Schwarzarbeiter im Betrieb: „Wenn man so etwas duldet, sind die Konsequenzen langfristig viel schlimmer“, sagt ein Handwerksmeister.
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Schwarzarbeit: Der Feind im eigenen Betrieb

Was tun Sie, wenn Sie Mitarbeitende bei der Schwarzarbeit erwischen? Dieser Handwerksmeister musste sich entscheiden.

Nach Feierabend macht Roman Lutze* gern noch einen kleinen Spaziergang durch sein Viertel. Das entspanne ihn und mache den Kopf frei, erzählt der Maurermeister. Mit der Entspannung ist es an diesem Abend jedoch vorbei, als Lutze in einer Seitenstraße einen seiner Firmenwagen sieht, voll bepackt mit Baumaterial vor einem Einfamilienhaus. Eigentlich nicht ungewöhnlich – bis auf die Tatsache, dass Lutze in dieser Straße keinen Kunden hat.

 „Also bin ich rein ins Haus und treffe da zwei meiner Mitarbeiter und einen Azubi bei der Schwarzarbeit an“, berichtet der Unternehmer. Lutze stellt die drei zur Rede und dabei kommt heraus, dass das schon einige Zeit so geht. Ein Kollege habe die drei dazu angestiftet: „Der hat ihnen eingeredet, dass sie zu wenig verdienen und sie so davon überzeugt, mitzumachen.“

Und nicht nur das: Die Schwarzarbeit sollte nur eine Übergangslösung sein, bis der Kollege seinen eigenen Betrieb aufmacht. „Er hat ihnen versprochen, dass sie bei ihm wesentlich mehr verdienen werden“, erfährt der Chef nach und nach.

Der Anstifter muss gehen

Besonders ärgerlich für Roman Lutze: Der Anstifter ist ausgerechnet jener Meister, den Lutze vor fünf Jahren eingestellt hatte, um ihm eine Chance zu geben. „Er hatte mit seinem Betrieb Insolvenz und auch Privatinsolvenz angemeldet und steckte damals noch in der Wohlverhaltensphase.“

Roman Lutze fackelt nicht lange: Der Meister muss innerhalb weniger Tage gehen, den anderen dreien will ihr Chef noch eine Chance geben. Am Ende bleibt nur der Azubi. Die beiden Gesellen glauben den Versprechungen des Anstifters und gehen mit ihm.

Lutze bereut seine Entscheidung nicht – trotz Fachkräftemangel: „Wenn man so etwas duldet und nicht sofort handelt, dann sind die Konsequenzen langfristig viel schlimmer.“

Prognose: Schwarzarbeit steigt 2023 deutlich

Wird die Schwarzarbeit in Deutschland 2023 deutlich zunehmen? Das erwarten jedenfalls der Linzer Finanzwissenschaftlers Friedrich Schneider und das Tübinger Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW). Nach ihren Berechnungen wird die Schattenwirtschaft im Vergleich zum Vorjahr um 60 Milliarden auf 443 Milliarden Euro steigen. Das entspreche 10,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Der Anteil sei damit etwas höher als im ersten Jahr der Corona-Pandemie 2020, heißt es in der Studie.

*Name von der Redaktion geändert.

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