlt Hoffmann, sehr kränkbare und nachtragende Menschen ruhig einmal öfter zu loben. „Das kann ja durchaus authentisch sein im Sinne von: Was finde ich gut, was hat er oder sie toll gemacht?“ Eine Gefahr sieht der Psychologe darin, dass man sich vom Selbstdarstellungsbedürfnis seines Gegenübers mitreißen lässt und in einen „Weiter-schöner-höher-besser-Wettlauf“ hineingerät. „Wenn das zum Beispiel ein guter Kunde ist, dann ist das natürlich nicht vorteilhaft.“

(afu)

Dr. Jens Hoffmann ist Kriminalpsychologe und leitet das „Institut Psychologie amp; Bedrohungsmanagement“ (I:P:Bm) in Darmstadt. In seinem Buch „Menschen entschlüsseln“ erklärt er, wie man spezielle Analyse- und Profilingtechniken im Alltag nutzt.


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