Aus seiner Sicht braucht es noch ein Weile, bis ChatGPT im Handwerksbüro wirklich nützlich ist: Bastian Strauß, IT-Leiter der Nietiedt-Gruppe in Wilhelmshaven.
Foto: Privat

Künstliche Intelligenz

ChatGPT im Handwerk: „Noch fehlen die Schnittstellen“

Dieser Gerüstbauer hat ChatGPT bereits für Ausschreibungen und Bewerbungen getestet. Und der Einsatz könnte sich im Handwerk lohnen – unter einer Bedingung.

Auf einen Blick:

  • Mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) wie ChatGPT können Handwerksbetriebe Zeit sparen und Prozesse beschleunigen.
  • Bastian Strauß hat ChatGPT erfolgreich für verschiedene Anwendungsbereiche getestet. Doch noch fehle es für einen umfassenden Einsatz der KI an Schnittstellen zu anderen Programmen, sagt der IT-Entwickler eines Handwerksunternehmens.
  • Jetzt seien die KI-Entwickler gefordert – und die Programmierer von Branchensoftware.
  • Ob bei Anfragen von Bewerbern oder bei Ausschreibungen  – die Nietiedt-Gruppe in Wilhelmshaven testet Systeme mit künstlicher Intelligenz (KI) schon seit einiger Zeit. Die Gruppe ist das Dachunternehmen für Handwerksbetriebe aus mehreren Gewerken wie beispielsweise Maler, Gerüst-, Stahl- und Innenausbau. Bastian Strauß leitet die IT, programmiert die Software für den Gerüstbausektor und treibt die Entwicklung in Sachen künstlicher Intelligenz voran.

    „Das Neue an ChatGPT ist aus meiner Sicht, dass die KI menschlicher daherkommt, als vergleichbare Anwendungen“, sagt Strauß. Als mögliche Beispiele für die Nutzung in Betrieben könnte er sich einige vorstellen:

  • Angebotsanfragen
  • Terminvergaben
  • Chats mit Kunden
  • Unterstützung bei Online-Shops
  • Suche von Fehlern in Texten
  • Formatierung von Dokumenten
  • Gesprochene Texte in Schriftform umwandeln
  • Eine wirkliche Hilfe könnte die KI nach seiner Einschätzung in Bereichen sein, in denen Mitarbeitende „viel zeitaufwändige wiederkehrende Tätigkeiten“ ausüben. Bei der Nietiedt-Gruppe haben sich zwei Einsatzszenarien für KI herauskristallisiert.

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    Praktische Beispiele für den Einsatz von künstlicher Intelligenz im Handwerk

    In diesen Bereichen hat der IT-Entwickler Bastian Strauß bereits erste digitale Helfer im Einsatz:

    Beispiel 1: Mustererkennung von technischen und kaufmännischen Vorbemerkungen in Ausschreibungen. Wo sind die Knackpunkte? Wo weicht die Vorbemerkung von anderen, bereits erfassten Vorbemerkungen ab? Durch Training von hunderten Vorbemerkungen findet die KI schnell Abweichungen und Veränderungen in der neuen Ausschreibungen.

    Beispiel 2: Bewerber können sich im Whatsapp-Chat der Nietiedt-Gruppe über Stellenangebote informieren und bewerben. Fragen zu Stellenangeboten werden außerhalb der Geschäftszeiten an eine KI weitergeleitet. Sie führt die Kommunikation mit dem potenziellen Bewerber, bis ein Mitarbeiter übernehmen kann. Anhand des Chatverlaufs und des ausgewählten Stellenangebots sowie zusätzlicher Metadaten des Unternehmens, kann der Chatbot auf Fragen der Bewerber reagieren. Er könne nahezu alle Fragen zur Stelle und zum Unternehmen korrekt beantworten, ohne dass vorher ein Muster oder ein Fragenkatalog programmiert werden musste.

    Knackpunkt Schnittstelle: ChatGPT bisher nicht integrierbar

    Wegen einer grundlegenden Schwäche findet Strauß den Einsatz von ChatGPT in Handwerksbetrieben bislang jedoch nicht praktikabel: „Es gibt noch keine Schnittstellen zu anderen Programmen“, sagt er. Eine KI nütze nichts, wenn sie nicht mit anderen Programmen, die ein Betrieb schon nutzt – beispielsweise in der Angebotserstellung oder Abrechnung – verknüpfbar ist. Denn allein könne eine KI zwar Aufgaben abnehmen, aber die meisten machten nur Sinn im Zusammenspiel mit anderen Programmen.

    In Zukunft werde sich zeigen, wie sehr sich die Macher von ChatGPT anderen Systemen gegenüber öffnen. „Im Handwerk arbeiten viele Betriebe mit einer Branchensoftware. Wenn die Anbieter der Branchensoftware ebenfalls Schnittstellen bei ChatGPT einplanen, könnten die Systeme zusammenfinden und vielen Handwerkern Nutzen bringen“, ist Strauß überzeugt.

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