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Ausbildung

Auf Zuwanderer zugehen

Viele Chefs verdrängen das Thema, doch fest steht: Die Wirtschaft wird zunehmend auf ausländische Auszubildende angewiesen sein. Wie aber findet man geeignete Bewerber?

Konjunkturflaute und Personalabbau zum Trotz schon jetzt hat die Hälfte aller Betriebe das Problem, gute Fachkräfte und Lehrlinge zu finden. Und kaum jemand bezweifelt, dass sich der Wettbewerb um den Nachwuchs wegen der demografischen Entwicklung verschärfen wird. Experten befürchten sogar, dass personelle Engpässe in Unternehmen schon bald die Konjunktur behindern.

Was Betriebsinhabern nicht bewusst ist: "Es gibt viele Jugendliche mit Migrationshintergrund, die großes Potenzial haben", sagt Dr. Ute Pascher von der Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk (ZWH). Hinzu kommt: Wenn mal so ein Jugendlicher eine Bewerbung schickt, würden Vorurteile wach wie "Die sprechen alle schlecht Deutsch" oder "Ausländerkinder brechen die Lehre ab".

Ein weit verbreitetes Vorurteil sei auch, dass Zuwanderer keinen besonderen Wert auf die Ausbildung ihrer Kinder legen. Wie sehr sich Chefs da täuschen, verdeutlicht zum Beispiel das türkisches Sprichwort: "Beruf ist ein goldenes Armband."

Falsche Vorstellungen und Wissenslücken gibt es freilich nicht nur auf Seiten der Unternehmer. Ein Großteil der talentierten Jugendlichen bewerbe sich erst gar nicht, weil ihre Eltern und sie nicht um die Vielfalt der Berufe und Karrieremöglichkeiten wüssten, sagt Pascher. "Die Länder, aus denen sie kommen, haben andere Ausbildungssysteme. Sie kennen unser duales System oft gar nicht."

Das Handwerk müsse selbst für Aufklärung sorgen, gefordert seien neben Kammern, Innungen und Verbänden die Betriebe, sagt Pascher. "Nur wer aktiv wirbt, bekommt qualifizierte Bewerber." Dass sich die Mühe lohnt, liegt für die Expertin von der ZWH auf der Hand. Nicht zuletzt, weil "immer mehr Kunden einen Migrationshintergrund haben und es von Vorteil ist, wenn Mitarbeiter da sind, die mit deren Kultur vertraut sind".

Kandidaten richtig auf den Zahn fühlen

Doch wie geht man die Suche nach Kandidaten an? Und wie fühlt man ihnen am besten auf den Zahn? Sich eine Art Checkliste zusammenstellen und nach Schema F vorzugehen, davor warnt Pascher. "Damit wird man den Menschen nicht gerecht, und es kommt leicht zu Missverständnissen."

Vor allem sollten Chefs von der Grundhaltung wegkommen, Bewerbern von vornherein bestimmte Defizite zuzuschreiben, betont sie. Eine zweite Hürde, die es zu überwinden gilt, erklärt sie so: "Sensibilisierung für die Herkunft."

Pascher und andere Experten raten Unternehmern, sich Hilfestellung bei den Ausbildungsberatern der Kammern zu holen. Überdies verweisen sie auf die "Beruflichen Qualifizierungsnetzwerke" (BQN), die es in einer Reihe Bundesländer gibt. Für Lehrlinge, die schulische oder sprachliche Defizite mitbringen oder Schwierigkeiten im sozialen Umfeld haben, empfehlen sie die so genannten ausbildungsbegleitende Hilfen (abH); das sind spezielle Förderprogramme, die die Arbeitsämter finanzieren.

Darüber hinaus regt die ZWH dazu an, Migrantenjugendlichen ein Praktikum anzubieten. In so einem "Eignungstest stellt sich schnell heraus, ob Chef und zukünftiger Lehrling miteinander klar kommen", betont Bildungsexpertin Pascher.

Links:

Berufliche Qualifizierungsnetzwerke (BQN)

www.kompetenzen-foerdern.de

www.zwh.de

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