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Der Mix macht´s

Im Betriebsalltag steht Frust auf der Tagesordnung. Kunden oder Mitarbeiter könnten der Grund sein. Doch nicht immer liegt es an den anderen: Wer an sich selbst arbeitet, ist zufriedener.

von Martina Jahn

Wer kennt das nicht: Ärger mit Kunden, Lieferanten oder den Mitarbeitern. Stück für Stück staut sich Frust an. Am Arbeitsplatz ist er weit verbreitet: Laut einer Gallup-Studie sind 88 Prozent der arbeitenden Bevölkerung unzufrieden mit ihrem Job.

"Das muss nicht sein", sagt Dr. Manuel Tusch, Psychologe aus Köln. Egal, für wen man arbeitet und welche Profession man ausübt: Das Wichtigste sei, an sich selbst zu arbeiten. Frust habe auch immer etwas mit den persönlichen Erwartungen zu tun. Im Job ist es wie mit der Weihnachtsgans: Lange Zeit vorher freuen Sie sich auf dieses Essen. Es muss perfekt sein, denn Sie möchten die Familie nicht enttäuschen. Alles Weitere rundherum blenden Sie aus. Gelingt der Festtagsbraten nicht so gut, ist die Enttäuschung groß und Ihre schlechte Laune überträgt sich auf das gesamte Fest." Wenn wir im Job von allem ein bisschen, aber von nichts zu viel erwarten, werden wir seltener enttäuscht."

Mit Enttäuschungen kämpft auch Wilfried Meyer. Den Malermeister aus Lehrte frustriert unter anderem die tägliche Unordnung: "Werkzeuge werden kaputt abgestellt und am nächsten Tag steht derjenige dumm da, der darauf angewiesen ist", sagt Meyer. Er wünscht sich Eigenständigkeit und selbstverantwortliches Arbeiten seiner Leute. "Dann könnte ich meine Kräfte und diese Zeit für andere Aufgaben nutzen."

Der Psychologe Tusch hat gemeinsam mit seinem Kollegen Volker Kitz das Thema Frust im Job untersucht und die fünf häufigsten Gründe für Frustration am Arbeitsplatz veröffentlicht:

1. "Ich verdiene zu wenig Geld."

Der Ärger über diesen Aspekt liege daran, dass sich jeder mit anderen vergleicht. "Dabei vergleichen wir immer nach oben. Da es immer jemanden gibt, der mehr verdient, werden wir mit unserem Gehalt niemals zufrieden sein #150; egal in welchem Job #147;, sagt Tusch.

2. "Meiner Arbeit fehlt es an Wertschätzung."

Vielen Unternehmern falle es schwer, sich permanent selbst zu motivieren. "Die Kunden rufen nur an, wenn etwas schiefgeht. Dass Aufträge glatt laufen, ist hingegen selbstverständlich" sagt der Psychologe. Dabei seien gerade Selbstständige auf konstruktives Feedback angewiesen.

3. "Alle quatschen mir rein. #147;

Betriebsinhaber stehen doppelt unter Druck: #132;Die Kunden fordern hochwertige Arbeit, das Geschäft muss laufen und die Verantwortung gegenüber Mitarbeitern und Partnern ist hoch #147;, erklärt Tusch. Es sei schwer, die Balance zwischen #132;selbst bestimmen und Verantwortung übertragen #147; zu finden.

4. "Jeder Tag ist gleich."

Auch bei Chefs kehrt irgendwann Routine ein. Wenngleich der Betriebsalltag anders sei als bei einfachen Angestellten #150; Unternehmer könnten das Rad nicht tagtäglich neu erfinden.

5. "Alle Kunden und Kollegen sind geisteskrank."

Diese Formulierung ist natürlich überspitzt. "Denn wir haben es jeden Tag mit Menschen zu tun. Da entstehen Spannungen und Konflikte", begründet Tusch das Argument.

Als Leitlinie im Kampf gegen den Frust empfiehlt der 33-Jährige: "Basteln Sie sich einen gesunden Erwartungsmix." Eine Mischung aus geregeltem Einkommen, Spaß, Anerkennung und Selbstverwirklichung mache den Alltag angenehmer.

Dass er weniger enttäuscht wird, hofft auch Malermeister Meyer. Manchmal habe er auch nach der Arbeit noch mit dem Frust des Tages zu kämpfen. Dennoch versucht der 58-Jährige, nicht nur Druck auf seine Mitarbeiter auszuüben. Stattdessen konzentriert er sich auf seine Kernaufgaben im Unternehmen. Demnächst steht die Übergabe des Betriebs an seinen Sohn an.

So bauen Sie Frust ab

Dr. Manuel Tusch erklärt, wie Sie die fünf häufigsten Frustgründe bekämpfen können.

1. Bedeutung des Geldes erkennen: Geld ist vielen zwar wichtiger, als sie zugeben wollen. Da wir immer nach oben vergleichen, werden wir nie genug haben können - egal, was wir arbeiten.

2. Lernen Sie teilen: Alle um Sie herum wollen genauso gern gelobt werden wie Sie. Erwarten Sie nicht für jede gute Arbeit ein Denkmal. Und vor allem: Loben Sie selbst.

3. Den Handlungsspielraum nutzen: Dass unser Handlungsspielraum eingeschränkt ist, hat gleichzeitig den Vorteil, dass unsere Arbeit eine soziale Relevanz hat. Ihr handwerkliches Können ist für viele Menschen von Interesse. Deshalb sind Ihre Entscheidungen wichtig.

4. Nischen suchen: Wenn Sie besser und produktiver werden, finden Sie Ihre Nische. Als Chef haben Sie das Ruder in der Hand und können mit neuen Vorschlägen experimentieren. Testen Sie neue Produkte und Ideen, bevor Sie sie verkaufen.

5. Ärger nicht auf andere übertragen: Auch wenn Sie noch so genervt sind, projizieren Sie Ihren Frust nicht auf Kunden oder Mitarbeiter. Vermeiden Sie Du-Botschaften, die als Vorwurf wahrgenommen werden. Mit Hilfe sogenannter Ich-Botschaften können Sie Ihre Gefühle und Bedürfnisse vermitteln ohne den anderen dabei zu verärgern. Damit schaffen Sie eine solide Geschäftsgrundlage.

Weitere Infos zum Thema Frust haben Manuel Tusch und Volker Kitz auf Ihrer Internetseite zusammengestellt.

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