Wenn Tanja Antons um 15 Uhr ihren Sohn aus der Kita holen muss, ist die Baustelle meist nicht fertig. Aber die Malermeisterin hat einen Job, der ihr Spaß macht und einen Chef, der ihr eine Teilzeitstelle ermöglicht.
Das war nicht immer so: Zweimal hat die alleinerziehende Mutter ihre Anstellung verloren. Zweimal habe es offiziell nichts mit ihrem Status als alleinerziehende Mutter zu tun gehabt. Doch Antons vermutet, dass das insgeheim der Grund war. „Nachdem ich monatelang nicht arbeiten gehen konnte, da mein Kind erkrankt war, wurde ich gekündigt“, berichtet sie. In einem anderen Fall sei es plötzlich ein Problem gewesen, dass die Meisterin nicht Vollzeit auf der Baustelle arbeiten konnte. Ihr wurden Steine in den Weg gelegt, so dass auch das Arbeitsverhältnis endete.
Qualifikation geht vor Arbeitszeit
Betriebsinhaber Kai Kruse hat kein Problem damit, dass seine Mitarbeiterin nicht Vollzeit arbeiten kann. Als er Antons eingestellt hat, habe ihn vor allem die Qualifikation der Malermeisterin überzeugt. „Ich freue mich, dass ich sie als Betriebsleiterin gewinnen konnte“, sagt Kruse, der die Ledatec GmbH & Co. KG im ostfriesischen Leer führt.
Dass er nun als Kita-Notfallkontakt auf der Liste ihres Kindes steht, findet er konsequent und wertschätzend. Das halte der Mitarbeiterin den Rücken frei, wenn sie mal nicht pünktlich von der Baustelle kommt. Und er wolle damit Anerkennung für ihre Arbeit ausdrücken.
Wenn er Frauen einstellt, gehe er nicht davon aus, dass sie wegen Krankheit weniger im Betrieb sind, als andere Angestellte. „Als Familienvater weiß ich, dass Kinder öfter mal krank sind“, sagt Kai Kruse. Für eventuelle Ausfälle seiner Mitarbeiterin zahle die Krankenkasse, finanziell sei der Betrieb also abgesichert. Und für andere kranke Mitarbeitende müsse er auch Ersatz auf der Baustelle finden, wenn sie krankheitsbedingt ausfallen – das habe nichts damit zu tun, ob sie Mütter sind oder nicht. Er sieht deshalb keinen Grund, Frauen in seinem Betrieb von Führungsverantwortung auszuschließen.
Meisterin Tanja Antons ist dafür dankbar und seit mehr als einem Jahr glücklich in ihrer Position in dem Malerbetrieb. „Ich darf ein Handwerk ausüben, das mir Spaß macht und muss mich nicht verstecken, wenn mein Kind mal krank wird“, sagt sie.
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