Wenn Joachim Richers durch seinen Betrieb ging, ärgerte er sich des öfteren über herumliegende Restbestände. Überbleibsel aus Projekten, Überproduktionen, Rücknahmen bei falscher Lieferung irgendwann landete diese Warenspezies im Container und musste als Elektroschrott oder Sondermüll teuer entsorgt werden. "Solche Kosten sind eigentlich vermeidbar", dachte sich der Inhaber der Firma "Joachim Richers elektrotechnische Anlagen" in Northeim und fahndete per Telefon nach Abnehmern für die unliebsamen Ladenhüter. "Das war jedoch sehr aufwändig und viel zu teuer", zieht Richers Bilanz. Da kam er schließlich auf die Idee, einen "Marktplatz" im Internet einzurichten, auf dem Fachleute Restbestände günstig anbieten oder kaufen können.
Seit September 2000 ist dieser virtuelle "Restposten-Markt" unter der Adresse www.aktion-ladenhueter.de im Netz präsent. Gegen eine Gebühr von fünf Euro pro Zeile können Verkäufer ihr Angebot mit Bild und Beschreibung in die von Richers eigens entwickelte Datenbank einstellen. Das Verkaufsangebot wird dann für sechs Monate freigeschaltet.
Für Einkäufer ist die Nutzung der Datenbank kostenfrei. Wer einen Suchbegriff eingibt oder auf eine Warengruppe klickt, erhält eine Übersicht aller hierzu vorhandenen Artikel. Interessante Angebote können sich die Nutzer auf einem elektronischen Merkzettel notieren, den Kontakt zum jeweiligen Anbieter müssen sie dann selbst aufnehmen.
Preisnachlässe von 50 bis 80 Prozent
Richers zufolge ist der Handel auf seinem Online-Marktplatz bereits kräftig in Schwung gekommen: Über 20.000 Besucher hat er in den ersten zwei Jahren auf seinen Internet-Seiten gezählt. Mittlerweile seien dort mehr als 50.000 Produkte von Elektrofirmen aus ganz Deutschland erhältlich. Die Palette reicht von der Nagelschelle über Lichtschalter und Leuchten bis hin zum Notstromaggregat, und alle Produkte sind quasi neuwertig. "Viele Anbieter sind froh, wenn sie ihre Restbestände bei uns noch vermarkten können", erklärt der Unternehmer. "Preisnachlässe von 50 bis 80 Prozent sind daher keine Seltenheit."
Über die Datenbanksuche hinaus bietet der Marktplatz den Besuchern auch die Möglichkeit, ihre ganz speziellen Wünsche loszuwerden. Unter dem Menüpunkt "Gesucht wird" können sie ein kostenloses Inserat aufgeben. "Einige Nutzer suchen auf diesem Wege zum Beispiel nach alten Schaltplänen, die es auf dem freien Markt nicht mehr gibt, oder nach besonderen Ersatzteilen", so Richers. Auch Aufträge seien so schon angebahnt worden.
Der Northeimer Handwerksmeister hält den Online-Handel für eine "große Zukunftschance", der Marktplatz soll sein zweites wirtschaftliches Standbein werden. Noch in diesem Jahr will Richers mit der "Aktion Ladenhüter" die Gewinnzone erreichen. Und er will künftig auch andere Handwerkszweige für sein Konzept begeistern. Zum Beispiel das Installateurhandwerk und die Kfz-Branche.
Weitere Informationen zu diesem Thema:
www.aktion-ladenhueter.de