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Foto: handwerk.com

Tchibo und der Zahnersatz

Ein Pfund Kaffee und eine Krone

Tchibo liefert jetzt auch Zahnersatz. Mit der sogenannten ZahnersatzCard sollen Kunden bis zu 50 Prozent bei Krone und Co. sparen können. Jetzt hat ein Richter die Werbebotschaft kassiert.

Seit dieser Woche vertreibt Tchibo in Deutschland Zahnersatz, der auf den Philippinen produziert wird. Das Thema ist nicht neu, die Zahntechnikerbranche stöhnt seit Jahren über Dumping-Angebote, die aus Billiglohnländern stammen. Doch jetzt bekommen deutsche Zahntechniker unerwartet Beistand von Verbraucherschützern, Ärzten – und einem Gericht.

Das Landgericht Düsseldorf hat verschiedenen Medienberichten zufolge in einem Eilverfahren die Werbung für das ZahnersatzCard genannte Angebot kassiert (AZ 38 O 113/13). Der zuständige Richter sieht Hinweise auf ein wettbewerbswidriges Verhalten, schreibt zum Beispiel Spiegel Online.

„Der Vertrieb bleibt davon unbenommen“, stellt Andreas Engelmann auf Nachfrage von handwerk.com klar. Die Karte bleibt im Sortiment der rund 750 Tchibo-Filialen. Überprüft würden derzeit lediglich die Werbematerialien, sagt der stellvertretende Unternehmenssprecher.

Günstiger Zahnersatz für 24 Euro? Mehr zum Angebot des Kaffeerösters auf Seite 2.

„Hochwertiger Zahnersatz für jeden“

Zunächst auf einen Monat begrenzt bietet Tchibo gemeinsam mit der Hamburger Dentalhandelskette Novadent die ZahnersatzCard an. „Wir möchten hochwertigen Zahnersatz für jeden erschwinglich machen“, sagte Tchibo-Sprecherin Helen Rad ein paar Tage zuvor. Mit der 24 Euro teuren Karte können Kunden laut bisherigem Werbeflyer Zahnersatz um bis zu 50 Prozent unter dem regulären Novadent-Angebot kaufen.

Die günstigen Preise erreicht Tchibo dadurch, dass der Kooperationspartner Novadent auf den Philippinen produziert. Dort fertigen die Hamburger nach eigenen Angaben bereits seit Ende der achtziger Jahre. Die Qualität leide darunter nicht, betont Novadent auf seiner Website. Ein modernes Hightech-Dentallabor, das in Manila nach den Regeln des deutschen Medizinproduktegesetzes fertigt und eine weitere Qualitätskontrolle im Meisterlabor in Hamburg stellten das sicher.

Abmahnung auf dem Tisch

Besonders scharf hatte der Verband der Zahntechniker-Innungen (VDZI) das neue Angebot des Kaffeerösters kritisiert. Doch inzwischen hat der Verband seine unter der laufenden Nummer 06/2013 veröffentlichte Pressemitteilung aus dem Netz genommen. Sie liegt der Redaktion vor. Aus ihr darf aber nicht mehr zitiert werden. Warum? „Wir haben eine Abmahnung bekommen“, sagt Verbandsjustiziar Michael Prehn.

Ehe sich der Verband wieder zu dem Sachverhalt zu Wort melde, müsse man sich intern abstimmen. Anfang der kommenden Woche werde das der Fall sein.

Die Verbraucherzentralen warnen vor unnötigen Ausgaben! Lesen Sie weiter auf der letzten Seite.

„Das ist kein Schnäppchen“

Weniger zugeknöpft als aktuell der VDZI äußern sich die Verbraucherzentralen zu dem neuen Tchibo-Angebot. Die Verbraucherschützer in Hamburg warnen Verbraucher, dass solche „Schnäppchen-Angebote“ immer die Gefahr bergen, dass der Kunde etwas kauft, das er eigentlich nicht braucht. „Das ist dann allerdings kein Schnäppchen mehr, sondern eine unnötige Ausgabe“, verdeutlichen die Hamburger.

In eine ähnliche Kerbe haut auch die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt in Halle: Kunden sollten vor dem Erwerb der Karte mit dem behandelnden Zahnarzt sprechen und klären, ob der Mediziner mit Novadent zusammenarbeiten würde.

Übrigens: Diese Empfehlung spricht unterdessen auch Tchibo seinen Kunden aus, bestätigt Sprecher Andreas Engelmann.

(ha)

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