Auf einen Blick:
Als Bauhandwerker gehen Sie immer in Vorleistung: Anspruch auf den Werklohn haben Sie erst, wenn das Werk mangelfrei vom Bauherren abgenommen wurde. „Damit tragen Handwerker immer ein finanzielles Risiko und aus dieser Schieflage gibt es nur wenig Befreiungsmöglichkeiten“, sagt Bernd Hinrichs, Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht. Zwar könnten Handwerker Abschläge verlangen und bei Nichtzahlung die Arbeit einstellen oder den Vertrag kündigen. Doch aus Erfahrung weiß der Rechtsanwalt, dass das in Praxis oft schwer durchzusetzen ist. Ein Ausweg aus dem Dilemma ist laut Hinrichs die Bauhandwerkersicherung.
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Ihre Vorteile durch die Bauhandwerkersicherung
„Durch die Forderung nach Sicherheit bekommen Handwerker Gewissheit, ob ihre Kunden liquide sind oder nicht“, sagt Hinrichs. Und als Auftragnehmer verschaffen Sie sich mit der Forderung mehr Handlungsmöglichkeiten, falls ein Kunde die Bauhandwerkersicherung nicht fristgerecht stellt:
Bauhandwerkersicherung: Wie hoch und wie schnell?
Gesetzliche Grundlage für die Bauhandwerkersicherung ist § 650f BGB. Demnach können Sie als Auftragnehmer eine Sicherheit über die volle vereinbarte Vergütung verlangen. Zusätzlich können Sie 10 Prozent Sicherheitsaufschlag fordern: „Damit muss man aber vorsichtig sein, weil das nur Streitpotenzial birgt“, sagt der Baurechtler.
Auftraggebern bleibt laut BGB eine „angemessene Frist“, um die Sicherheit bereitzustellen. Hinrichs zufolge entspricht das etwa sieben bis zehn Kalendertagen. In welcher Form Kunden die geforderte Sicherheit stellen, könnten sie selbst entscheiden. Gesetzlich erlaubt sei zum Beispiel die Bürgschaft einer Bank oder eines Kreditversicherers.
Hinweis: Nicht möglich ist die Bauhandwerkersicherung bei Aufträgen für die öffentliche Hand und bei Verbraucherbauverträgen.
Wann können Handwerker die Sicherheit fordern?
„Anspruch auf die Bauhandwerkersicherung haben Handwerker zu jeder Zeit“, sagt Hinrichs:
Nach Hinrichs Erfahrung verlangen Handwerker die Sicherheit meist erst, wenn sich im Bauablauf oder nach Fertigstellung Probleme abzeichnen. Zum Beispiel,
Wie teuer ist die Bauhandwerkersicherung für Auftragnehmer?
Ganz ohne Haken ist die Bauhandwerkersicherung nicht: „Wer diese Sicherheit fordert, muss für die Bereitstellungskosten aufkommen“, erläutert Baurechtler Hinrichs. Es geht um den sogenannten Avalzins, der laut Gesetz bis zu 2 Prozent betragen kann. Auf einen Handwerker, der eine Sicherheit in Höhe von 200.000 Euro fordert, können also Kosten von bis zu 4.000 Euro zukommen. „Das macht schon etwas aus“, sagt der Jurist. Doch nach seiner Erfahrung nehmen Handwerker den Avalzins meist gerne in Kauf, wenn sie die vom Kunden die Sicherheit bekommen.
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