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Für wen lohnt sich Social Media?

„Entertainer-Qualitäten sind gefragt“

Facebook, Xing, Twitter & Co – Social Media gelten als ideale Marketingkanäle. Doch für welche Handwerker ist das sinnvoll? Und: Lohnt sich der Aufwand überhaupt?

Mit den Social Media ist das so eine Sache: Jeder spricht darüber, viele sind dort aktiv. Doch über den Nutzen für kleine Unternehmen gibt es eigentlich keine handfesten Zahlen.

Was zu einigen Frage führt:
- Müssen Handwerker wirklich auf solchen Plattformen dabei sein?
- Was haben sie davon: Umsatz, Mitarbeiter, Image, Kontakte …?
- Was für ein Aufwand steht dem gegenüber?
- Für wen lohnt es sich wirklich?

Über diese Fragen werden wir in der nächsten Zeit mit Experten und Handwerkern sprechen. Mit Experten, die das Web 2.0 empfehlen und mit solchen, die zur Vorsicht raten. Mit Handwerkern, die gute Erfahrungen mit Social Media machen und mit solchen, die davon inzwischen die Finger lassen.

Als Auftakt haben wir unsere Fragen dem Marketingexperten Daniel Dirkes von der Agentur Artland Marketing gestellt. Ein Social-Media-Experte ist Dirkes ausdrücklich nicht. Dafür versteht er eine Menge von klassischem Marketing und Online-Marketing im Handwerk. Denn auf diese Zielgruppe hat er sich spezialisiert. Hier seine Thesen:

1. Alles eine Frage des Typs!
Nach Dirkes Einschätzung hängt der Erfolg von Social Media-Marketing sehr stark von der Persönlichkeit des Handwerkers ab:

  • „Entertainer-Qualitäten sind gefragt“, sagt Dirkes. „Sie müssen nicht nur kommunikativ sein, sondern auch charismatisch, um Fans zu gewinnen und zu binden.“
  • Ohne ein Gespür für das Publikum geht nichts: „Welche Bedürfnisse hat meine Zielgruppe? Und wie kann ich mit spannenden Beiträgen und Posts darauf eingehen und Feedback erzeugen?“
  • Nicht zu vergessen: „Mut gehört auch dazu, denn ausgetretene Pfade sind schnell langweilig. Da muss man sich schon etwas Neues einfallen lassen.

Die Vorzeige-Handwerker im Web 2.0 sind nach Dirkes Einschätzung solche Typen:

Volker Geyer

zum Beispiel,

Matthias Schultze

oder

Heike Eberle

. „Die beraten gerne und stehen gerne in der Öffentlichkeit.“ Doch auf die meisten Handwerker treffe das nicht zu. „99 Prozent sind Handwerker und keine Entertainer.“



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2. Kundenbindung: Produktfotos reichen meist nicht aus

Social Media bieten eine Möglichkeit, mit den Kunden in Kontakt zu bleiben. Doch wie hält man einen Kunden nach dem Auftrag auf Facebook bei der Stange – bis zum nächsten Auftrag?

Bei Produkten und Leistungen des täglichen Lebens ist das relativ einfach. Für Bäcker, Fleischer und Friseure zum Beispiel. „Da kann ich mich bei meinen Kunden mit Fotos, Rezepten, Tipps und anderen Inhalten bis zum nächsten Besuch in Erinnerung halten und sogar Bedarf wecken“, sagt Dirkes.

Anders sieht es in Gewerken aus, in denen Jahre zwischen zwei Aufträgen vergehen. „Wenn ein Dachdecker nur Dächer deckt und keine weiteren Leistungen anbietet, werden seine Kunden eher wenig Interesse an Facebook-Posts haben – jedenfalls nicht über gedeckte Dächer“, schätzt Dirkes.

Dann sei eher die persönliche Ebene entscheidend: „Verstehen sich Kunde und Handwerker persönlich gut oder ist der Kunde vom Betrieb und seinen Leistungen begeistert, dann kann daraus auch eine Facebook-Freundschaft entstehen und das schafft natürlich Kundenbindung.“ Vorausgesetzt, die Social-Media-Inhalte sind abwechslungsreich und halten diese Freundschaft am Leben.

3. Kundengewinnung: Die Folgen für das Image beachten!
Im Idealfall ist Social Media gut für Ihr Firmenimage und für Ihre Präsenz in den Suchmaschinen. Doch Social Media kann dem Image auch schaden, warnt Dirkes: „Wenn ein potenzieller Kunde über Google auf eine langweilige, unprofessionelle und selten aktualisierte Facebook-Seite mit wenig Fans stößt, wird ihn das eher abschrecken.“ Ganz zu schweigen von den Gefahren, die ein unbedachter Post und der darauf folgende Shitstorm auslösen könnte. „Und im Internet verschwindet das nicht so einfach wieder“, warnt Dirkes.

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4. Mit wenig Aufwand geht es nicht!

Social Media – schnell und mit wenig Aufwand? Dafür hat Dirkes eine einfache Erfolgsformel: Schnell geht es nur,

  • wenn Sie sich mit Social Media auskennen,
  • wenn Sie genau wissen, was Sie posten wollen,
  • und wenn Sie alles selbst erledigen.

Das koste Sie zwar Zeit, habe jedoch einen gewaltigen Vorteil: „Sie müssen sich mit niemandem absprechen.“



Delegieren?

Delegieren können Sie natürlich auch. Der zuständige Mitarbeiter müsste allerdings:

  • sich mit Social Media auskennen, sich dafür begeistern und Zeit haben,
  • sich im Betrieb sehr gut auskennen, auch die spannenden Dinge mitbekommen und von der Firma begeistert sein
  • und das volle Vertrauen des Chefs haben.

Erfüllt der zuständige Mitarbeiter eine dieser Voraussetzungen nicht, so wird das schnell zu Problemen führen:

  • Keine Zeit, kein Interesse oder keine Ahnung von Social Media? Wie soll er diese Aufgabe dann effizient erledigen?
  • Er bekommt zu wenig über die Firma mit oder fühlt sich dort nicht so wohl? Worüber soll er dann berichten?
  • Er hat nicht Ihr volles Vertrauen? Wenn er jedes Wort mit Ihnen abstimmen muss, können Sie es gleich selbst erledigen!
Oder Dienstleister beauftragen?

Natürlich können Sie auch einen externen Dienstleister damit beauftragen. Der wird Sie im Idealfall zwar professionell präsentieren. Doch ohne einen regelmäßigen Informationsfluss und Fotos aus der Firma hat der Dienstleister auch nichts zu posten. Das kostet Sie also Zeit und Geld.



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5. Ziele und Alternativen prüfen!

Doch der größte Schwachpunkt von Social-Media-Marketing ist für Dirkes das Kosten-Nutzen-Verhältnis. „Wie definiert man Erfolg? 2000 Fans sind toll, aber ist das ein Erfolg? Die Frage ist doch, was ich damit erreichen will und was dabei herauskommt. Was kommt konkret an Empfehlungen, Anfragen und Umsatz?“ Was Dirkes in der ganzen Diskussion vermisst: „Kann irgendjemand mit Zahlen belegen, dass es etwas bringt?“

Das sei nicht einfach zu messen. Anders sehe es bei den Alternativen im Web aus. „Eine Alternative wären zum Beispiel AdWord-Anzeigen bei Google. Da kriege ich garantiert Anfragen und Aufträge und kann auch messen, woher sie kommen.“


Wie sind Ihre Erfahrungen? Schreiben Sie uns!

(jw)

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