Ob Existenzgründer oder sattelfester Unternehmer: Immer wieder stoßen Handwerker auf Kapital- und Finanzierungsprobleme. Hilfe könnten die Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften (MBG) bieten. Hier finden Handwerker Kapitalbeteiligungen zu attraktiven Konditionen, ohne sogleich dem Erwartungsdruck so genannter Risikokapitalgeber unterworfen zu sein. Der Grund: Die MBG sind nicht gewinnorientiert, sondern auf Mittelstandsförderung ausgerichtet.
Kein Vergleich mit Risikokapitalgebern
Mit typischen Anbietern von Risikokapital sind MBG nicht zu vergleichen: Sie vergeben Kapital als typisch stille Beteiligung gegen ein jährliches Entgelt. Die Beteiligung ist auf eine nominale Rückzahlung der Einlage ausgelegt, die MBG verdient nicht am Zuwachs der stillen Reserven des Unternehmens. Ein weiterer Vorteil der Beteiligungsprogramme liegt aus Sicht der Betriebe in der Stärkung der Eigenkapitalbasis. Zudem werden Sicherheiten geschont, Finanzierungsspielräume erhöht und kompetente Beratungen angeboten.
Schwachpunkte aus Sicht des Handwerks
Häufiges Argument der Handwerker: Sie wollen Herr im Haus bleiben. Zudem betrachten viele Betriebe ein jährliches Beteiligungsentgelt von rund zehn Prozent als zu hoch. Allerdings würden beim reinen Zahlenvergleich geldwerte Vorteile übersehen, die mit den Beteiligungen verbunden seien, meint hingegen Marc-Oliver Lux, Autor einer Studie zur Beteiligungsfinanzierung im Handwerk. Nicht ganz unschuldig an den Vorurteilen seien zudem die MBGs: Die schwache Öffentlichkeitsarbeit der Gesellschaften führe dazu, dass ihre Angebote nur wenig bekannt seien.
Inzwischen machen jedoch Bund und Länder mobil. Das Bundeswirtschaftsministerium hat eine Initiative zur besseren Nutzung von Beteiligungskapital im Mittelstand gestartet und setzt dabei auf mehr Information und Beratung. Auch in Niedersachsen sich die Lage seit Erscheinen der Studie etwas verbessert. Spürbare Wirkung hat nach Aussage des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums eine Senkung der Beteiligungskosten von zehn auf 5,5 Prozent gebracht. Mit dem Programm "Beteiligungsoffensive für niedersächsische Unternehmen und Start-Ups" (B.O.N.U.S) soll diese Quote nun noch weiter erhöht werden.
MBG-Leistungen im Überblick
Die Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften (MBG) halten sich mit ihren Leistungen und Entscheidungsverfahren weitgehend an ein einheitliches Raster:
Entscheidungsgrundlage für eine Beteiligung:
Unternehmenskonzept mit Planbilanzen, Rentabilitätsrechnung, Umsatz-, Ertrags- und Liquiditätsvorschau
wirtschaftliche Verhältnisse und Persönlichkeit des Unternehmers
Stellungnahme der Handwerkskammer
Mitfinanzierung der Hausbank
Art der Beteiligung:
i.d.R. typische stille (Minderheits-)Beteiligungen
Kapitalverwendung:
für Sachanlage-Investitionen
Beteiligungshöhe:
bei Programmen für Existenzgründer in der Regel rund 20.000 bis 150.000 Euro
bei Mittelstandsprogrammen rund 50.000 Euro bis eine Million Euro
für westdeutsche Bundesländer gilt Parität von Eigen- und Beteiligungskapital (1:1-Regel)
Beteiligungskapital nur im Rahmen einer Mischfinanzierung
Sicherheiten:
persönliche Haftung des Beteiligungsunternehmers
keine dinglichen Sicherheiten
Beteiligungen werden durch eine Bürgschaftsbank garantiert
Laufzeit:
10 Jahre in westdeutschen Bundesländern
15 Jahre in ostdeutschen Bundesländern
vorzeitige Rückzahlung teilweise mit Agio - möglich
Beteiligungsentgelt:
keine Exitvergütung, sondern jährliches Entgelt an MBG aus gewinnunabhängigem und gewinnabhängigem Anteil zzgl. Garantieprovision und Bearbeitungsgebühr. Effektivbelastung rund zehn Prozent pro Jahr
Rechenschaftslegung:
i.d.R. quartalweise Berichterstattung (Betriebswirtschaftliche Auswertungen, Zwischenergebnisse)
Besprechung des Jahresabschlusses
Mitsprache und Beratung:
kein Eingriff in das operative Geschäft
Beratung fast ausschließlich im Finanzbereich
Ausstieg:
MBG ist nicht am Zuwachs stiller Reserven beteiligt. Rückzahlung erfolgt am Ende der Laufzeit zum Nominalwert
Quellen: MBG-Richtlinien 2002; Lux, Marc-Oliver: Das Beteiligungskapital im Spektrum der Gründungsfinanzierung im Handwerk. Duderstadt 2000.