Auf einen Blick:
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) richtet die Gebäudeförderung neu aus und legt damit den Fokus auf die energetische Sanierung: Bis zu 14 Milliarden Euro pro Jahr will dafür künftig bereitstellen. Für Immobilienbesitzer und Handwerker sind das keine guten Nachrichten: Sowohl bei Einzelmaßnahmen wie auch bei Komplettsanierungen sollen die Fördersätze deutlich sinken.
1. Warum das neue Förderprogramm?
Mit dem neuen Förderprogramm möchte das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) möglichst viele Menschen erreichen, damit „sie Energiefresser wie alte Fenster, Türen und Gasheizungen austauschen, Häuser und Wohnungen sanieren“.
Diesen Schritt begründet das Ministerium mit der angespannten Lage bei der Energieversorgung sowie der Zuspitzung der Klimakrise. „Beides erhöht die Dringlichkeit, auch im Gebäudebereich fossile Technologien zügig zu ersetzen und einen höheren Fokus auf erneuerbare Energien und Energieeffizienz zu legen“, sagt Wirtschaftsminister Robert Habeck.
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2. Was ändert sich?
Die neuen Förderrichtlinien sind Ende Juli im Bundesanzeiger veröffentlicht worden. Sie treten in gestufter Reihenfolge in Kraft:
3. Was bedeutet das finanziell?
Mit der Reform werden alle Fördersätze um 5 bis 10 Prozentpunkte gesenkt. Die Absenkung sei laut BMWK notwendig, um möglichst vielen Bürgern „den Zugang zu Förderung zu ermöglichen“. Aus Sicht des Ministeriums „bleiben die Fördersätze weiterhin auf einem hohen Niveau“. Zudem machten steigende Energiepreise Investitionen in höhere Effizienz grundsätzlich schneller rentabel.
Das BMWK liefert drei Beispiele, was die Neuerungen für Immobilienbesitzer finanziell bedeuten:
4. Was wird nicht mehr gefördert?
Mit der Neuausrichtung des Förderprogramms fallen laut BMWK auch einige Förderungen weg. Das treffe zum Beispiel:
Zudem werde die Kreditförderung für Einzelsanierungsmaßnahmen bei der KfW gestrichen. Grund dafür sei die geringe Nachfrage.
5. Was sagt das Handwerk zur Reform?
Das Handwerk reagiert mit Kritik auf neuen Förderbedingungen. „Es ist zwar richtig, angesichts von Energiekrise und Klimawandel auf die Sanierung des Gebäudebestands zu setzen“, sagt Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer vom Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB). Doch der eingeschlagene Weg sei falsch: Eigentümer bräuchten eine höhere Förderung anstelle einer niedrigeren. Die bisherige Sanierungsquote von rund einem Prozent sei zu niedrig, so Pakleppa. Er prognostiziert, dass mit den neuen Förderbedingungen künftig weniger saniert wird.
Der Zentralverband des Dachdeckerhandwerks (ZVDH) sieht das ähnlich. Die Änderungen bei der Gebäudeförderung gingen in die „komplett falsche Richtung“. Mit Blick auf die steigenden Bauzinsen, die unkalkulierbaren Lebenshaltungskosten und die Unsicherheit bei den Energiepreisen, sieht der Verband in den sinkenden Fördersätzen für energetische Sanierungsmaßnahmen wenig Anreiz für Bauherren.
Kritik im kommt auch vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH): „Die kurzfristigen Änderungen der Gebäudeförderung bedeutet für Handwerksbetriebe und Auftraggeber eine erhebliche Verunsicherung“, sagt Generalsekretär Holger Schwannecke. Ohne Not werde das Vertrauen in Förderangebote beschädigt, die für die Umsetzung der Energiewende wichtig sind.
Der ZDH sieht das Handwerk vor einer Herkulesaufgabe: Es müsse die Transformation des Landes umsetzen – trotz großer Fachkräftelücke, Materialengpässen und Lieferkettenstörungen sowie enormer Energiepreissteigerungen. „Das kann nur funktionieren, wenn wir die volle Rückendeckung der Politik haben“, betont Schwannecke. Dazu gehöre auch Verlässlichkeit und Planbarkeit in der Förderpolitik.
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