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Mitarbeiterbindung

Zehn Tipps, damit Ihr Team bei der Stange bleibt

Die emotionale Bindung von Mitarbeitern an ein Unternehmen hängt vor allem vom direkten Vorgesetzten ab. Mit diesen Tipps bleibt Ihr Team Ihnen treu.

Auf einen Blick:

  • Klären Sie, wohin Sie mit Ihrem Unternehmen wollen. Wenn Sie das nicht wissen, können Sie auch kein Team führen.
  • Nehmen Sie Ihre Mitarbeiter wahr und geben Sie ihnen ein Gefühl der Wertschätzung.
  • Sorgen Sie für offene und strukturierte Kommunikation. Geben Sie positives Feedback, aber handeln Sie auch, wenn es Konflikte gibt.
  • Bleiben Sie fair und transparent in Ihren Entscheidungen.
  • Wenn Sie kleine Extras verteilen, achten Sie darauf, dass Sie zum Team passen. Ihre eigenen Vorlieben müssen Sie hintanstellen.
  • Machen Sie sich nicht verrückt! Wenn Ihr Team grundsätzlich zufrieden ist, verzeiht es Ihnen auch mal einen Fehler.

Schlechte Chefs kosten richtig Geld: Bis zu 105 Milliarden Euro gehen der deutschen Volkswirtschaft ihretwegen verloren, ermittelte eine Gallup-Studie. Warum? Wer sich emotional nicht an seinen Betrieb gebunden fühlt, macht Dienst nach Vorschrift. Und für diese Bindung sind vor allem die direkten Vorgesetzten verantwortlich. Im Handwerk sind das in der Regel die Firmeninhaber. Doch wie bindet man seine Mitarbeiter auch emotional? Benita von Steinaecker von der Handwerkskammer Hannover berät Unternehmer, die etwas für ihre Führungskultur tun wollen und nennt die wichtigsten Schritte.

Tipp #1: Reflektieren Sie Ihre Rolle als Unternehmenslenker

Erst mal müssen Sie wissen, wer Sie sind und was Sie wollen, bevor Sie andere führen können. Als Führungskraft im Handwerk haben Sie dabei eine Doppelrolle: Sie leiten nicht nur Ihre Mitarbeiter an, sondern prägen den Betrieb. „Dessen sollte man sich bewusst sein“, so Benita von Steinaecker. Deshalb stellt sie in Beratungen auch immer Fragen zur Firmenausrichtung: Was ist mein Ziel? Wie ist meine Persönlichkeit? Wie nehme ich meine Mitarbeiter mit? „Es ist schwierig, das allein zu machen“, betont sie. Man sollte sich Unterstützung suchen. Ein Externer hilft auch, einen längeren Prozess durchzuhalten, zum Beispiel in der Zukunftswerkstatt Handwerk der Handwerkskammer Hannover.

Tipp #2: Checken Sie Warnsignale Ihrer Mitarbeiter

Wer unzufrieden an seinem Arbeitsplatz ist oder seinem Job gleichgültig gegenübersteht, sendet Signale. Checken Sie: Wie sieht es bei Ihnen im Betrieb aus? „Viele Unternehmer haben schon ein gutes Bauchgefühl für die Stimmung“, so Benita von Steinaecker. Hören Sie darauf! Und achten Sie auf folgende Warnsignale:

  • viele Krankheitstage
  • viel Flurfunk und Gerede
  • soziale Veranstaltungen wie Grillfest oder Weihnachtsfeier werden nur ungern oder gar nicht besucht
  • hohe Fluktuation

Hören Sie gut zu, wenn Sie mit Ihren Leuten zusammenarbeiten, rät von Steinaecker. Wieviel Streit und Diskussionen gibt es unter den Kollegen? Auch daraus lässt sich auf die Stimmung schließen.

Tipp #3: Nehmen Sie Ihre Mitarbeiter wahr!

„Mitarbeiter möchten mit ihren Eigenschaften wahrgenommen werden. Das ist für die meisten das Wichtigste“, sagt die Expertin. Dabei geht es um ganz konkrete Dinge: Hören Sie Ihren Mitarbeitern zu? Wie gehen Sie mit ihren Vorschlägen um? Setzen Sie Ihre Leute nach ihren Fähigkeiten ein oder so, wie es gerade kommt? „Ein Obstkorb oder der Gutschein für das Fitnessstudio tun es nicht, wenn die Mitarbeiter sich nicht wertgeschätzt fühlen“, betont von Steinaecker.

Tipp #4: Strukturieren Sie die Kommunikation

Wie läuft in Ihrem Betrieb die Kommunikation? Offen, freundlich und strukturiert? Weiter so! Oder reden Sie nur zwischen Tür und Angel und wenn etwas nicht klappt, herrscht dicke Luft? Dann sollten Sie das dringend ändern! „Nichts frustriert Mitarbeiter mehr als Kommunikation, die ins Leere läuft“, sagt Benita von Steinaecker. Sprechen Sie zu festgelegten Zeiten mit Ihren Leuten, klären Sie offene Fragen und setzen Sie um, was entschieden wurde. Eine strukturierte Kommunikation hilft allen – auch Ihnen.

Tipp #5: Sorgen Sie für Verlässlichkeit und Transparenz

Allen im Betrieb ist klar, dass etwas verändert werden muss und Sie haben auch schon beschlossen, wie. Dann ziehen Sie es auch durch, auch wenn es schwierig ist. „Mitarbeiter brauchen Verlässlichkeit“, sagt Benita von Steinaecker. Es müsse klar sein, dass das Wort des Chefs gilt. „Wenn sich aber herausstellt, dass sich bestimmte Dinge nicht ändern lassen, dann muss auch das kommuniziert werden.“ Wichtig sei das vor allem, wenn es sich um Vorschläge der Mitarbeiter handele, betont die Beraterin. Sie dürfen nicht das Gefühl bekommen, ins Leere zu sprechen. Schließlich haben Sie als Chef Gründe für Ihre Entscheidung. Dann nennen Sie sie auch und sorgen für Transparenz.

Tipp #6: Bleiben Sie fair!

Es ist normal, dass man mit dem einem Kollegen besser auskommt als mit einem anderen. Aber anmerken lassen dürfen Sie sich das als Chef nicht. „Auf keinen Fall sollte ein Mitarbeiter vorgezogen werden, wenn Goodies verteilt werden“, so Benita von Steinaecker. „Ein Team hat ein gutes Gespür dafür, ob jemand einen Vorteil auch verdient hat.“ Und wenn ein Mitarbeiter eine Anerkennung verdient hat, dürfen Sie auch offen darüber sprechen. Das kann die anderen motivieren, so lange es fair zugeht. Gleiches gilt für Arbeitszeiten oder Urlaubsplanung. Vielleicht möchte auch der kinderlose Kollege mal im Sommer verreisen? Dann suchen Sie einen Kompromiss, am besten im offenen Gespräch mit allen.

Tipp #7: Geben Sie Feedback

Denken Sie, dass nicht getadelt schon ein Lob ist? Dann sollten Sie Ihre Haltung ändern. „Nichts motiviert mehr als ein Lob“, sagt Benita von Steinaecker. Aber übertreiben Sie es nicht: Jede Kleinigkeit zu bejubeln, macht die Anerkennung wertlos. Bekommen Sie Rückmeldungen von Kunden? Dann geben Sie sie weiter. Und sollte sich jemand beschweren, hören Sie sich auch die Ansicht Ihrer Leute an, bevor Sie ein Urteil fällen.

Natürlich kann man nicht immer loben: „Wenn Dinge schieflaufen, sollte man einschreiten“, betont von Steinaecker. „Ungelöste Konfliktsituationen können ein ganzes Team vergiften. Und dann verliert man die Leute!“

Tipp #8: Sorgen Sie für vernünftige Arbeitsmittel

Wertschätzung kann auch ohne Worte ablaufen. Wie sind Ihre Leute ausgestattet? Haben Sie das beste Werkzeug oder das billigste? Ist es gut zu handhaben? „Chefs können punkten, indem Sie auf individuelle Bedürfnisse eingehen“, sagt Benita von Steinaecker. Das können auch Werkzeuge für Linkshänder oder spezielle Hilfen für Brillenträger sein.

Tipp #9: Gönnen Sie allen kleine Extras zum Wohlfühlen

Und sollte man jetzt den berühmten Obstkorb für alle ins Büro stellen? „Gucken Sie, was in Ihr Team passt“, rät Benita Steinaecker. „Fitnessgutschein oder Obstkorb kann gut sein, muss aber nicht.“ Denn Dinge, die außer Ihnen keiner mag, werden Ihre Mitarbeiter kaum begeistern! Dasselbe gilt für gemeinsame Feiern oder den Betriebsausflug. Hören Sie sich um, was Ihren Leuten gefällt, bevor Sie etwas planen. „Es bietet sich an, solche Planungen an die Mitarbeiter zu übertragen, die sich um die Organisation kümmern und Ideen sammeln“, so von Steinaecker.

Tipp #10: Überfordern Sie sich nicht

„Die emotionale Bindung an den Betrieb läuft über den direkten Vorgesetzten und das ist in der Regel im Handwerk der Inhaber. Sie sind der Hebel!“, betont die Beauftragte für Innovation und Technologie der Handwerkskammer. Müssen Sie jetzt der perfekte Chef sein? Nein, denn wenn Sie sich überfordern oder verstellen, ist auch niemandem geholfen. Und von Steinaecker gibt Entwarnung: „Mitarbeiter verzeihen dem Chef viel, wenn sie ansonsten gut eingebunden sind.“

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