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Leserstimmen

Kritik an Azubi-Prämie: "Geht an den meisten Betrieben vorbei"

Mit der Azubi-Prämie will die Regierung Betriebe fördern, die trotz Corona ausbilden. Doch nicht alle Ausbildungsbetriebe im Handwerk profitieren.

Auf einen Blick:

  • Mit insgesamt 500 Millionen Euro will der Bund KMU in der Corona-Krise bei der Ausbildung unterstützen. Seit Anfang August können die Anträge auf Azubi-Prämie gestellt werden.
  • Die Tischlerei Klauenberg bildet laut Chefin Ulrike Körper in diesem Jahr mehr Azubis aus als in den Vorjahren. Doch der Betrieb erhält die Förderung nicht.
  • Ein anderer Leser kritisiert, dass die Förderung an den meisten Handwerksbetrieben vorbeigeht. Maßgeblich seien dafür zwei Gründe.
  • Leseraufruf: Was sind Ihre Erfahrungen mit der Azubi-Prämie: Gehen Sie auch leer aus oder können Sie sich über die Förderung freuen. Kommentieren Sie mit!

Die Freude war bei vielen Ausbildungsbetrieben groß, als die Bundesregierung im Sommer die Azubi-Prämie auf den Weg gebracht hat. Mit 500 Millionen Euro sollten kleine und mittlere Unternehmen (KMU) gefördert werden, die weiter ausbilden, obwohl sie stark unter der Corona-Krise leiden. Seit Anfang August können Betriebe die Prämie nun beantragen. Doch wie kommt die Förderung bei den Lesern von handwerk.com an und welche Erfahrungen haben sie damit bisher gemacht?

Mehr Azubis als letztes Jahr, aber trotzdem keine Azubi-Prämie

Die Tischlerei Klauenberg in Hannover bildet seit Jahren Lehrlinge aus und das hat sich auch durch Corona nicht verändert: „Dieses Jahr haben wir drei neue Azubis eingestellt“, sagt Bauingenieurin Ulrike Körper, die zusammen mit ihrem Mann den Betrieb mit 14 Mitarbeitern führt. „Damit haben wir sogar eine Lehrstelle mehr als im Vorjahr besetzt.“ Die Azubi-Prämie kann die Tischlerei allerdings nicht in Anspruch nehmen.

Warum nicht? „Wir erfüllen die wirtschaftlichen Voraussetzungen nicht“, sagt Körper. Denn der Betrieb habe im Frühjahr weder einen erheblichen wirtschaftlichen Einbruch gehabt noch habe er Kurzarbeit anmelden müssen. „Zum Glück“, so die Unternehmerfrau. Doch auch wenn sie die Prämie für ihren Betrieb nicht bekommt, kann sie der Förderung etwas abgewinnen: „Es ist schön, dass die Leistung der Ausbildungsbetriebe honoriert wird. Denn die Ausbildung von jungen Leuten ist für Betriebe mit viel Arbeit verbunden und zudem ein wichtiger gesellschaftlicher Beitrag.“

Allerdings kritisiert die Unternehmerin, dass viele Betriebe die Prämie gar nicht in Anspruch nehmen können: „Es gehen auch die Betriebe leer aus, die trotz wirtschaftlicher Einbrüche und Kurzarbeit ausbilden, aber weniger Azubis als in den vergangenen Jahren haben.“

Zudem ist Körper davon überzeugt, dass kein Betrieb wegen der Azubi-Prämie mehr ausbildet als sonst: „2.000 Euro sind eine schöne Wertschätzung für Betriebe, aber das deckt die Kosten für die Ausbildung nicht.“

Förderung geht an den meisten Handwerksbetrieben vorbei

Kritik an der Azubi-Rrämie äußert auch ein User, der sich s.w. nennt: „Leider geht das wieder mal (…) an den meisten Handwerksbetrieben vorbei“, schreibt der Nutzer in seinem Kommentar auf handwerk.com. Der Corona-Ausfall macht sich nach Einschätzung von s.w. nicht sofort bemerkbar, denn der Auftragseinbruch treffe die normalen Handwerksbetriebe frühestens zwei bis drei Monate später. Denn die Bedingungen für die Azubi-Prämie seien Kurzarbeit in den Monaten April oder Mai oder aber ein Umsatzeinbruch von mindestens 60 Prozent.

„Völlig weltfremd und am Handwerk vorbei“, ärgert sich der User über die Azubi-Prämie. Schließlich erzielten Betriebe erst Umsätze, die für den Fiskus relevant sind, wenn Projekte fertig seien. „Also werden im April und Mai Projekte von ‚Vor-Corona‘ zur Beurteilung herangezogen, reale Umsatzeinbrüche sind erst viel später sichtbar“, argumentiert s.w..

Und noch etwas ärgert den Kommentator: „Zuerst sind wir als Handwerker systemrelevant und können uns nicht nach Hause zurückziehen und anschließend werden wir dann abgestraft.“

Gehen Sie bei der Azubi-Prämie auch leer aus und ärgern sich darüber? Oder können Sie sich über die Förderung freuen? Schildern Sie uns Ihren Fall und kommentieren Sie hier!

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Foto: sasun Bughdaryan - stock.adobe.com Geld- und Fragezeichensymbol über zwei Händen.

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