Sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bei der Kreditvergabe künftig im Vorteil? Mit dieser Entwicklung rechnen zumindest zwei Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum: Die künftigen, Basel II genannten Eigenkapitalregeln, werden nach ihren Berechnungen zu besseren Kreditkonditionen für KMU führen.
Neue verbindliche Regeln aus Basel
Der Hintergrund: Verleiht ein Kreditinstitut heute an ein Unternehmen Geld, muss es acht Prozent der Kreditsumme mit Eigenkapital unterlegen. Dabei werden alle Kreditnehmer, vom Großunternehmen bis zum kleinen Handwerker, gleich behandelt. Derzeit überarbeitet ein Expertenausschuss in Basel jedoch die Eigenkapitalregeln für Banken (Basel I). Demnach soll eine Bank voraussichtlich ab 2005 umso mehr Eigenkapital vorhalten, je schlechter die Bonität des Kunden ist und je größer damit das Risiko eines Kreditausfalls ist.
Sonderfall Portfolio-Rating
Nach Bekanntgabe der neuen Richtlinien wurde zunächst befürchtet, dass sich Kredite für KMU erheblich verteuern würden. Nach Ansicht der Bochumer Wissenschaftler wurde dabei jedoch übersehen, dass ein erheblicher Teil der KMU vom geplanten Portfolio-Rating profitieren würde: Bei diesem Vorgehen werden Unternehmen nicht alleine bewertet, sondern zu Gruppen zusammen gefasst, für die dann die Kreditrisiken ermittelt werden. Profitieren würden davon mehr als 80 Prozent der umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen: Für sie ergäben sich nach Schätzungen der Forscher deutlich niedrigere Risikogewichtungen als bisher vorgeschrieben.
Das ginge den Bochumer Wissenschaftlern jedoch zu weit. Sie meldeten Zweifel an, ob die diese Privilegierung nicht zu weit gehe, da sie zu Lasten die angestrebte Risikosensibilisierung in den Banken gehe.
Weitere Artikel zu diesem Thema:
Rating: Was ist das?
Rating: Wer braucht es?
Rating: Was wird bewertet?
Rating: Wer bietet es an?
Rating: Tipps zur Vorbereitung
Rating ist längst Alltag ein Blick hinter die Kulissen