Sie wollen mit Ihrem Banker über einen Kredit sprechen? Vermeiden Sie Termine um die Mittagszeit und am späten Nachmittag – denn dann ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass die Bank Ihren Kreditantrag genehmigt. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher der britischen University of Cambridge in einer Anfang Mai veröffentlichten Studie.
Ab 11 Uhr sinkt demnach die Bereitschaft von Kreditsachbearbeitern zur Genehmigung von Kreditanträgen deutlich. Zwischen 12 und 14 Uhr erreicht sie einen Tiefpunkt, bevor sie wieder ansteigt. Am höchsten sind Ihre Chancen als Kreditnehmer vor 11 Uhr oder zwischen 15 und 17 Uhr.
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Ständig schwere Entscheidungen
Als Ursache vermuten die Wissenschaftler „kognitive Erschöpfung“, die zu Entscheidungsmüdigkeit führt. Sie entsteht, wenn man über einen längeren Zeitraum hinweg ständig schwierige Entscheidungen treffen muss.
Diese Dauerbelastung hat Folgen: Wer unter kognitiver Erschöpfung leidet, neigt zu „Standardentscheidungen“ – zu jener Option, die sicherer oder einfacher erscheint.
Auf die Kreditentscheidungen in der Studie trifft all das zu:
Die Erklärung : Die Entscheidungsmüdigkeit entsteht nach einer gewissen Zeit voller Entscheidungen – und dann steigt die Zahl der Ablehnungen. Nach einer Mittagspause sinkt die Entscheidungsmüdigkeit und steigt erneut, wenn es in Richtung Feierabend geht.
Entscheidungsmüdigkeit kostet bares Geld
Das Phänomen der Entscheidungsmüdigkeit ist Psychologen und Verhaltensforschern bekannt. Zu den Auswirkungen von Entscheidungsmüdigkeit gibt es schon einige Studien:
Überraschend an der Studie über Kreditentscheidungen sind indes zwei Punkte:
Erstens: Fakten sind nicht alles. Die Studie belegt, dass es auch bei scheinbar faktenbasierten Entscheidungen nicht alles rein objektiv zugeht. Kreditentscheidungen gelten als objektive Entscheidungen, und Banker argumentieren in der Regel mit Zahlen. Würden jedoch alleine die „objektiven“ Zahlen den Ausschlag geben, dürfte die Ablehnungsquote nicht zu manchen Zeiten höher ausfallen als zu anderen.
Zweitens: „Nummer sicher“ ist nicht immer gut. Die Studie zeigt, dass die Wahl der einfacheren und sichereren „Standardentscheidung“ nicht immer von Vorteil ist. Denn die Wahrscheinlichkeit auf Rückzahlung eines umgeschuldeten Kredits ist höher als nach einer abgelehnten Umschuldung. In Zahlen: Die Bank kosteten die zum falschen Zeitpunkt gefällten Kreditentscheidungen eines einzigen Monats rund 500.000 Dollar an Kreditrückzahlungen.
Tipps gegen Entscheidungsmüdigkeit
Auch als Chef eines Handwerksbetriebs müssen Sie ständig schwierige Entscheidungen treffen. Einen hundertprozentigen Schutz gegen Fehlentscheidungen wegen Entscheidungsmüdigkeit gibt es dabei nicht. Was jedoch hilft:
Standardentscheidungen sind nicht immer schlecht
Und die gute Nachricht: Auch wenn Sie entscheidungsmüde kurz vor Feierabend den einfachen Weg gehen und „Standardentscheidung“ wählen, ist das nicht automatisch ein Fehler.
Standardentscheidungen haben inen Vorteil: Sie beruhen auf Erfahrungswerten. Je mehr Erfahrung Sie mit bestimmten Aufgaben haben, desto treffsicherer werden Sie sein und mit der Standardentscheidung tendenziell richtig liegen. Fehleranfällig wird die Standardentscheidung , wenn Ihre Entscheidungsprobleme nicht dem Standard entsprechen und Sie jeden Fall einzeln betrachten müssen.
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