Die deutsche Bauwirtschaft wird voraussichtlich auch in diesem Jahr
vom Konjunkturaufschwung abgekoppelt bleiben. Der
Präsident des Hauptverbandes der deutschen Bauindustrie, Ignaz Walter
sagte, die deutsche Bauwirtschaft klage die
Politik an, "weil sie totgespart wird." Dies sei angesichts des
gewaltigen Baubedarfs der öffentlichen Hand unverständlich. Walter drohte mit Straßenprotesten, falls Bund, Länder und Kommunnen ihre Investitionen nicht aufstockten.
Es sei nicht mehr auszuschließen, dass in diesem Jahr die Zahl der
Beschäftigten im Bauhauptgewerbe erstmals in der Nachkriegsgeschichte
unter eine Million sinke. Im gesamten Bauhauptgewerbe würden
voraussichtlich 40.000 bis 60.000 Arbeitsplätze verloren gehen. Bei
den Umsätzen würde einer "roten Null" im Westen ein kräftiges Minus
in Ostdeutschland von fünf bis sechs Prozent entgegenstehen.
Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes verwies auf extrem
niedrige Auftragsbestände zum Jahresende. In Ostdeutschland reichten
sie im Durchschnitt weniger als einen Monat. Die überwiegende Zahl
der westdeutschen Betriebe erwarte bei Auftrags- und
Geschäftsentwicklung in den nächsten drei Monaten keine Veränderung.
In den neuen Ländern werde mit weiterer Verschlechterung gerechnet.
Demgegenüber sieht Bundesbauminister Kurt Bodewig (SPD) gute
Chancen für ein Ende der Talfahrt am Bau. Die Bauwirtschaft werde
auch von der Steuerreform profitieren. Doch hätten die Unternehmen noch
einen Weg vor sich, der allen Beteiligten viel abverlangen werde.